In der Mysteriumsabteilung

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Hallo zusammen! Dieses Kapitel hat mich ehrlich gesagt ein paar Nerven gekostet und ich weiß noch nicht so recht, ob ich mit dem Ergebnis zu 1000% zufrieden bin :D Natürlich würde ich mich freuen, von euch etwas zu hören, Lob und Verbesserungsvorschläge sind immer gern gesehen! Viel Spaß beim Lesen!


Die Mysteriumsabteilung war nicht zu unrecht nur den Mitarbeitern in dieser Etage zugänglich und das galt ganz besonders für minderjährige Zauberer, die unvorbereitet auf Rettungsmission gehen wollten. Das hatte Cat schon gedacht, als sie die unbeschriebene Tür am Ende des Ganges im neunten Stockwerk hinter sich gelassen hatten und in die düstere, von blauen Kerzen beschienene Eingangshalle getreten waren. Sie war um die eigene Achse rotiert, sodass jegliche Orientierung unmöglich war, was auch durch die identisch aussehenden Türen begünstigt wurde. Nacheinander betrat die kleine Gruppe einen Raum, in dem sich ein großes Becken voller Gehirne befanden und einen, in dem gruselige Steintore aufgestellt waren, aus denen ein eigentümlicher Schleier heraus waberte. Es war ein befremdliches Gefühl, die Kälte drang in Cats Körper und ließ sie frösteln, während sie spürte, wie sich eine sonderbare Traurigkeit in ihr breit machte. Doch auf einige der anderen schien der Raum eine schlimmere Wirkung zu haben: Harry und Luna erzählten von Stimmen, die aus den Toren zu ihnen traten und Ginny und Neville mussten förmlich hinaus gezerrt werden.

Der erste Raum, den Harry wieder erkannte und den sie deshalb durchquerten war ein Raum voller Uhren in allen Farben, Formen und Größen. Das Licht, das von der Decke kam wurde vom Schutzglas oder dem Metall der Ummantelung reflektiert und ließ beim Vorbeigehen alles glitzern und blinken. Doch sie verweilten nicht lange. Harry spurtete voraus und die anderen folgten ihm, als er in eine große Halle eintrat, die sie durch eine Tür am anderen Ende des Raums erreichten. Schummriges Licht beschien den Gang, der zu beiden Seiten von Regalen gesäumt wurde, die scheinbar unendlich in die Höhe ragten. Die Gruppe schlich durch die Gänge und sah sich dabei immer wieder um. Je näher sie zur Reihe mit der Nummer siebenundneunzig kamen, desto greifbarer wurde die Anspannung, die sich bei den Schülern gebildet hatte. Keiner sprach mehr ein Wort und alle folgten Harry auf Zehenspitzen, um bloß kein Geräusch zu machen.

Als sie Reihe siebenundneunzig erreichten und nichts zu sehen war, schlichen sie zwischen den beiden Regalen entlang, gingen weiter hinein, doch egal wie weit sie auch gingen, es war nichts zu hören oder zu sehen. „Er ist irgendwo hier ganz in der Nähe", versicherte Harry den anderen, doch dabei klang es mehr, als musste er sich selbst davon überzeugen.

Dann kamen sie am Ende des Gangs an und blieben stehen. Der Gang war leer, nur die sieben Schüler waren dort. Kein Sirius, kein Voldemort. Was war hier los? Hatte Harry sich geirrt? Als Cat in dessen panisches Gesicht blickte, wusste sie, dass er genauso wenig begriff, was passiert war.

„Harry?" Hermines mitleidiger und ängstlicher Unterton machte die Situation nicht gerade behaglicher. „Ich glaube nicht, dass Sirius hier ist."

Doch der Schwarzhaarige schüttelte energisch den Kopf. „Er muss hier sein. Irgendwo. Vielleicht ist..." Seine Stimme verlor sich, als er im nächsten Gang nachsah und im übernächsten. Doch nichts war zu hören. Die anderen blieben, wo sie waren und schwiegen sich an. Die Spannung hatte sie ergriffen und ließ sie nicht los.

