Unterricht bei der rosa Pest

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Hallo zusammen und willkommen zum nächsten Kapitel! Wie wird Cat wohl auf die neue Lehrerin in Verteidigung gegen die dunklen Künste reagieren? Das erfahrt ihr hier. Schreibt mir gerne in den Kommentaren, wie es euch gefallen hat. Habt ihr Vermutungen, wie Cat im weiteren Verlauf mit Umbridge umgehen wird?


Die ersten Tage zurück in Hogwarts waren nicht weniger ereignisreich als die Ferien selbst. Es begann schon mit der Ernennung von Ron zum Vertrauensschüler, was alle mehr als überraschend fanden. Und kaum waren sie aus dem Hogwarts-Express ausgestiegen, ging es weiter mit Harrys seltsamen Einbildungen von Pferden, die die Kutschen zum Schloss zogen. Dann tauchte auch diese seltsame Luna auf, die den Schwarzhaarigen nur in seiner Wahrnehmung bestätigte. Aber Cat fand, sie war einfach nur ein sehr wunderliches Mädchen. Dazu kamen noch die besorgniserregenden Erzählungen von Fred und George über das ZAG-Jahr, woraufhin Ron schon in einen panikähnlichen Zustand verfallen war.

Doch all das wurde überschattet von der einnehmenden Persönlichkeit der neuen Lehrerin für Verteidigung gegen die Dunklen Künste – Dolores Umbridge. Ihre Willkommensrede bei der Ankunft in der Großen Halle hatte Hermine und Cat derart verschreckt, dass sie sich schon ausmalen konnten, wie anstrengend das kommende Schuljahr werden würde. Doch eine wirkliche Vorstellung bekamen sie erst, als sie zu ihrer ersten Unterrichtsstunde in Verteidigung aufbrachen.

Harry, Ron, Hermine und Cat betraten schon sehr früh das Klassenzimmer der Ministeriumsangestellten, welche bereits in ihrem Sessel an ihrem Pult saß und die hereinströmenden Schülermassen beobachtete. Sie verlor dabei kein Wort der Begrüßung, nicht einmal eine Gesichtsregung war zu erkennen. Sie sah einfach nur reglos zu und wartete ab, bis die Bänke gefüllt waren.

„Nun, einen guten Tag!", sagte sie dann, als sich auch die letzten Schüler gesetzt hatten.

Ein unmotiviertes „Guten Tag" kam von der Klasse zurück und alle wandten sich ihren Unterlagen zu, doch Umbridge gab sich nicht damit zufrieden.

„Tss, Tss", machte sie mit ihrer nervigen Stimme. „Ich möchte doch bitten, dass Sie ‚Guten Tag, Professor Umbridge' antworten. Noch einmal bitte. Guten Tag, Klasse!"

Cat und Harry tauschten einen vielsagenden Blick, die Blonde rollte genervt mit den Augen. „Guten Tag, Professor Umbridge", antworteten alle im Chor.

„Na, geht doch", meinte die Alte in schmalzigem Unterton. „Das war wohl nicht allzu schwer, oder? Zauberstäbe weg, Federn raus, wenn ich bitten darf."

Das Rascheln von Pergament und das Kratzen von Zauberstäben, die in den Schultaschen verschwanden, erfüllte den Raum. Leises Getuschel kam im Saal auf.

„Nun denn, Ihr Unterricht in diesem Fach war doch einigermaßen unstet und bruchstückhaft, nicht wahr? Der ständige Lehrerwechsel und der nicht vom Ministerium autorisierte Lehrplan haben dazu geführt, dass Sie weit unter dem Niveau sind, das wir in Ihrem ZAG-Jahr erwarten würden. Sie können sich freuen, dass dieses Problem nun behoben werden soll. Das Ministerium hat einen sorgfältig strukturierten, theorieorientieren Kurs vorbereitet", verkündete die Lehrerin mit einem süßlichen Grinsen auf den Lippen.

Die Gryffindor sah zu ihrer besten Freundin und zog eine Augenbraue hoch. Hermine erwiderte die Geste, indem sie die Lippen aufeinander presste und leicht nickte. ‚Theoriebezogen' und ‚Zauberstäbe weg' ließen nicht vermuten, dass der Unterricht besonders interessant werden würde. Und wenn das Ministerium seine Finger im Spiel hatte, dann würden ihre praktischen Kenntnisse auf dem Niveau eines Erstklässlers liegen.

„Schlagen Sie bitte alle Ihre Ausgabe ‚Theorie magischer Verteidigung' von Wilbert Slinkhard auf Seite fünf auf und lesen Sie Kapitel eins. Ich möchte keine Unterhaltungen hören."

Mit einem leisen Seufzen schlug Cat ihre Ausgabe des Lehrbuches auf und blätterte lieblos die Seiten durch bis sie bei Kapitel eins angekommen war. Sie las die ersten beiden Sätze und war schon derart gelangweilt, dass sie sich im Raum umsah. Und erst da bemerkte sie, dass Hermine, die neben ihr saß, geduldig die Hand in die Höhe streckte. Das Buch lag geschlossen vor ihr. Doch sie war nicht die Einzige, die die Gryffindor beobachtete. So kam Umbridge nach einer Weile nicht mehr umhin, Hermines Meldung anzunehmen. „Wollen Sie eine Frage zu dem Kapitel stellen, meine Liebe?"

„Nein, nicht zu dem Kapitel. Ich möchte eine Auskunft über Ihre Kursziele", antwortete Hermine selbstbewusst.

„Und Ihr Name ist?"

„Hermine Granger."

„Nun, Miss Granger, ich denke, die Kursziele sind vollkommen klar, wenn Sie sie sorgfältig durchlesen", sagte die Professorin und deutete mit der Hand zur Tafel, wo sie ein paar Sätze hingeschrieben hatte.

„Nun, mir nicht. Da steht nirgendwo, wie man defensive Zauber einsetzt", sagte die Gryffindor freiweg.

„Sie einsetzt?", wiederholte die rosa Dame freundlich. „Meine Liebe, ich sehe keinen Grund, warum Sie in meinem Unterricht Zauber anwenden müssten. Ihnen droht hier absolut keine Gefahr. Des Weiteren ist das Ministerium der festen Überzeugung, dass Sie, sollten Sie dem Unterricht aufmerksam folgen und Ihre Lektüre bearbeiten, ausreichend auf die Prüfung vorbereitet sind, um dort die Zauber auch auszuführen."

Das war wohl der Moment, in dem Cat sämtliche Hoffnung für das kommende Schuljahr verloren hatte. Frustriert verschränkte sie die Arme vor der Brust, lehnte sich in ihrem Stuhl zurück und rutschte in eine buckelige Haltung ab. Sie musste sich beherrschen, ihre Atmung unter Kontrolle bringen. Eine Diskussion mit dieser Frau würde sie nicht weiterbringen und schon gar nichts ändern. Also schloss sie die Augen und konzentrierte sich auf das Ein- und Ausatmen. Erst, als ihr Sitznachbar sich lautstark zu Wort meldete, schreckte die Blonde aus ihrer Resignation auf.

„Nun, ich weiß auch nicht. Vielleicht Lord Voldemort!", spie Harry beinahe aus.

Einen Moment lang fixierte die Lehrerin den Jungen, ihr Gesichtsausdruck ließ keinerlei Regung vermuten, doch Cat konnte beinahe hören wie die Zähne der Alten aufeinander knirschten. Dann wandte sie sich der Klasse zu. „Ihnen wurde zugetragen, dass ein gewisser dunkler Zauberer wieder sein Unwesen treibt." Sie machte eine kurze Pause und trat durch die Reihen, um die Schüler anzulächeln. „Ich kann Ihnen mit absoluter Sicherheit sagen: Das ist eine Lüge."

„Das ist keine Lüge!", bekräftigte der Gryffindor und schlug mit der flachen Hand auf den Tisch. „Ich habe ihn gesehen! Ich habe mit ihm gekämpft!"

„Nachsitzen, Mister Potter!", kreischte sie hysterisch.

Cat hatte die ganze Diskussion über geschwiegen, die Wut hatte sich in ihrem Blut aufgestaut und es zum Kochen gebracht. Sie ballte die Fäuste. Ihre Wangenknochen traten markant hervor, als sie die Zähne aufeinander presste. Am liebsten würde sie aufspringen und der schrullen Alten mitten in ihr hässliches Gesicht schlagen, damit sie ihr dämliches Grinsen endlich loswurde.

Und plötzlich zersprangen die Glasgefäße hinter der Lehrerin und fielen klirrend auf den Boden. Sofort schreckte die Professorin auf und sah sich wie wild im Klassenzimmer um. „Wer war das?", fragte sie aufgeregt.

Hermine und Harry sahen beinahe panisch zur Blonden in ihrer Mitte, doch diese hob nur die linke Hand und fixierte Umbridge mit einem provozierenden Lächeln. All ihre Vorsätze, sich zurückzuhalten, waren damit über Bord geworfen. Diese Hexe würde noch ihr blaues Wunder erleben.

Die Geschichte von Catherine O'NeillWo Geschichten leben. Entdecke jetzt