Horkruxe

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Hallo zusammen! Dieses Kapitel ist mir wirklich schwer gefallen, zu schreiben und ich bin nicht 100% zufrieden damit, aber ich wollte nicht länger daran grübeln, denn danach habe ich noch Einiges vor, was auch schon fertig geschrieben ist. Konkret geht es dabei um Harrys und Dracos Kampf im Waschraum und um Cats leibliche Eltern. Wer noch Vermutungen äußern will, wie es weitergeht, sollte das also schnell tun ;) Viel Spaß beim Lesen!


Cat saß allein an einem Tisch in der Bibliothek und grübelte über einem halbfertigen Aufsatz für Zaubertränke. Allmählich neigte sich das Schuljahr dem Ende zu und die Lehrer verlangten ihren Schülern allerhand ab, ganz so, als müssten sie den Stoff von drei Schuljahren in ein paar wenige Wochen quetschen. Immer wieder las die Blonde sich den Text, den sie bislang zu Papier gebracht hatte, durch, doch je öfter sie es tat, desto weniger gefiel er ihr. Sie seufzte und griff nach ihrem Lehrbuch, wo sie die entsprechende Seite aufschlug und den Abschnitt erneut durchlas.

Jemand setzte sich ihr gegenüber auf den freien Stuhl und legte die Hände auf den Tisch. Cat hob kurz den Kopf von ihrem Buch und sah zu dem Neuankömmling herüber. Ihr Herz blieb stehen und ihre Finger spannten sich an, sodass ihre Nägel einen leichten Abdruck im Einband des Buches hinterließen. Für einen Augenblick fixierte sie ihn – Harry. Er hatte keine Tasche dabei oder irgendwelche Unterlagen, die er zum Lernen benutzen könnte. Er saß einfach nur dort und tat nichts weiter als sie anzusehen.

„Hi", begrüßte der Schwarzhaarige sie und klang dabei sonderbar nervös.

Schnell sah die Blonde wieder auf ihr Buch und zwang sich, die Worte auf der aufgeschlagenen Seite zu lesen. „Hey", erwiderte sie knapp. Das Herz schlug heftig in ihrer Brust, sodass sie Angst hatte, dass Harry es hören würde. Ganz bewusst atmete sie tief ein und wieder aus, um ihren Puls in den gewohnten Rhythmus zurückzubringen. Doch es gelang ihr nicht.

Der Gryffindor schwieg. Sein Starren war geblieben, er musterte Cat ganz genau, als würde er ihre Mimik lesen. Doch sie wusste, dass Harry schon immer Probleme damit gehabt hatte, sich in die Gefühle einer anderen Person hineinzuversetzen. Was vermutlich auch der Grund war, warum die Blonde das nervöse Tippeln seines Fußes unter dem Tisch ganz deutlich hören konnte.

Aber dieses Starren! Es brachte sie beinahe um den Verstand. Sie fühlte sich wie gelähmt und es gelang ihr einfach nicht, sich wieder auf den Text in ihrem Buch zu konzentrieren. Nur ganz flüchtig drehte sie die Augen, um ihren ehemals besten Freund anzusehen, dann schlug sie demonstrativ die nächste Seite auf und begann Wort für Wort zu lesen, sodass ihr Kopf keine andere Chance hatte, als Harry zu ignorieren.

Doch auch nach fünf weiteren Minuten, war es ihr nicht möglich, seine Anwesenheit zu vergessen. Sie seufzte frustriert, schlug das Buch mit einem lauten Klatschen zu, welches ihr einen mahnenden Blick der Bibliothekarin bescherte, und verschränkte die Arme vor der Brust. „Harry, ich will nicht unhöflich sein, aber wenn du nur hier sitzen und mich nervös anstarren willst, wäre es mir lieber, du würdest es von irgendwo tun, wo es nicht so aufdringlich wirkt." Sie legte den Kopf schief und zog die Augenbraue hoch, während sie ihr Gegenüber musterte.

Der Gryffindor lief binnen weniger Sekunden knallrot im Gesicht an, öffnete ein paar Mal den Mund, schloss ihn aber wieder, ohne etwas gesagt zu haben. Irgendwann schüttelte die Blonde den Kopf, beugte sich über den Tisch und wollte ihr Buch wieder aufschlagen, da fuhr er ihr dazwischen, indem er seine Hand auf den Einband legte. Ihre Hände streiften sich dabei kurz und lagen nun so nah beieinander, dass Cat seine Körperwärme spüren konnte. „Ich habe ein Problem", offenbarte er schließlich und suchte ganz bewusst den Augenkontakt. Seine Stimme war nun etwas ruhiger, obwohl sein Hals trocken wie die Sahara war. „Und du könntest mir dabei helfen."

Cat lehnte sich in ihrem Stuhl wieder zurück und platzierte die gefalteten Hände im Schoss. „Worum geht es?"

„Um Horkruxe", sagte Harry knapp und so selbst verständlich, als bedürfte es keiner weiteren Erklärung.

