Müde fahre ich über mein Gesicht und gebe ein paar quengelige Laute von mir, als mein Wecker wieder den all zu bekannten Ton von sich gibt.
Das hier ist wohl das erste Mal, dass ich absolut, wirklich so gar keine Lust habe, meine Wohnung zu verlassen. Ich bin froh, dass ich bald wieder Schule habe. Zu wissen, die nächsten Stunden, vielleicht acht, vielleicht mehr, hin und her laufen zu müssen muntert meine Laune nämlich auch nicht wirklich auf. Ich schaue in den Spiegel und zucke mit meinen Schultern. Dunkelblau. Schlichtes dunkles blau, nichts besonderes. Der hellblaue Strickpulli wird etwas von meinem Rock aufgehalten und auch, wenn ich mir nichtmal sicher bin, was heute ansteht, war es für mich recht klar, heute auf Blazer und Bluse zu verzichten und stattdessen zu warmen Sachen zu greifen. Acht Tage, dann hab ichs hinter mir, erstmal zumindest. Zwar nur für zwei Wochen aber immerhin, danach wird sich meine Motivation sicherlich auch wieder gesammelt haben.
Ich ziehe meine ebenfalls dunkelblauen Highheels an und stehe auf, um die Gardinen im Wohnzimmer wieder auf zu schieben.
Auf der Folie der ordentlich eingepackten Rose haben sich so einige Schneeflocken gesammelt, weswegen ich das weiße Pulver ab klopfe und die Rose, wie jeden Morgen, auf meiner Kommode ablege. Vor neun Tagen war Silvester und seit dem hab ich mit Isaac kein Wort mehr gewechselt. Nicht, weil ich es nicht will, eher, weil er mir weitestgehend aus dem Weg geht. Kein Blick, keine Nachricht, nichtmal ein guten Morgen. Abgesehen von der morgendlichen Rose hab ich also nichts mehr von ihm zu hören bekommen. Seufzend schluffe ich in den Flur und schlüpfe in meine Jacke, ziehe die Kapuze meines Teddymantels schonmal über, weil ich nicht vor hab, Schnee ab zu bekommen.
Ich schnappe mir den rosanen Kaffeebecher und meine Tasche, ehe ich meine Wohnung verlasse. Nichtmal Lust, um die paar Meter bis zum Cafe hinter mich zu bringen hatte ich. Also hab ich mich ausnahmsweise mal an eigenem, warmen Kakao für den Weg versucht.
"Isaac."
Sofort laufe ich schneller und schiebe mich gerade noch rechtzeitig in den Aufzug.
Überrascht blicke ich ihn an:"dein Bart ist weg."
Er nickt knapp und steckt sein Handy weg, lässt seine Aufmerksamkeit aber auf die silberne Tür des Aufzuges gerichtet. Er sieht jünger aus, denke ich, besser würde ich nicht direkt sagen. Genauso gut. Genauso gut trifft es wohl. Nur eben etwas anders.
"Sieht wirklich gut aus."
Wieder nickt er nur, entlockt mir damit zwar ein Seufzen, welches ich aber sogut es geht versuche, für mich zu behalten.
"Ist alles in Ordnung?",will ich wissen und schaue Isaac abwartend an.
"Bestens."
"Gehst du mir aus dem Weg?"
"Wieso sollte ich?"
"Du reagierst nichtmal mehr auf mich.",merke ich also an. Ich meine, wir könnten uns doch wenigstens morgens normal unterhalten, so, wie sonst auch.
"Hab anderes zutun."
"Aber-"
Er verlässt still den Aufzug, weswegen ich ihm hinterher laufe.
"Isaac."
"Madison."
"Hab ich was falsch gemacht? Bist du böse?"
"Nein."
"Wieso gehst du mir dann aus dem weg?"
"Ich geh dir nicht aus dem Weg, Madison."
Verwirrt schaue ich zu ihm auf und ziehe meine Augenbrauen zusammen. Nicht, wegen seiner Aussage, eher wegen dem nicht gerade freundlichen Unterton darin.
"Wirkt aber so.",entgegne ich also und verschränke meine Arme vor meiner Brust. Trotzdem öffnet er die Tür seines Autos, wirft mir einen kurzen Blick zu, ehe er mir den Rücken zu dreht.
Weil er den Motor startet, trete ich einen Schritt zurück, laufe letztendlich dann aber doch los auf die andere Straßenseite. Was solls? Ich werde ihm sicherlich nicht hinterher laufen. Wieso sollte ich auch? Wir sind nichtmal so wirklich befreundet, nach nichtmal drei Monaten sollte es mir eigentlich vollkommen egal sein, ob er sich Wochenlang nicht meldet und mich währenddessen schlichtweg ignoriert. Ich schüttel den Kopf und steige in mein Auto, um erstmal ins Trockene zu kommen.
Genervt stecke ich mein Handy an den Kabel und stelle meine Playlist auf Shuffle, in der Hoffnung, dass meine Laune so nicht vollkommen in den Keller sinkt. Ich trinke an meinem Kakao und starte auf schon den Motor, weil die Heizung sonst nicht heiß wird. Mir entkommt ein seufzen. Ich kann doch wirklich nicht mehr tun, als Kontakt zu suchen. Immerhin laufe ich ihm doch schon irgendwie hinterher, was nebenbei erwähnt, eigentlich so gar nicht zu mir passt. Mein Blick wandert aus meinem Fenster raus, auf die andere Straßenseite auf welcher der schwarze Jeep immernoch zu sehen ist. Was solls. Nur eine schlechte Woche.
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Maybe.
Teen FictionArbeit. Einer der Hauptbestandteile in Madison's Leben. Die junge Jurastudentin steckt voll und ganz in den Vorbereitungen für das nächste Semester, als sie eines Abends das Haustier ihres Nachbarn auf ihrem Balkon auffindet. Das kleine Kätzchen mac...