Ich seufze und schaue auf den Bildschirm meines Laptops, so, wie eigentlich jeden Abend. Das Schreiben, welches ich für Diane vorbereiten sollte, ist zwar mittlerweile endlich fertig, zufrieden bin ich damit aber leider so überhaupt nicht.
Mir wird der gefüllte Löffel entgegen gehalten, weswegen ich dankend nicke und das Eis in meinem Mund verschwinden lasse.
"Wann bist du fertig?",hinterfragt er also seufze ich nur überfordert.
"Bin noch nicht zufrieden."
"Soll ich?"
"Nein, schon gut, ich- denke, ich geb es einfach so ab.",entgegne ich. Immerhin wär es doch irgendwie unpassend, ihn mit meiner Arbeit zu belästigen. Dazu kommt, dass ich nichtmal weiß, ob es rechtlich korrekt wäre, ich meine, ich bin keine Anwältin, hab ich mich dann an das Anwaltsgeheimnis zu halten? Meine Finger legen sich um den Stiel der Rose, welche diesmal etwas später auf dem kleinen Tisch auf meinem Balkon auf zu finden war. Ich hab eigentlich nichtmal erwartet, dass er das weiter durch zieht. Also wirklich nicht. Immerhin hat er anderes zutun und ich bin morgens auch wirklich nicht immer die freundlichste.
Ich öffne seufzend wieder meinen Mund und bekomme von Isaac stattdessen einfach einen Löffel gereicht.
"Dankeschön."
Meinen Laptop klappe ich zu und stelle diesen dann weg. Die Kuschelecke ziehe ich mehr über uns, weil es wirklich eisig draußen ist.
"Möchtest du lieber rein?"
"Nein, schon gut."
Mir wird ein Kuss auf die Wange gedrückt, weswegen ich ihn überrascht anschaue. Still bleibe ich trotzdem, auch, wenn mich das nicht wirklich stört. Ich meine, wie soll ich darauf schon reagieren?
"Wofür stehen die Zahlen?",will ich wissen und fahre über die schmalen, schwarzen Linien auf der Innenseite seines Unterarms. Hauptsächlich, um ab zu lenken, aber andererseits hat mich das sowieso interessiert, also kommt mir mein Ablenkungsmanöver sogar doch zu gutem.
"Ist das Geburtsjahr meiner Schwester."
"Also ist sie- 16?"
Er nickt:"seit knapp zwei Wochen."
"Kommst ihr aus New York? Hab dich noch nichts von deiner Familie sagen hören."
"Moskau. Beziehungsweise- mittlerweile Ohio. Zoey wird- nach kommen wenn sie mit der Schule fertig ist, weil Mom und Dad sowieso in Arbeit versinken.",erklärt Isaac nur schulterzuckend. Ich halte überfordert inne. Sein Ton wirkt anwertend, zum Ende hin besonders. Ein gutes Verhältnis wird er zu einem Elternteil mit Sicherheit nicht haben.
"Also bist du Russe?"
Wieder nickt er, weswegen ich überrascht meine Augenbraue nach oben ziehe. Erwartet hab ich das nicht wirklich, wieso, weiss ich nichtmal.
"Du bist aus- der Schweiz?"
"Aus einem kleinen Ort nähe Zürich. Bin froh weg zu sein von dort.",entgegne ich sofort. So froh. So so froh.
"Wieso?"
"Jeder redet über Jeden, lacht einem im anderen Moment aber ins Gesicht. Dieses Kleinstadtleben war- irgendwie noch nie meins, keine Ahnung."
Mein Freundeskreis hat sich rapide verkleinert, als mir erstmal bewusst geworden ist, dass im Endeffekt nur mit einem geredet wird, weil wir nunmal in einem eher kleinen Ort gelebt haben und man sich miteinander gut halten wollte. Selten aus einem anderen Grund.
"Also wirst du hier bleiben wenn du fertig bist?"
"Mit dem Studium?",hinterfrage ich seine Frage worauf Isaac nur nickt.
"Denke schon, ja, und du?"
"Auch."
Ich lächel ihn still an und lehne mich nach hinten, als ich sehe wie Fee es sich zwischen uns bequem macht. Sofort hebe ich sie runter und lege sie stattdessen unter die Decke während ich den Löffel in die Schale mit dem Rest Eis sinken lasse, um das kleine Kätzchen kraulen zu können.
"Machst du Sport? Du machst Sport, oder?"
Nachdenklich schiebe ich sein T-Shirt etwas hoch, als mir auffällt, wie die adern darunter verschwinden und piekse in seinen Oberarm.
"Regelmäßig ins Fitnessstudio und eigentlich Basketball."
Sein Arm legt sich um meine Taille, zieht mich näher an sich weswegen ich ihn umständlich umarme, mit dem Ziel, nicht ganz so aufdringlich zu wirken. Aber andererseits geht das doch von ihm aus, richtig?
"Eigentlich?"
"Hab mir eine Verletzung zugezogen, seitdem nicht mehr."
"Wirst du nicht mehr spielen?"
Fragend blicke ich ihn an und wende mich wieder etwas mehr Fee zu, weil diese beliebig Geräusche von sich gibt.
"Ich werd was dran machen lassen, kommendes Jahr."
"Wusst ich nicht."
"Ich weiss.",entgegnet er schmunzelnd, was meine Mundwinkel automatisch auch nach oben zucken lässt.
Ich fülle wieder meinen Löffel mit etwas Erdbeereis und lasse diesen erneut in meinem Mund verschwinden. Mein Blick wandert wieder über das Gitter, zu den vielen Lichtern.
Ich liebe es hier wirklich, verdammt.
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Maybe.
Teen FictionArbeit. Einer der Hauptbestandteile in Madison's Leben. Die junge Jurastudentin steckt voll und ganz in den Vorbereitungen für das nächste Semester, als sie eines Abends das Haustier ihres Nachbarn auf ihrem Balkon auffindet. Das kleine Kätzchen mac...