Der Da-und-Fort-Raum

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Hallo zusammen! So langsam wird es spannend, Cat und Blaise sind Draco ganz dicht auf den Fersen. Und da ist ja auch noch Harry, der fleißig versucht herauszufinden, was der Slytherin treibt. Was denkt ihr, wann kommt wohl alles raus? Und wie wird Cat reagieren, wenn sie die Wahrheit entdeckt? Viel Spaß beim Lesen!


Am Tag des nächsten Quidditch-Spiels – Hufflepuff gegen Gryffindor – wollten Cat und Blaise ihren Plan schließlich in die Tat umsetzen. Die Beiden hatten beschlossen, Draco auf einem seiner geheimen Ausflüge zu verfolgen, um herauszufinden, was er im Raum der Wünsche trieb. Sie waren sich sicher, dass er die leeren Korridore im Schloss nutzen würde, um unbemerkt weiter an was auch immer ihn beschäftigte zu arbeiten. Und sie hatten Recht behalten. Nach dem Frühstück, wenn sich normalerweise alle langsam auf den Weg zum Quidditch-Feld machten, ging der Slytherin in die entgegengesetzte Richtung. Blaise rief Cat mit einer nervösen Handbewegung vom Gryffindor-Tisch zum Eingang der Großen Halle, wo er wartete und so unauffällig wie es ihm in dieser angespannten Situation möglich war hinaus auf den Flur lugte, um seinen besten Freund nicht aus den Augen zu verlieren.

Dann, als Draco um die Ecke bog liefen die Beiden ihm hinterher. Sie bemühten sich, so normal wie möglich durch die Gänge von Hogwarts zu schlendern, damit kein anderer Schüler auf sie aufmerksam wurde. Im Grund hätten sie aber auch rennen können, so sehr waren alle vom heutigen Spiel abgelenkt. Gleichzeitig – und das war noch viel entscheidender – mussten die Beiden genau so viel Abstand zu Draco halten, dass sie ihn nicht aus den Augen verloren, er sie aber auch nicht erkannte. Glücklicherweise gelang ihnen das sehr gut und der Blonde schien ohne die Anwesenheit von Crabbe oder Goyle so nervös, dass er einfach nur auf schnellstem Weg zum Raum der Wünsche kommen wollte, ohne sich dabei ein einziges Mal wirklich umzusehen.

Als er endlich im siebten Stock am Wandteppich von Barnabas dem Bekloppten ankam – Cat und Blaise warteten hinter einer Ecke etwa zehn Meter entfernt und sahen nur immer wieder flüchtig um die Ecke herum –, lief er dreimal vor der Steinwand hin und her. Eine große Tür erschien und der Blonde zog sie nur gerade so weit auf, dass er hineinschlüpfen konnte. Blaise wollte schon hinter der Ecke hervor stürmen und hinter Draco in den Raum treten, doch Cat hielt ihn bestimmt am Arm zurück. Die Tür fiel hinter dem Blonden ins Schloss. „Und was jetzt?", fragte Blaise ungestüm.

Die Gryffindor neben ihm lehnte sich gegen die Wand und verschränkte die Arme vor der Brust. „Jetzt warten wir."

Der Dunkelhaarige tat es ihr gleich. „Und wie lange?"

„So lang es eben dauert, Blaise."

„Und hast du dir auch überlegt, wie wir es schaffen sollen, uns denselben Raum zu wünschen, den auch Draco benutzt?", gab er vorsichtig zu bedenken. Man konnte ihm anmerken, dass er angespannt war. Es gefiel ihm nicht, seinem besten Freund nachzuspionieren. Aber nach alledem, was Cat ihm über Dracos Auftauchen auf Slughorns Weihnachtsfeier erzählt hatte, konnte und wollte er nicht länger warten, um die Wahrheit herauszufinden.

„Erinnerst du dich noch an die erste Stunde Zaubertränke bei Slughorn? Harry und ich haben doch je ein Fläschchen Felix Felicis als Preis für einen perfekten Trank der lebenden Toten bekommen", erinnerte die Gryffindor ihren Freund und kramte dann in der Tasche ihres Umhangs. Zum Vorschein kam die kleine Phiole mit der golden glänzenden Flüssigkeit darin, die sie dem Slytherin präsentierte. Dann entkorkte sie das Gefäß, ein schimmernder Dampf stieg daraus empor und die Blonde schnupperte einmal kurz daran, ehe sie einen Teil des Inhalts in ihren Mund goss und herunterschluckte. „Wollen wir doch mal sehen, welche Magie stärker ist."

Blaise nickte beeindruckt und sah dann auf seine Uhr. Sie konnten nur hoffen, dass das Quidditch-Spiel lang genug dauerte, damit niemand auf sie aufmerksam wurde. Doch in Cat kam der Gedanke auf, dass sie sich darum keine Sorgen machen mussten. Generell brauchten sie keine Sorgen zu haben. Dieser Plan war idiotensicher, nichts konnte schiefgehen und sie würden endlich hinter Dracos Geheimnis kommen. Ein breites Grinsen hatte sich auf ihr Gesicht gestohlen und ihr Bauch begann sonderbar zu kribbeln und warm zu werden. Einen Augenblick später realisierte sie, dass diese Gedanken nicht wirklich ihre eigenen sein konnten, sondern vom flüssigen Glück stammen mussten.

Blaise hingegen atmete einmal schwer. Er hatte viele Stärken. Er war klug, ideenreich, ehrgeizig, gerissen – alles Eigenschaften, die ihn damals nach Slytherin gebracht hatten. Doch Geduld gehörte definitiv nicht zu diesen Stärken. Er hasste es regelrecht zu warten. Und noch schlimmer war es, dass er ein Gefühl von Ohnmacht während dieser Zeit empfand. Er konnte nichts weiter tun, als den Wandteppich auf der anderen Seite des Ganges anzustarren und zu warten.