Fragend zog die Gryffindor die Augenbraue in die Höhe. „Und was genau soll das bitte sein?"

„Ein Teil einer Seele eingeschlossen in einem Gegenstand."

Cat schüttelte den Kopf, seufzte und rieb sich ein paarmal mit den Fingern über die Schläfen, um die aufkommende Ungeduld und Wut zu unterdrücken. Sie wusste, dass diese Bitte Harrys Art war, sich zu entschuldigen und einen Schritt auf sie zuzugehen. „Okay, Harry, ein bisschen mehr Kontext wäre wirklich nützlich, wenn ich dir helfen soll."

„Slughorn ist nicht ohne Grund aus dem Ruhestand zurückgeholt worden", begann der Schwarzhaarige zu erzählen. Jetzt, da der Anfang gemacht war, sprudelten ihm die Worte geradezu aus dem Mund. „Ich habe das Schuljahr über mit Dumbledore gemeinsam einige Erinnerungen im Denkarium angesehen – allesamt Voldemorts Vergangenheit betreffend."

Interessiert neigte die Blonde sich ein wenig in ihrem Stuhl nach vorne. „Und?"

„Man könnte beinahe Mitleid mit ihm haben", offenbarte Harry zu ihrer Verwunderung. „Er war ein Waisenkind, seine Mutter starb kurz nach seiner Geburt. Sein Vater – ein Muggel – hat seine Mutter und ihn verabscheut. Er wurde schlecht behandelt im Waisenhaus."

„Kein Wunder, dass er so ein muggelhassendes Monster wurde", murmelte die Gryffindor.

„Jedenfalls hat er als er älter wurde einen Weg gesucht, seiner größten Angst zu entrinnen: dem Tod und der Vergessenheit", fuhr der Schwarzhaarige fort, ohne auf ihren Kommentar einzugehen. „Und er hat ihn gefunden, als Slughorn ihm nach einem seiner SlugKlub-Treffen alles darüber erzählt hatte."

„Horkruxe", wiederholte Cat wispernd das magische Wort. „Und er hat diese Erinnerung erst jetzt preisgegeben? Obwohl er all die Jahre gewusst haben musste, was Tom Riddle aller Wahrscheinlichkeit nach getan hatte?"

Harry nickte nur und in seinen Augen schimmerte all die Abneigung, die er gerade gegen den Professor empfand.

„Und was sind diese Horkruxe? Und wie viele gibt es?"

„Sechs. Es sind sechs an der Zahl und sie können alles sein, was du dir vorstellen kannst", gab der Gryffindor zu.

„Das macht die Suche natürlich erheblich schwerer", brummte die Blonde.

„Aber Voldemort hat sich an besondere Gegenstände mit Bedeutung geklammert. Gewöhnlich war für ihn wie ein Schimpfwort. Wir wissen, dass sein Tagebuch ein Horkrux war. Und damals im zweiten Schuljahr habe ich ihn zerstört", erklärte Harry weiter und wurde dabei immer hektischer, um seine Gedankengänge irgendwie beisammen zu halten. „Ein zweiter war der Ring seines Großvaters – Gaunts Ring. Dumbledore hat es geschafft, ihn zu zerstören. Und wir wissen sicher, dass Voldemort nach dem Trinkbecher von Helga Hufflepuff und dem Medaillon von Salazar Slytherin gesucht hat."

„Also hat er vermutlich auch etwas der anderen Gründer von Hogwarts gesucht", schlussfolgerte die Gryffindor und ihr gingen Bilder durch den Kopf, die die vier Gründer zeigten, allesamt mit ihnen wichtigen Habseligkeiten. „Nur was hat er gefunden?"

„Das ist genau der Punkt, an dem ich deine Hilfe brauche", erklärte der Schwarzhaarige und lächelte dann. „Niemand kennt diese Bibliothek und die Geschichte von Hogwarts so gut wie du und Hermine. Wenn jemand also weiß, wie wir etwas herausfinden, dann ihr beide."

Stumm war Cat seiner Erläuterung gefolgt, hatte sich in ihrem Stuhl zurückgelehnt und die Arme vor der Brust verschränkt. Auf Anhieb waren ihr ein paar Bücher eingefallen, in denen sie etwas über diese Gegenstände finden könnte. Doch bevor sie sich der Sache annahm, wollte sie noch eine Erklärung von dem Gryffindor. „Warum ich, Harry? Und warum jetzt? Du ignorierst mich seit den Sommerferien beinahe dauerhaft. Und tust du es nicht, lässt du mich in jeder erdenklichen Art und Weise spüren, dass du mich hasst." Es fiel ihr schwer, diesen Satz zu formulieren, ohne eine Wertung hineinzulegen. Sie war so wütend und verletzt wegen Harry und Ron, dass es nicht einfach war, sich über seine Anwesenheit zu freuen. „Also was hat sich geändert?"

„Hermine hat es uns erzählt", erklärte der Schwarzhaarige knapp.

Die Geschichte von Catherine O'NeillWo Geschichten leben. Entdecke jetzt