Überfordert bleibe ich stehen. Mein Blick wandert in dem Eingangsbereich der großen Kanzlei herum. Es ist leer, weitestgehend, vereinzelt laufen Mandanten an mir vorbei, verabschieden sich teils aufgelöst, teils auch angespannt von Jessica. Die freundliche Dame mittleren Alters sitzt hinter der Abtrennung, geht ihrer Aufgabe als Sekretärin und Anwaltsgehilfin, wie jeden Morgen, bestens nach. Ich bin mir sicher, dass sich die Junganwälte mittlerweile wieder in dem gut belichteten Großraumbüro versammelt haben, und um ehrlich zu sein, wäre das gerade auch der Ort, an dem ich mich aufhalten sollte.
"Madison?"
Liam erscheint neben mir, weswegen ich ihn leicht anlächle, meinen Blick aber wieder abwende.
"Morgen."
"Geht es dir gut?"
Ich nicke langsam und schluffe durch den Eingangsbereich, um in den Hauptteil der Kanzlei zu gelangen und gleichzeitig auch, um einem Gespräch mit Liam aus dem Weg zu gehen.
"Du siehst unglücklich aus."
"Ich- ich war zu spät dran und- ich werde mich gleich noch kurz fertig machen. Tut mir leid."
"Komm."
Meine Hand wird in seine genommen, ehe er mich langsam mit sich in das kleine Eckbüro schiebt.
"Harvey hat gesagt, wenn ich meine- Arbeit nochmal nicht pünktlich abgebe, bin ich schneller raus, als ich schauen kann. Liam, ich hab noch genug zutun-"
"Harvey ist nicht da, ist schon gut."
Liam deutet auf den Zweisitzer aus schwarzem Leder, auf welchem ich mich nur zögerlich nieder lasse. Meine Augen schließen sich kurz, weil das pochende Gefühl in meinem Kopf sich wieder bemerkbar macht.
"Brauchst du eine Tablette?"
"Hast du eine?",hinterfrage ich und schaue Liam an, bekomme sofort die Reihe mit Schmerztabletten und eine Wasserflasche vor gehalten.
"Dankeschön."
Sofort spüle ich die Tablette runter. Was solls. Migräne ist überhaupt nicht dramatisch, einfacher wäre das ganze trotzdem, wäre meine Schmerztoleranz höher.
"Ist irgendwas passiert?"
Seufzend schiebe ich meine Haare zurück, hinter mein Ohr, weil ich mir sicher bin, dass meine Wange mittlerweile gut an Farbe angenommen hat.
"Wer?"
"Isaac-"
"Madison-"
"Nein, ich meine, er hat mir nichts getan, aber- seine Freundin."
Von Liam ernte ich einen verwirrten Blick, während seine Finger sich auf meinen Rücken legen und diesen beruhigend auf und ab fahren.
"Mein Wagen ist in der Werkstatt. Isaac hat also angeboten, mich mit zu nehmen, weil- er nur ein paar Meter weiter arbeitet, also hab ich vorhin bei ihm geklingelt."
"Das erklärt dein Veilchen nicht."
"Auf jeden Fall hat seine- Freundin oder was auch immer sie ist- die Türe aufgemacht. Ich meine, die letzten Male, als ich sie gesehen hab, war sie schon wirklich- vulgär. Jedenfalls hat sie die ein oder anderen abwertenden Anmerkungen und Beleidigungen in ihre Begrüßung einfließen lassen, also hab ich erwähnt, wie asozial ihr Verhalten doch ist. Naja-"
Ich zucke mit meinen Schultern und deute auf meine Wange.
"Meine Aussage hat sie damit nur noch unterstützt.",füge ich noch hinzu und seufze. Es nervt mich. Es nervt mich so sehr, nicht die Tatsache, dass sie mich allenernstes geschlagen hat. Das ist mir egal. Vollkommen egal. Sie ist asozial und das ist mir bewusst. Es nervt mich eher, dass Isaac zugelassen hat, dass sie mir weh tut.
"Wirst du-"
"Ich werd sie nicht anzeigen, Liam."
"Du könntest, Körperverletzung."
"Das ist Kinderkram, sie ist keine Mühe wert.",erwider ich nur.
"Ich fahr dich nach Hause."
Liam steht auf und schnappt sich meine Hände, zieht mich somit auf, so, dass ich letztendlich wieder aufrecht stehe.
"Ich muss noch bis sechs Uhr."
"Ist egal, merkt sowieso niemand."
"Aber Harvey-"
"Du nimmst dir frei, Madison.",unterbricht Liam mich wieder, während wir uns langsam raus aus seinem Büro und dafür in Richtung des Aufzugs bewegen, diesen kurz darauf betreten.
"Musst du zum Arzt?"
Verwirrt schüttel ich den Kopf und lasse meine Haare wieder etwas mehr vor mein Gesicht fallen, weil das Brennen auf meiner Wange sich schon wieder bemerkbar macht.
"Du musst mich nicht fahren."
"Schon gut."
"Ich nehm mir ein Taxi, Liam, ich will nicht, dass du dir Umstände machst."
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Maybe.
Novela JuvenilArbeit. Einer der Hauptbestandteile in Madison's Leben. Die junge Jurastudentin steckt voll und ganz in den Vorbereitungen für das nächste Semester, als sie eines Abends das Haustier ihres Nachbarn auf ihrem Balkon auffindet. Das kleine Kätzchen mac...