„Sieh mal, Harry", kam es von Ron, der etwas abseits der Gruppe stand und die Gegenstände auf den Regalen als einziger beachtete. „Da steht dein Name drauf."

Alle anderen kamen auf den Rothaarigen zu und musterten die kleine Kugel, deren Schild Harrys Namen und den des dunklen Lords trug. Cat warf einen beunruhigten Blick in die Runde, doch Harry schien gar nicht nachzudenken. Er wollte schon nach dem Gegenstand greifen, als die Blonde seinen Arm packte und ihn sanft, aber bestimmt, herunterdrückte.

„Harry, fass das nicht an! Es könnte sonst was passieren!", warnte Hermine.

„Tu es nicht, Harry", pflichtete auch Neville bei, der einfach nur aussah, als würde er vor Spannung zerbrechen.

„Da steht mein Name drauf", sagte der Schwarzhaarige, so als wäre es eine Legitimation. Dann umschloss Harry die Glaskugel mit der Hand und zog sie zu sich herunter. Cat hielt den Atem an und ging etwas näher an ihn heran, um auch einen Blick darauf werfen zu können. Sie hatte etwas Spektakuläres erwartet. Bilder, die darin aufblitzten, Erinnerungen, die jemand darin aufbewahrte oder ein unglaublich mächtiger Zauber, der daraus wirkte. Doch es passierte nichts. Harry rieb den Staub von der Kugel und wollte sie näher ans Gesicht halten, um vielleicht etwas im Inneren zu erspähen.

„Sehr gut, Potter. Jetzt dreh dich langsam um und gib sie mir."

Als Cat herumfuhr, waren sie umzingelt von ein Dutzend Gestalten unter Kapuzenumhängen, die ihre Zauberstäbe auf die Schüler gerichtet hatten. Ginny neben ihr keuchte erschrocken auf und Hermine fasste alarmiert nach ihrer Hand. Die Blonde wollte den Zauberstab gegen den Todesser heben, der ihr direkt gegenüber stand, doch sie wurde davon abgehalten.

„Denk nicht mal daran, Schätzchen." Zunächst war die Gryffindor reichlich verwundert, eine weibliche Stimme zu vernehmen, doch als die Frau die Kapuze ablegte und das Gesicht von Bellatrix Lestrange zum Vorschein kam, wurde sie unangenehm nervös. Die Frau war dürr und abgemagert, Askaban hatte seine Spuren auf ihr hinterlassen, doch die wilde Obsession in ihren Augen verlieh ihrem Körper Leben.

„Wo ist Sirius?", wollte Harry von dem Mann wissen, der ihn angesprochen hatte.

„Gib sie mir", wiederholte die ruhige, aber ungeduldige Stimme. Der Mann zog nun auch langsam die Kapuze von seinem Kopf und zum Vorschein kamen blonde, beinahe schneeweiße Haare, die ihm über die Schultern fielen. Cat erschrak, als sie Lucius Malfoy erkannte. Er hatte dieselben kantigen Wangenknochen und sturmgrauen Augen wie sein Sohn, doch es lag nichts von der emotionalen Sänfte, die sie von Draco kannte, in seinen Zügen. Die Gryffindor konnte deutlich erkennen, woher ihr Freund sein Verhalten und seine Ausdrucksweise hatte und sie konnte sich auch lebhaft vorstellen, dass er bei diesem Vater gar nicht anders konnte, als eine Abneigung gegen alles Nichtmagische zu entwickeln. Er war seinem Vater so unglaublich ähnlich, doch Cat könnte sich Draco auf keinen Fall als Todesser vorstellen. Niemals.

„Ich will wissen, wo Sirius ist!" Harry war wütend geworden, da er nun zum zweiten Mal fragen musste, seine Stimme bebte unter den Worten und er ballte die Hände zu Fäusten. Doch die Todesser schien es nicht im Geringsten zu kümmern, vielmehr sahen sie belustigt aus über seine Naivität und seine Empfindungen.

„Es wird Zeit, dass du lernst, was Wirklichkeit und was nur Einbildung ist, Potter", spottete der Blondschopf und Cat musste mit Erschrecken feststellen, was er damit meinte. Harry hatte nicht wie beim letzten Mal die Realität gesehen. Er hatte nur gesehen, was Voldemort ihn sehen lassen wollte und war direkt in seine Falle getappt – zusammen mit sechs anderen Schülern.

Die Gestalten traten immer näher an sie heran und die Gryffindor hatte das Gefühl, man würde ihr die Luft zum Atmen nehmen. Beinahe konnte sie das Blut in ihrem Ohren rauschen hören, das von ihrem schnell klopfenden Herzen durch ihre Venen gepumpt wurde. Sie dachte angestrengt nach, sah sich unauffällig in dem schummrig beschienenen Gang um, doch sie fand nichts, das sie hätte verwenden können, um ihre Gegner anzugreifen.

Harry hatte beinahe im Plauderton begonnen mit den Todessern zu reden. Ob es nun eine Ablenkung oder eine Möglichkeit Zeit zu schinden sein sollte, wusste die Blonde nicht und sie hoffte nur, dass ihr Freund einen Plan hatte, denn ansonsten sah sie keine Möglichkeit, diese Halle wieder lebend zu verlassen.

Plötzlich zuckte Hermine neben ihr aufgeschreckt zusammen und zog scharf die Luft ein. „Was?", zischte sie in Harrys Richtung.

„Regale zerschmettern", antwortete er knapp, sodass es im Gelächter und Gemurmel der Todesser unterging. Die Botschaft wurde unter der Schülergruppe schnell weitergegeben und Harry bemühte sich, zunehmend laut zu sprechen, um die Ablenkung aufrecht zu erhalten.

Dann standen sie dort, die Zauberstäbe nervös in den Händen drehend und den Erklärungen lauschend, die Malfoy so bereitwillig über die Prophezeiung preisgab. Und als Harry endlich den erlösenden Befehl gab, schossen sechs Flüche auf unterschiedliche Teile der Regale, welche trotz ihrer immensen Größe und des Gewichts bedrohlich zu schwanken begannen. Die Glaskugeln fielen aus den einzelnen Etage heraus, zersplitterten, als sie auf dem Boden aufprallten und der Rauch, der aus ihnen qualmte, bildete schemenhafte Gestalten, die etwas flüsterten, was im Durcheinander kaum zu verstehen war.

„Lauft!", schrie Harry und die Gruppe stob auseinander, rannte zum anderen Ende des Gangs, wo sie hergekommen war. Cat, Luna, Ginny und Ron überholten die anderen Drei, während sie den Flüchen der Todesser auswichen. Die Blonde warf im Rennen einen Blick über die Schulter und musste feststellen, dass ihre Verfolger ihnen dicht auf den Fersen waren, während Harry, Hermine und Neville weit abgeschlagen schienen.

„Wir müssen sie trennen!", rief sie den anderen drei zu. „Am besten, wir trennen uns. Jetzt!" Auf ihr Kommando liefen die Schüler jeweils in unterschiedliche Gänge hinein. Cat rannte so schnell sie konnte, nahm die Arme zum Schwung mit und zog begierig den Sauerstoff ein. Doch ihre Kondition wurde schlechter, sie war noch nie eine Ausdauersportlerin gewesen. Wenn sie sich doch nur irgendwo verstecken könnte, irgendwo Schutz finden könnte. Aber zwischen diesen Regalreihen gab es keine Chance für ein Versteck und das Ende des Gangs kam bedrohlich näher. Doch dann schimmerte etwas im kalten, bläulichen Licht. Die Blonde kniff die Augen zusammen, um es genauer erkennen zu können. Erst dachte sie, es wäre nur eine Einbildung gewesen, doch dann bemerkte sie, dass an der Wand des Raumes eine Tür eingelassen war, deren Türknauf silbrig glitzerte.

‚Bitte, lass sie offen sein', dachte Cat und beschleunigte noch einmal. Als sie die Tür erreichte, drehte sie den Griff, es klickte beruhigend und während sie die Tür aufzog, feuerte sie allerlei Zaubersprüche auf den näher kommenden Todesser ab, sodass dieser seinen Sprint unterbrechen musste, um sich zu verteidigen. In diesem Augenblick huschte die Blonde in den Raum und zog die Tür eilig hinter sich zu. Drinnen drückte sie sich gegen die Wand, um ihren Verfolger direkt verfluchen zu können, wenn er die Tür öffnete. Ihr Herz klopfte wie verrückt und sie atmete schwer. Den Zauberstab hatte sie an die Brust gepresst und wartete.

Von außen trat der Todesser gegen die Tür, bewegte den Griff hin und her, aber die Tür blieb verschlossen. „Alohomora!", hörte sie ihn sagen. „Alohomora!" Nichts geschah. Erneut rüttelte er am Türknauf, schien sich mit seinem ganzen Gewicht gegen die Tür zu stemmen, doch sie bewegte sich keinen Millimeter. Wütende Schreie drangen zu Cat und dann vernahm sie das Geräusch von sich entfernenden Schritten. Erleichtert atmete sie aus und schloss für einen Moment die Augen. Sie war gerettet, für den Augenblick zumindest, doch nun musste sie die anderen wiederfinden.

Als sie die Augen wieder öffnete, konnte sie sich zum ersten Mal auf den Raum konzentrieren, in dem sie sich versteckt hatte. Als erstes fiel ihr auf, dass es außergewöhnlich warm war, nicht auf eine unangenehme Weise, vielmehr hatte es eine entspannende Wirkung. In einer der Ecken stand ein großer Tisch mit allerlei Kesseln und Reagenzgläsern darauf, deren Inhalt noch nicht entfernt wurde. In der Mitte des Zimmers befand sich etwas, das aussah wie ein Springbrunnen, der aus einem einzigen Stein gehauen wurde, so vollkommen wirkte sein Aussehen. Eine hellrote Flüssigkeit schimmerte ihr von dort entgegen. Cat trat an den eigenartigen Brunnen heran und beobachtete, wie sich die dickflüssige Masse aus dem oberen Ende ergoss und im Teich darunter verteilte. Es dampfte an der Stelle, wo die neue Flüssigkeit die Oberfläche berührte und Wellen breiteten sich von dort aus. Ein betörender Geruch stieg ihr in die Nase und sie atmete genüsslich ein. Sie wusste nicht genau, wie sie es beschreiben sollte, es roch nicht wie ein Parfum, nicht nach einer bestimmten Substanz. Es wirkte berauschend und Cat stieg der Gedanke in den Kopf, dass es wie Liebe roch. So musste es duften, wenn man wahrhaftig geliebt wurde. Im nächsten Augenblick schien ihr der Gedanke verrückt, doch es war nicht von Bedeutung, denn sie fühlte sich beflügelt und gestärkt, hatte das Gefühl einen Schutz zu erfahren, der mächtiger war als alles andere. Ein seliges Lächeln legte sich auf ihre Lippen, ihr Körper entspannte sich und ein angenehm warmes Kribbeln nahm ihr Herz und ihren Bauch ein.

Am liebsten würde sie auf ewig hier verharren und die Atmosphäre genießen, sie brauchte nicht mehr zu essen oder zu trinken, wollte nicht mehr schlafen, sondern einfach nur dort sitzen und den Wellen im Brunnen beim Ausbreiten zusehen. Doch ganz hinten in ihrem Kopf drängte sich der Gedanke an Harry und die anderen auf. Also wandte sie sich von der Magie des Brunnens ab und ging um ihn herum, wo sie sich umsah, aber sie konnte ihre Aufmerksamkeit kaum länger als eine Sekunde auf etwas richten. Eine Tür flackerte vor ihrem Auge auf und verschwand wieder und sie ging daran vorbei. Wollte sie nicht hier heraus? Die Blonde sah noch einmal auf die Stelle, an der sie glaubte, den Ausgang gesehen zu haben und kniff die Augen zusammen. Schemenhaft erschien dort eine alte Holztür mit goldenem Knauf. Cat ging vorsichtig darauf zu, als hätte sie Angst, sie würde sich wieder auflösen. Die Konturen wurden beim Näherkommen immer schärfer und als sie davor stand, waren alle Details zu sehen.

Die Geschichte von Catherine O'NeillWo Geschichten leben. Entdecke jetzt