Seufzend rutsche ich an die Kante meines Bettes und schlüpfe sofort in meine Hausschuhe, als die Kälte vom Boden sich bemerkbar macht.
"Okay, warte, ich hab den Überblick verloren."
Kylie tut es mir gleich und rückt neben mich, wirft mir währenddessen einen verwirrten Blick zu, was mich schmunzeln lässt.
"Also hast du die Seite gewechselt?"
"Ich hab nie gesagt, dass ich-"
"Dass du nur auf Weiber stehst, ich weiss, ich weiss.",entgegnet sie sofort und lässt ein Lachen folgen.
"Genau."
Ich stehe widerwillig auf und schluffe mit ihr im Anhang in meine Küche, weil ich merke, wie sich der Hunger in mir breit macht. Wir hätten wirklich wo anders noch etwas zu Essen bestellen sollen. Nachdem wir knapp zwei Stunden auf den Lieferanten von der Pizzeria ein paar Blocks weiter gewartet haben, waren wir aber beide irgendwie genervt. Viel Auswahl hatten wir um kurz nach eins in der Nacht nämlich nicht mehr, also haben wir es bei Pudding belassen.
"Du hast also mit deinem Kollegen geschlafen, obwohl du auf deinen Nachbarn stehst?"
Ich nicke:"genau."
"Müsli, Obst oder Pancakes?",hinterfrage ich noch schnell und wasche meine Hände erstmal gründlich, bevor ich zwei lange Gläser raus stelle.
"Obst. Erläuterst du mir deine Entscheidung auch?"
"Welche Entscheidung?"
"Wieso du so gehandelt hast?!"
Würde ich sie nicht kennen, würde ich ihren Unterton fast als Entsetzen deuten, ich bin aber ziemlich sicher, dass sie letztendlich nur neugierig ist. Mit einem Seufzen fülle ich die Gläser mit Orangensaft, weil ich weiss, dass weder Kaffee noch Kakao auf der Liste der Dinge steht, die sie mag. Zumindest war das damals nicht der Fall.
"Er hat sich daneben benommen, nicht ich mich.",argumentiere ich sofort und zucke mit meinen Schultern, während ich etwas von dem Vanillequark in die beiden Schüsseln gebe. Abgelenkt wasche ich die Beeren ab. Ihre Frage ist wirklich irgendwie berechtigt. Ich meine, wieso hab ich so, und nicht anders, erwachsener gehandelt?
"Ich will ja nichts sagen, aber-"
"Aber?"
Ich halbiere die Erdbeeren, plaziere diese zusammen mit Heidel und Himbeeren in der Schüssel, ehe ich alles auf den Tisch stelle. Mit zwei Löffeln in der Hand lasse ich mich gegenüber von Kylie an dem weißen, runden Tisch nieder und blicke sie abwartend an.
"Schon mal dran gedacht, dass er auch enttäuscht ist?"
"Wieso sollte er? Ich meine, ich- er stand Silvesternacht da, mit einer anderen Tusse, also hat er mich doch versetzt und nicht anders."
"Jagdinstinkt, ist bestimmt normal."
"Red keinen schwachsinn.",entgegne ich und schüttel belustigt den Kopf, was von ihr mit einem Lachen kommentiert wird.
"Alles ist möglich."
Ich nicke. Möglich schon, dennoch unwahrscheinlich. Letztendlich ist Isaac einfach nur angetan davon, sich rum zu huren, ganz ohne Hintergedanke. Wären es wenigstens anständige Mädels, wäre das ganze nochmal etwas weniger dramatisch.
"Madi."
Fragend schaue ich Kylie an, nicke auffordernd weil ich weiss, dass da noch was kommt.
"Muss um acht kurz meine Anmeldung abgeben.",erinnert sie mich und steht dann auf, was ich ihr gleich tue. Mein Blick wandert zu der Uhr gegenüber von der Küchentheke, welche mir verrät, dass es schon viertel vor Acht ist und sie somit nur noch knapp fünfzehn Minuten hat.
"Sehen wir uns danach nochmal?"
"Ruf an, wenn du raus bist.",entgegne ich sofort und nicke, um auch auf ihre Frage zu antworten, während sie sich nur hektisch in die dunkelblaue Jeans zwängt.
"Reicht-"
Sofort unterbreche ich sie und schüttel den Kopf:"Nein, Kylie, ein Hoodie reicht nicht, du musst Jacke anziehen."
Sie fängt an unzufrieden vor sich hin zu murmeln und verpackt sich in der dicken Winterjacke, wickelt den Schal um und schlüpft in die Boots.
"Bahn oder Taxi?"
"Ich kann dich fahren.",biete ich an. Die Uni ist zwar nicht all zu weit entfernt, große Lust auf den letzten Drücker dorthin zu rasen, hat man Morgens aber wohl eher weniger.
"Ich weiss nicht, wie lang ich brauche."
"Dann- würd ich dir zum Taxi raten."
Kylie nickt abgelenkt und schultert ihre Tasche, weswegen ich die Türe schonmal öffne.
"Mittagessen? Irgendwas mit bringen?"
"Wir haben acht Uhr, um ans Mittagessen zu denken noch zu früh, hm?"
"Aber ich will meine Pizza.",ruft sie stattdessen einfach und fängt dann an zu schmollen, ehe ich in eine Umarmung gezogen werde.
"Ich freu mich wirklich, dass du hier bist.",murmel ich nur. Ich meine, die letzten Wochen waren nicht so besonders und sie hier zu haben, wenn auch nur drei Tage, erleichtert mich irgendwie wirklich.
Aus dem Augenwinkel sehe ich, wie sich die Aufzugtüre öffnet, was Kylie auch zu bemerken scheint, ihren fragenden Blick würde ich nämlich darauf beziehen.
Ihre lippen bilden ein:"Nachbar?", worauf ich langsam nicke. Nachbar. Isaac. Anschauen werd ich ihn trotzdem nicht, seine Entscheidung.
Sie grinst mich schief an, drückt mir kurz einen Kuss auf, ehe sie Richtung Aufzug und somit geradewegs an Isaac vorbei rast. Mich hinterlässt sie somit, zwingt mich fast schon, Isaac doch zu begutachten, welcher es mir mit teils verdutztem Blick gleich tut.
"Morgen."
Überrascht verschränke ich die Arme vor der Brust:"der Herr heute in Laune, um mich zu grüßen?"
Er brummt vor sich hin und zuckt nur mit den Schultern, weswegen ich es ihm seufzend gleich tue.
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Maybe.
Teen FictionArbeit. Einer der Hauptbestandteile in Madison's Leben. Die junge Jurastudentin steckt voll und ganz in den Vorbereitungen für das nächste Semester, als sie eines Abends das Haustier ihres Nachbarn auf ihrem Balkon auffindet. Das kleine Kätzchen mac...