Er wandte seinen Kopf zur Seite und musterte das Mädchen neben sich. Augenscheinlich ging es ihr gut, sie sah lediglich etwas gelangweilt aus von der ewigen Warterei. Der Slytherin konnte nicht einschätzen, ob das an der Wirkung des Tranks lag oder sie ihre Gefühle gut überspielen konnte. Denn Geduld war definitiv auch keine der Tugenden, die eine Gryffindor verkörperte. Doch was er wusste war, dass sie ganz und gar nicht okay war. Sie hatte die Trennung von Draco ihm gegenüber nicht erwähnt, aber mittlerweile kannte er sie gut genug, um zu erkennen, wenn ihr Schweigen aus einem tiefen, verletzten Grübeln resultierte. „Kitty, kann ich dich etwas fragen?", durchbrach der Dunkelhaarige irgendwann die Stille.

Die Blonde sah zu ihm herüber und nickte knapp. In ihrem Magen war es mittlerweile mollig warm, sie spürte die Endorphine durch ihre Venen pumpen und wusste, dass ihre Sinne von einem naiven Optimismus überfallen wurden. Unwillkürlich musste sie grinsen, was Blaise ein wenig zu irritieren schien.

„Warum tust du das hier noch?", wollte er von ihr wissen, doch sie verstand zunächst nicht, was er damit sagen wollte. „Ich meine, Draco und du seid kein Paar mehr und..."

„Er hat es dir gesagt?", unterbrach die Gryffindor ihn geschockt und sah ruckartig zu ihm, wobei die Euphorie des Felix Felicis einen ordentlichen Dämpfer abbekam.

Zu ihrer Verwunderung schüttelte Blaise den Kopf. „Draco redet nur noch das Mindeste mit mir. Aber es geht ihm augenscheinlich nicht gut, noch schlechter als zu Beginn des Schuljahres", erklärte er vorsichtig. „Er meidet dich. Und du meidest ihn auch. Es war leicht zu erraten."

Die Blonde nickte und wandte den Blick dann wieder von ihm ab. Sie wusste, dass sie normalerweise jetzt jeden Augenblick mit den Tränen zu kämpfen hätte. Doch gerade spürte sie nichts davon. In ihrem Kopf schien ein Gespenst zu sitzen, das die Melodie von ‚Don't worry, be happy' summte und jeden negativen Gedanken im Keim erstickte.

„Also wieso tust du das hier noch?", wiederholte der Dunkelhäutige seine eigentliche Frage. „Wieso quälst du dich mit dem Gedanken an ihn, indem wir ihm hinterher spionieren?"

Cat blieb eine Weile still und beobachtete ihre Hände, die sie zur Beruhigung ineinander rieb. „Dass er mit mir Schluss gemacht hat, bedeutet nicht, dass er mir nichts mehr bedeutet, Blaise", antwortete sie vage, ohne ihren Freund dabei anzusehen. „Und deshalb möchte ich endlich verstehen, was mit ihm los ist. Vielleicht fällt es mir dann leichter, damit abzuschließen."

Ihre Worte trieften vor Traurigkeit und versetzten dem Slytherin einen Stich ins Herz, der ihn dazu veranlasste, die Blonde an sich zu drücken und ihr behutsam mit der Hand über die Haare zu streichen. „Es wird alles wieder gut, Kitty", versicherte er ihr leise und drückte ihr einen Kuss auf den Scheitel.

Cat vergrub ihr Gesicht in seiner Schulter und schlang die Arme um ihn. Es tat gut, endlich mit jemandem darüber reden zu können. Sie hatte es Hermine zwar nach den Weihnachtsferien erzählt, aber es war eine andere Art von Unterhaltung, wenn die Gesprächspartnerin ohnehin nicht einverstanden mit der Beziehung war. Bei Blaise war es etwas Anderes. Er mochte Draco, kannte ihn besser als jeder andere Mensch. Er teilte ihre Sorge und verstand, wie sie sich nach all dem fühlte.

Plötzlich schwang die Tür zum Raum der Wünsche unter leisem Knarren auf. Cat und Blaise fuhren auseinander und drückten sich dicht an die Wand hinter der Ecke, um nicht von Draco gesehen zu werden. Es raschelte laut, dann fiel etwas klappernd zu Boden und der Blonde fluchte wütend. Seine beiden Verfolger sahen einander an, das Herz schlug ihnen bis zum Hals. Jede Sekunde, die der Slytherin länger brauchte, war eine Sekunde mehr, in der er die beiden entdecken könnte.

Doch das tat er nicht. Nach einer Weile hörten sie, wie sich die Schritte des Blonden im Gang entfernten und immer leiser an den Wänden entlang hallten. Erleichtert atmete Cat aus, die erst jetzt bemerkte, dass sie die Luft angehalten hatte. Vorsichtig lugte sie um die Ecke herum in Richtung des Da-und-Fort-Raums. Überrascht stellte sie fest, dass die Tür noch nicht wie üblich verschwunden war. Die Blonde legte die Stirn in Falten und trat nun langsam auf die Tür zu, sah dabei immer wieder nach rechts und links, um sicherzugehen, dass niemand in der Nähe war. Auch Blaise kam ihr vorsichtig hinterher geschlichen, ging dabei beinahe auf Zehenspitzen, um keinen Mucks zu machen, was im Grunde völlig unnötig war, da ohnehin alle Schüler beim Spiel waren und Draco sie nicht mehr hören konnte.

Die Geschichte von Catherine O'NeillWo Geschichten leben. Entdecke jetzt