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Seufzend lehne ich mich gegen das Waschbecken und schaue Isaac an, welcher umständlich versucht, seinen Oberkörper ab zu trocknen.
"Lass mich dir helfen, Isaac."
"Ich schaff das."
Meine Augen verdrehen sich:"sei nicht so Stur und gib mir das Handtuch."
Ich meine, verdammt, er ist sturer als ich. Etwas von meiner Hilfe an zu nehmen wird ja wohl nicht so schwer sein, besonders nicht dann, wenn es bei so einer belanglosen Sache ist.
Isaac brummt unzufrieden und macht keine Anstalt, mir den Stoff zu reichen, also schnappe ich mir aus der unteren Ablage des Waschbeckens einfach ein frisches Handtuch.
"Halt deinen Arm fest.",fordere ich ihn auf und reiße ihm, vielleicht etwas zu hastig, sein Handtuch aus der Hand.
"Alles was netter.",murmelt er nur.
"Halt deinen Arm fest, Isaac."
Er nickt langsam und geht meiner Aufforderung nach, hält seinen operierten Arm etwas nach oben, weswegen ich die Armschlinge ab mache und auf den Boden fallen lassen.
Vorsichtig tupfe ich die Wassertropfen ab, während er mich nur still beobachtet. Er zuckt kurz zurück als ich an seiner Schulter ankomme und murmelt vor sich hin.
"Was denn?",hinterfrage ich.
"Ich- hab Schmerzen und- du bist dafür etwas zu- grob."
"Tschuldigung."
Sanft fahre ich über seine Wange, lächel ihn entschuldigend an.
Ich setze einen Kuss auf seine Brust und halte dann die beiden Armschlingen nach oben.
"Welche?"
"Ich brauch die nicht, Madison."
"Doch, brauchst du."
Er deutet auf die schmalere, weswegen ich nicke und sie um seinen Oberkörper wickel. Mit dem rosanen Handtuch versucht er seine Haare trocken zu rubbeln, was aber wieder ziemlich umständlich aussieht, so wie eigentlich alles was er in den letzten Stunden getan hat.
"Komm mir etwas entgegen."
Wortlos geht er dem nach, was mich zufrieden grinsen lässt.
"Geht doch."
Ich wuschel mit dem Handtuch durch Isaacs Haare, um sie es etwas trocknen zu können.
"Du brauchst dich nicht so um mich zu kümmern.",wiederholt er gefühlt zum hundertsten mal seitdem wir zu Hause sind.
"Auf die Couch."
Isaac seufzt und trottet ins Wohnzimmer.
"Das ist keine große Sache."
"Du bist nicht umsonst zwei Wochen krank geschrieben."
Ich küsse ihn flüchtig und fahre über seine Wange.
"Essen?"
Er nickt nur, also tapse ich in die Küche, höre aber wie Isaac mir hinter her kommt.
Am Esstisch lässt er sich nieder, dreht sich mir entgegen, während ich anfange, die Paprika ab zu waschen.
"Ich war einkaufen, damit wir zumindest die nächsten paar Tage Ruhe haben.",informiere ich ihn. Mir war klar, dass wir heute nicht mehr raus gehen, also war ich in der Zeit, in der ich nicht zu ihm durfte, im nächstbesten Supermarkt und hab alles Frische wieder aufgefüllt. Nicht viel, aber es wäre unpassend gewesen, hätte ich Isaac das noch überlassen, immerhin ist er krank.
Ich höre, wie die Musik angestellt wird, weswegen ich Isaac einen Blick zu werfe.
"Scheiße.",zische ich und reiße ein Stück von der Küchenrolle ab, welches ich schmollend auf meine blutende Hand drücke. Ich sollte wirklich öfter kochen. Und verdammt, wenn dann sollte ich mich auch darauf konzentrieren und nicht auf alles andere.
"Scheiße."
"Nichts passiert.",murmel ich und werfe einen Blick auf den Schnitt an meinem Finger.
"Hinsetzen.",kommt es nur von Isaac.
"Nein, bitte."
"Mir gehts gut, Madi. Du musst das hier alles nicht machen, wirklich nicht."
Meine Augen füllen sich mit Tränen weswegen ich mich wortlos an ihn drücke.
"Was ist los, hm? Wieso bist du heute so aufgewühlt?"
"Ich weiss nicht."
Und das weiß ich wirklich nicht. Gut, vielleicht, weil ich innder letzten Nacht kaum geschlafen habe, weil Isaac sich auch so unwohl gefühlt hat. Weil der Arzt mich mit den hundert Sachen, die wir beachten sollen, nicht gerade beruhigt hat und weil ich doch sowieso so eine Memme bin, was unangenehme Situationen angeht.
Unzufrieden murmel ich vor mich hin und küsse seinen Kiefer bevor er mich seitlich an sich drückt und aufsteht. Mit mir auf dem Arm. Oh oh. Meine Augen weiten sich.
"Lass mich runter.",rufe ich sofort, klammer mich aber an ihn um nicht zu fallen.
"Ich hab dich, schon gut."
"Isaac."
Mit mir lässt er sich auf die Couch fallen und küsst meine Schläfe.
Die Tränen auf meiner Wange wischt er weg, schiebt mich dann von sich runter.
Er zieht ein paar Taschentücher aus der Packung und dreht sich mir entgegen.
"Sieht nicht gut aus."
"Tut kaum weh.",murmel ich. Sein schmunzeln zeigt mir, dass er mir genauso wenig glaubt, wie ich mir selbst auch nicht.
Isaac drückt die Tücher auf meine Hand, auf welcher sich wieder neues Blut ansammelt.
"Ich räum die Küche auf."
"Lass es einfach, Madi."
"Ich räum die Küche auf.",wiederhole ich mich und rase in die Küche.
Die halb geschnittene Paprika werfe ich einfach weg, stelle das Brettchen zusammen mit dem Messer in die Spüle.
Ich schiebe einfach zwei Pizzen in den Ofen, damit Isaac nicht jetzt noch selbst kochen muss.
Ich mache mich wieder auf den Weg zurück ins Wohnzimmer und seufze, als mein Blick auf Isaac fällt.

Maybe.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt