Ein Besuch in der Winkelgasse

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Hallo zusammen! Jetzt geht es so richtig los mit Buch 6 (tatsächlich mein heimlicher Favorit) und ich bin schon sehr gespannt, was ihr zu meinen Ideen für dieses Schuljahr sagen werdet! ;) Viel Spaß mit dem Kapitel und lasst gerne eure Meinung dazu da! :)



Am darauffolgenden Samstag hatten die Kinder Molly endlich dazu überredet, Fred und George in der Winkelgasse zu besuchen. Der Abstecher war ohnehin notwendig, jetzt, da die Bücherlisten eingetrudelt waren. Natürlich wurden große Geschütze aufgefahren, was die Sicherheit anbelangte. Sie wurden mit Autos zum Tropfenden Kessel gefahren und dort von Hagrid begleitet. Die Winkelgasse war zu einem trostlosen Ort mutiert und Cat stellte erschrocken fest, wie viele der Läden, die sie einst so gern besucht hatte, geschlossen waren. Fenster waren mit Brettern zugenagelt und auf den Gehwegen standen allerlei Händler, die Dinge verkaufen wollten, die angeblich vor dunkler Magie schützen sollten. Alles in allem war die Stimmung ziemlich angespannt und keiner sprach, bis sie vor Madam Malkins Laden für Umhänge standen, wo das Trio hinein wollte.

„Molly, es ist Unsinn, wenn wir alle zu Madam Malkin gehen", sagte Mister Weasley, ehe sich alle zur Tür hinein quetschten. „Warum gehen die drei nicht mit Hagrid und Cat und Ginny kommen mit uns, um die Schulbücher für alle zu besorgen?"

Sofort legte sich ein besorgter Ausdruck auf das Gesicht der Mutter und sie sah aus, als könnte sie nicht entscheiden, ob es besser war, wenn alle zusammen blieben oder alle Einkäufe schnell abgearbeitet waren. „Ich weiß nicht so recht."

„Keine Bange, Molly. Ich pass schon auf die Drei auf, was?", meinte der Wildhüter und lächelte der dicklichen Frau aufmunternd zu.

Also willigte die Mutter ein, die Gruppe trennte sich und Cat machte sich zusammen mit den drei Weasleys auf den Weg zu Flourish & Blotts. Hagrids riesenhafte Gestalt war noch von Weitem zu sehen, als die Blonde einen Blick über die Schulter warf, ehe sie um eine Ecke bogen und dahinter verschwanden. Mister und Mrs. Weasley eilten voraus und wirkten dabei ziemlich angespannt, während die beiden Mädchen etwas abgehängt nebeneinander herliefen. Es war das ersten Mal, dass die Blonde mit Rons Schwester allein war. Sie mochte Ginny und hatte auch schon Zeit mit ihr verbracht, doch eigentlich war es immer Hermine, die die Jüngere hinzugezogen hatte. Die Mädchen schwiegen, doch Cat bemerkte, wie die Rothaarige immer wieder verstohlen zu ihr herübersah.

Irgendwann schien sie sich ein Herz zu fassen. „Also du und Harry", begann sie vorsichtig und musterte die Gryffindor von der Seite. „Läuft da was?"

Verwirrt zog Cat die Augenbrauen zusammen. „Wie kommst du denn jetzt darauf?"

Ginny zuckte mit den Schultern, um ihre Unsicherheit zu überspielen und meinte dann möglichst lässig: „Er ist so anders, seit du da bist. Er ist ständig in deiner Nähe und ihr scheint euch so nah zu sein. Ihr seid wie zwei Magneten. Bewegst du dich, bewegt er sich."

Bei diesem Vergleich musste die Blonde grinsen, ließ es aber sofort wieder bleiben, als Mister Weasley die Tür zur Buchhandlung aufdrückte und die Mädchen hineingehen ließ. Ganz bewusst gingen sie zusammen in eine andere Richtung als Ginnys Eltern, um ungestört reden zu können. Die Gryffindor wusste, was Ginny mit ihren Fragen meinte. Bei Cats Ankunft im Fuchsbau war Harry dermaßen aus dem Häuschen, dass er sie während einer langen, festen Umarmung beinahe umgeworfen hätte. Und auch die Tage danach hatten die zwei sich allerlei zu erzählen. Der Schwarzhaarige berichtete von seinem Abstecher zu Slughorn gemeinsam mit Dumbledore und von seinen ZAG-Ergebnissen. Sie lachten unglaublich viel zusammen und verbrachten beinahe jede Minute miteinander – oft auch ohne die Weasleys und Hermine. Cat hatte schon mehrmals bemerkt, wie Rons kleine Schwester sie argwöhnisch beobachtet hatte, wenn Harry sie vor dem Zubettgehen umarmte oder sie ihren Kopf auf seiner Schulter ablegte. Die Blonde wusste, dass es nicht Harrys Art war, so mit Leuten umzugehen – er tat es nicht einmal bei Hermine oder Ron, die er schon viel länger kannte. Und doch hätte sie nicht erklären können, was an ihrer Beziehung so besonders war.

„Also stimmt es? Ihr habt was miteinander?", hakte die Rothaarige ungestüm nach.

Cats Blick riss sich von dem Buch ‚Nützliche Anwendungen der Elementarmagie' weg und fixierte zum ersten Mal an diesem Tag das Mädchen neben ihr genauer. Ihr Gesicht war leicht gerötet, sie tippte nervös mit dem Fuß auf dem Boden herum und erwartete sehnsüchtig eine Antwort. „Du magst ihn, nicht wahr?", stellte die Blonde dann fest, als es ihr wie Schuppen von den Augen fiel.

Die Rötung auf Ginnys Wangen breitete sich schlagartig aus und nahm schnell die Farbe ihrer Haare an. „Ich...Harry ist..."

Die Blonde grinste und legte ihrem Gegenüber beruhigend eine Hand auf die Schulter. „Ginny, lass gut sein. Du musst dich nicht rechtfertigen. Und ich werde auch Harry nichts davon erzählen."

„Du bist mir nicht böse?", erkundigte sie sich mit erstickter Stimme.

„Wieso sollte ich? Harry und ich sind kein Paar."

Verwundert sah sie die Ältere an. „Ihr seid nicht...? Aber ihr seid so..."

„...eng?", schlug Cat vor, während sie den Bücherstapel vor sich nach interessanten Werken durchforstete. „Harry und ich haben sicherlich eine Beziehung, die nach außen oft sehr intim wirken könnte. Ich kann dir nicht sagen, woran es liegt, aber wir fühlen uns wohl beieinander und vertrauen uns. Mehr, als wir es bei jemand Anderem könnten. Aber ich bin mir sicher, dass Harry keinerlei romantische Gefühle für mich hegt."

„Und was ist mit dir?", hakte Ginny nach.

Die Blonde stockte in ihrer Suche und sah auf, ohne die Weasley zu beachten. Sie schien wie in Gedanken versunken, ehe sie sich umwandte und die Jüngere anlächelte. „Ich habe einen Freund, Ginny. Ich liebe ihn und ich will ganz sicher nichts von Harry."

In ihren Augen erkannte Cat, dass die Rothaarige darauf brannte, mehr über diesen Freund zu erfahren, von dem sie bislang noch nie etwas gehört hatte. Doch sie beließ es bei einem freundlichen Nicken, da sie wusste, dass sie damit eine Grenze überschreiten würde und sie die für sie relevante Information bereits erhalten hatte.

Also machten die beiden Mädchen sich auf die Suche nach den Weasley-Eltern. Cat hatte sich zusätzlich zu ihren Schulbüchern noch zwei Exemplare über Elementarmagie und die Wissenschaft der Zeit gekauft, welche sie mit den Galleonen bezahlte, die Bill ihr freundlicher Weise in Gringotts gegen Muggelgeld umgetauscht hatte.

Dann gingen die Vier wieder zurück zu Madam Malkin, wo das Trio bereits zusammen mit Hagrid auf sie wartete und eifrig diskutierte. „Was ist los?", erkundigte sich die Blonde, als sie bei ihren Freunden ankam.

„Die Malfoys waren hier und haben sich unmöglich verhalten", erklärte Hermine und schnaubte wütend.

Cats Magen drehte sich um. Sie hatte es in den letzten Tagen geschafft, Draco erfolgreich aus ihren Gedanken zu verbannen und auch Ginnys Anspielungen hatten nichts in ihr ausgelöst. Doch der Gedanke, dass sie potenziell heute noch auf ihren Freund treffen könnte, mit dem sie nicht im Guten auseinander gegangen war, überforderte sie. Wie sollte sie reagieren, wenn sie ihn sah? Vor allem, wenn er in Begleitung seiner Mutter war und sie bei dem Trio, das ihn so sehr hasste.

Die Gruppe machte noch einen Abstecher zur Apotheke, wo die Mädchen ihre Zutaten für Zaubertränke kauften. Harry und Ron hatten das Fach in diesem Jahr nicht belegt, weshalb sie im Eulenkaufhaus Futter für ihre Eulen besorgten. Dann endlich kamen sie zum Scherzartikelladen von Fred und George. Und es war überwältigend. Zwischen all den langweiligen, grauen Ladenfronten, die in dieser düsteren Zeit so bedrückend wirkten, schien der Laden geradezu ein Lichtblick für Groß und Klein zu sein. Alles war bunt, aus dem Inneren drang Licht zu ihnen und die Schaufenster lockten mit bunten Drops, Tränken und Plakaten, die für gewisse Produkte warben.

„Woah!", machte Ron begeistert und zusammen mit seinem besten Freund rannte er als erstes in den Laden, der vollgestopft mit Kunden war. Auch Cat hielt für einen Moment den Atem an, als sie das Geschäft betrat. Es war unglaublich. Abertausende Gerüche stiegen ihr in die Nase, es dampfte an ein paar Ecken und so sehr sie es auch versuchte, sie kam nicht einmal in die Nähe der Regale. Also sah sie sich gemeinsam mit Hermine und Ginny um. Es war alles überaus beeindruckend und vor allem die Brünette staunte an der ein oder anderen Stelle darüber, wie schwierig die Zauber, die die Zwillinge für ihre Produkte angewandt hatten, wohl sein mussten.

Irgendwann blieben sie bei den Minimuffs hängen, die Ginny begeistert ihrer Mutter zeigte und darum bettelte, einen zu bekommen. Harry und Ron hatten sich auch wieder zu den Mädchen gesellt, konnten aber die Faszination für die plüschigen Tiere nicht so recht teilen. Also wanderten ihre Blicke im Laden herum und da fiel dem Schwarzhaarigen die dunkle Gestalt mit den platinblonden Haaren in die Augen. Draco Malfoy sah sich um, als er am Scherzartikelladen vorbeiging und verschwand dann aus seinem Blickfeld.

„Wo wohl seine Mami ist?" Harrys spottende Stimme zog die Aufmerksamkeit seiner Freunde auf sich.

„Wie's aussieht, ist er ihr entwischt", vermutete der Rothaarige und verzog die Augen zu grimmigen Schlitzen.

„Wessen Mami?", hakte Cat verwirrt nach.

Die Geschichte von Catherine O'NeillWo Geschichten leben. Entdecke jetzt