Still piekse ich in meinem Salat herum, lasse nur die halbierte Tomate daraus in meinem Mund verschwinden.
"Madison."
Isaac lässt sich neben mir auf der Bank nieder, stellt das Tablett mit seinem Essen drauf direkt neben meinem ab.
"Du siehst gar nicht gut aus.",merkt er an, deswegen ich ihn verwirrt anschaue. Die Strähnchen, die eigentlich beabsichtigt aus meinem Dutt raus hängen, werden von ihm zurück, und somit hinter mein Ohr geschoben, was mir doch ein schmunzeln entlockt.
"Danke?",entgegne ich also und zucke mit meinen Schultern. Dass er das nicht beleidigend auf mein Aussehen bezogen meint, ich mir das demnach nicht all zu sehr anziehen sollte, ist mir bewusst.
"Geht es dir gut?"
"Ich geb mir zwei Wochen."
"Zwei Wochen? Wofür? Du musst dir Hilfe holen, wenn du sui-"
Sofort unterbreche ich ihn und schüttel den Kopf:"Nein nein, Isaac, sowas nicht, keine Sorge."
Seine Finger legen sich um meine, weswegen ich etwas mehr zu ihm rücke, nur, um kurz darauf meinen Kopf gegen seinen Oberarm lehnen zu können.
"Erzählst dus mir?"
"Ich- hab keine Nerven hierfür."
"Wofür?"
"Ich sitze Stundenlang hier, Isaac. Stundenlang in der Uni, nur, um danach noch den Abend mit lernen zu verbringen. Kein Problem. Damit hab ich gerechnet. Aber wenn das hier nicht mein Alltag ist, dann sitze ich den gesamten Tag in der Kanzlei, wieder ohne jegliche Zeit für mich selbst. Ich geb mir zwei Wochen, dann bin ich weg hier.",erkläre ich und werde von Isaac sofort umarmt, womit er mir ein seufzen entlockt. Zumindest ist die Mittagspause immer eine Erleichterung. Essen und mit Isaac reden ist gut. Besonders nach so viel Stress. Weil ich merke, wie meine Augen wieder ein paar Tränen abwerfen, fange ich an zu schmollen und lasse erneut ein Seufzen ab.
"Du weißt, dass du hier nicht immer anwesend sein musst, hm?"
"Ich bin kein Genie, ich studiere Jura und dafür muss ich lernen, Isaac."
Er brummt nur kurz auf. Auch, wenn ich merke, dass mein Tonfall vielleicht nicht ganz so freundlich war, entschuldige ich mich nicht. Ich bin mir sicher, dass er weiss, dass ich ihn damit nicht angreifen möchte.
"Tut mir leid.",murmel ich letztenendes doch noch.
"Ist schon gut, nicht schlimm."
Langsam nicke ich:"danke."
Ich lege meinen Kopf an seiner Halsbeuge ab und bleibe ruhig. Sein typischer Duft steigt mir in die Nase, weswegen ich zufrieden summe. Die Tränen auf meiner Wange wische ich weg, auch, wenn mir klar ist, dass das nicht wirklich etwas bringt. Ich hab kein Lust mehr hier drauf. Keine Lust mehr auf Stress und auch keine Lust mehr, zu studieren. In ein paar Tagen beginnt das nächste Semester und um ehrlich zu sein, graut es mir jetzt schon davor.
"Hey."
"Hm?"
"Lass uns gehen, Madi. Ich mach was zu Essen und wir- tun einfach, was du möchtest. In die Stadt, schlafen, einfach nur rum fahren, was auch immer du möchtest."
Überrascht blicke ich ihn an und nicke sofort, weil sein Vorschlag mehr als verlockend für mich klingt.
Isaac steht auf und lässt sein Tablet mit dem, nicht gerade hochwertig aussehenden Burger drauf, einfach stehen, genauso wie ich meinen Salat.
"Das Essen hier ist wirklich grausam.",merke ich nebenbei nochmal an und hebe meine Tasche hoch.
"Leider ja."
Seine Finger verschränken sich mit meinen, während wir zusammen die Mensa verlassen und uns auf den Weg machen, das Unigebäude zu verlassen.
"Hast du heute keine Vorlesung mehr?"
"Keine wichtigen, nein."
"Du nimmst das Ganze nicht so ernst, oder?"
"Ich geb mir Mühe, aber- wenn es nicht geht, geht es nunmal nicht.",entgegnet er und zuckt mit seinen Schultern. Isaac öffnet die Tür seines Autos und nickt auffordernd.
"Danke."
Ich lasse mich in das kühle Leder des Beifahrersitzes sinken und warte still ab, dass er sich neben mir nieder lässt.
Schniefend wische ich über meine Augen und bekomme sofort einen Blick von Isaac zu geworfen. Was mir dieser sagen soll, kann ich nur wirklich nicht deuten. Ausnahmsweise nicht.
"Musik?"
Ich nicke und lehne mich nach hinten, höre abwartend zu, nachdem Isaac das Radio angestellt hat, um erkennen zu können, welches Lied läuft.
"Ich will weg hier, weißt du? Nicht nach Zürich zu meiner Familie. Einfach- ans Meer.",erzähle ich und schaue seufzend aus dem Fenster raus.
"Bist du nicht gern hier?"
"Doch. Sehr. Aber trotzdem würde ich das hier manchmal für eine Zukunft am Meer hin schmeißen."
Ich liebe New York, es war schon immer mein Traum hier zu leben, dennoch würde ich an manchen Tagen wohl alles dafür geben, raus aus diesem Stress zu kommen und einfach nur am Strand zu sitzen.
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Maybe.
Teen FictionArbeit. Einer der Hauptbestandteile in Madison's Leben. Die junge Jurastudentin steckt voll und ganz in den Vorbereitungen für das nächste Semester, als sie eines Abends das Haustier ihres Nachbarn auf ihrem Balkon auffindet. Das kleine Kätzchen mac...