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Ich schaue Isaac an und verschränke abwartend meine Arme vor der Brust.
"Ich warte.",bemerke ich.
"Eine."
"Eine Beziehung?"
Er nickt und macht sich dran, das Hähnchenbrustfilet, oder welches Teil das auch immer ist, in die Pfanne wandern zu lassen.
"Aber nicht mit Amber?"
"Niemand aus New York."
"Aus Ohio?",hinterfrage ich und fuchtel kurz mit meinen Händen herum, in der Hoffnung, er versteht, dass mich meine Neugier wohl nicht in Ruhe lassen wird. Es wäre um einiges einfacher, wenn er von allein weiter reden würde, ohne mich alles hinterfragen zu lassen. Immerhin werd ich ihn sowieso so lange mit meinen Fragen belästigen, bis er letztendlich mit der Sprache raus rückt.
"Ohio."
"Wieso ist es kaputt gegangen?"
"Ist lange her, man wird älter und ändert sich. Vorgefallen ist nichts, wir sind im Guten auseinander gegangen."
Ich summe nachdenklich und wende mich wieder meiner Aufgabe zu, die Paprika vor mir in kleine Stücke zu schneiden.
"Bei dir?"
"Bei mir?"
"Du warst mit dieser Kira zusammen?"
"Kylie.",verbessere ich ihn.
"Genau. Gibt es neben ihr noch jemanden?"
Sofort schüttel ich den Kopf, halte aber kurz inne, weil ich merke wie Isaac sich an mir vorbei schiebt.
"Wir- waren über zwei Jahre zusammen. Als klar war, dass ich- hierher kommen würde, haben wir uns getrennt.",erkläre ich und zucke seufzend mit meinen Schultern.
"Ist da noch irgendwas?"
Verwirrt schaue ich ihn auf, meinem Blick geht Isaac aber schlichtweg aus dem Weg.
"Gefühle?"
"Natürlich Gefühle.",erwidert Isaac, vielleicht etwas patzig, weswegen ich es mir nicht verkneifen kann, ihn nach zu äffen. Manchmal ist er wirklich etwas schnell gereizt.
"Du kannst wirklich eine Zicke sein, Isaac. Aber nein. Wir sind nur Freunde, keine Gefühle mehr."
"Liam?",fragt er weiter.
"Ich hab Liam nicht mehr gesehen, seitdem ich nicht mehr in der Kanzlei arbeite."
"Gut."
"Gut.",äffe ich ihn erneut nach und kneife in seine Seite, wofür ich nur gebrumme ernte. Die Paprika lasse ich ebenfalls in eine Pfanne wandern, als ich endlich fertig bin. Ich schiebe Isaac etwas von dem Spülbecken weg, um mir, genauso wie er es tut, meine Hände waschen zu können.
Seufzend blicke ich ihn an und lasse mich auf dem Stuhl am Küchentisch nieder. Meine Lippen legen sich um den Strohhalm, welcher in dem Glas mit Cola steht während ich sehe, wie Isaac sich mir gegenüber hin setzt. 
"Ich hab eine Frage an dich.",beginne ich und verschränke meine Arme vor der Brust, in der Hoffnung, nicht nervös zu wirken.
"Und die wäre?"
"Du musst nicht zustimmen wenn du nicht möchtest."
"Wie gnädig, Madison."
Isaac schmunzelt und drückt mir einen Kuss auf.
"Also?"
Auffordernd nickt er, weswegen ich ebenfalls nicke und mich räuspere.
"Ich flieg bald zu meinen Eltern."
"Wirklich? Wieso hast du nicht-"
"Ich erzähl es dir jetzt.",entgegne ich sofort, weil mir bewusst ist, worauf er hinaus will. Wieso habe ich ihm nicht früher davon erzählt? Wahrscheinlich, um mehrfach über meinen Plan nachdenken zu können, und trotzdem fühle ich mich jetzt alles andere als vorbereitet. Wir sind zusammen. Ich bin mir recht sicher, dass wir das sind, und auch, wäre das nicht der Fall- auch dann würde meine Frage im Raum stehen.
"Ich wollte dich fragen, ob du eventuell- ob wir zusammen fliegen?"
Er schaut mich an und blinzelt ein paar Mal. Dabei wirkt er nicht unbedingt so, als wäre er darauf aus, mir eine Antwort zu geben.
"Eigentlich hab ich mein Zimmer noch zu Hause, aber wir könnten auch ein Hotelzimmer mieten. Zwar hab ich kein Meer anzubieten, aber es ist trotzdem wirklich schön."
Ich nicke mir selbst zu, stolz über mich selbst, nicht sofort einen Rückzieher gemacht zu haben.
"Ich verstehe, wenn du-"
"Nein. Nein, ich würd dich wirklich gerne begleiten, Madison. Nicht immer so viel reden."
Nicht immer so viel reden.

Maybe.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt