Nachdenklich schaue ich auf das kaum beschriebene Blatt vor mir. Datum. Thema. Erläuterung. Mehr konnte ich der letzten Stunde nicht wirklich entnehmen. Nicht, weil mir das Zeug zu schwierig ist, eher, weil ich mich nicht konzentrieren konnte, um überhaupt irgendwas mit zu bekommen.
"Sadie."
Meine Kommilitonen schaut mich an, nickt dann auffordernd, ich denke, damit ich weiter rede.
"Darf ich-"
"Abfotografieren?"
Ich nicke und lächel sie entschuldigend an, weil das in den letzten Tagen leider zu häufig mein Anliegen war.
"Ich schick dir später alles."
"Dankeschön."
Meine Aufmerksamkeit verabschiedet sich wieder, leider, muss ich wohl dazu sagen. Die Stimme der Dame mittleren Alters vorn, ein paar Treppen entfernt, nehme ich zwar war, aber nicht wirklich was sie sagt. Ich meine, irgendwie hab ich das Gefühl, wir sind in der falschen Vorlesung gelandet. Entweder wir, oder sie ist es. Beides scheint auf jeden Fall schon so gedacht gewesen sein, einen Fehler auf dem Wochenplan konnte ich zumindest nicht entnehmen.
Mein Blick wandert in dem großen Saal herum, bis ich wieder an Isaac hängen bleibe. Abgesehen von einem abgehackten "Morgen" jeden Tag ist immernoch nicht viel mehr rüber gekommen. Eigentlich kein Problem, nervig ist es trotzdem irgendwie. Wir haben knapp einen Monat lang jeden, sogut wie jeden, Tag irgendwas gemacht, uns recht gut verstanden und eigentlich von jetzt auf gleich, schreibt er mich ab. Nervig, sag ich ja. Ich schiebe meine Brille zurecht, weil meine sicht kurzzeitig unscharf wird als er meinen Blick erwidert. Ich sollte wirklich auch in der Uni meine Kontaktlinsen tragen, verdammt. Natürlich sollte ich das, ich nehm mir gefühlt jeden zweiten Tag vor, mich auf zu raffen und die Linsen morgens in mein Auge zu fummeln, letztendlich endet es sowieso immer anders.
"Ich- geh kurz raus.",murmel ich an Sadie gewandt und klappe meine Notizen zu, weil ich weiss, dass das heute sowieso nichts mehr wird.
"Alles gut?"
"Bestens."
Langsam schiebe ich mich aus der Sitzreihe raus und rase zu der Türe, verlasse somit den Saal. Das ist wohl einer der einzigen Vorteile, weit oben zu sitzen. Der schnelle Weg zur Tür, anders, könnte ich nämlich nicht einfach mal raus hier. Erleichtert puste ich Luft aus, als mich der kalte Wind erreicht. Auch, wenn es kalt ist, ich sitze seit knapp drei Stunden in dem riesigen und mit Menschen vollgestopften Raum, wie froh ich bin, ein paar Minuten meine Ruhe zu haben, kann sich wohl niemand vorstellen. Professorin zu werden ist mit eine der einzigen Sachen, die ich mir absolut nicht vorstellen kann. Ich meine, vor knapp hundert oder mehr jungen Leuten zu reden, und die langeweile in ihnen aufsteigen zu sehen, wird wohl kein all zu schönes Gefühl sein.
"Hey."
Kurz zucke ich zusammen und schaue auf, geradewegs in Isaacs Gesicht, nur diesmal mit etwas weniger Abstand.
"Hi."
"Tut mir leid."
Überrascht ziehe ich meine Augenbraue nach oben und beobachte Isaac, mit dem Ziel, Mimik oder Gestik deuten zu können, immerhin hat er das bei mir auch so einige Male versucht.
"Hm?"
Er zuckt nur mit seinen Schultern und umarmt mich still, weswegen ich meine Arme ebenfalls um ihn schlinge.
"Was hab ich falsch gemacht?",frage ich leise und fange an zu Schmollen, weil ich den Druck in meinem Nacken nicht gewinnen lassen will. Absolut kein Grund, zu weinen. Ich meine, ich hasse es, mit irgendwem zu streiten, besonders, wenn ich nichtmal weiss, was der Grund für den Krach ist. Trotzdem ist das hier kein Grund.
"Ich- keine Ahnung."
"Oh doch."
"Madi-"
"Ich hab gedacht- naja an Silvester, ich dachte, wir hätten den Abend zusammen verbracht und- du warst so abweisend und hast mich eigentlich einfach für dieses Weib stehen lassen.",murmel ich. Die dunkelrote Joggingjacke wird hinter meinem Rücken etwas geschlossen, drückt mich somit etwas mehr an ihn, wärmt mich aber gleichzeitig auch, also summe ich zufrieden.
"Du hast mit deinem Kollegen rum geknutscht, hätte ich dir hinterher laufen sollen?"
"Hab ich nicht."
"Hast du."
"hab sofort abgebrochen."
Es bleibt still, wie auch nicht? Darüber zu diskutieren wäre wohl schwachsinnig, zumindest bringt es jetzt sowieso nichts mehr.
"Du weißt, dass Kommunikation wichtig ist?"
"Nicht immer."
"Immer, Isaac."
"Tschuldigung."
Schmunzelnd nicke ich:"wenn es nochmal Probleme gibt, könnte man auch einfach darüber reden, statt sich einen Monat lang einfach zu ignorieren."
"Könnte man."
Ich werde mit rein ins Gebäude geschoben, ich denke, weil er merkt wie kalt es wird, sobald man ein paar Minuten länger steht.
"Also- reden wir wieder miteinander?"
Ich nicke:"hoffe ich doch."
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Maybe.
Teen FictionArbeit. Einer der Hauptbestandteile in Madison's Leben. Die junge Jurastudentin steckt voll und ganz in den Vorbereitungen für das nächste Semester, als sie eines Abends das Haustier ihres Nachbarn auf ihrem Balkon auffindet. Das kleine Kätzchen mac...