Das neue alte Hauptquartier

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Hallo zusammen und willkommen zum neuen Kapitel! Wie ihr merkt, geht die Suche nach Horkruxen nun richtig los! Welchen Beitrag Cat wohl zu diesem Unterfangen beisteuern kann? Lasst mir eure Vermutungen gerne in den Kommentaren da! Viel Spaß beim Lesen und liebe Grüße!


Sie saßen in einem schäbigen, kleinen 24h-Café an einem Tisch, der scheinbar schon seit geraumer Zeit nicht mehr gewischt wurde, und schlürften an ihren Tassen Kaffee, die Hermine für sie bestellt hatte. Harry, der sich unter seinem Tarnumhang versteckte, war als Einziger leer ausgegangen. Doch Rons Gesichtsausdruck nach zu urteilen war der fehlende Kaffee nicht gerade ein Verlust für ihn. Der kleine Zwischenstopp war ohnehin nur dazu gedacht gewesen, einen ruhigen Ort zum Nachdenken zu haben. Jetzt, da sie alle realisiert hatten, was geschehen war, und beschlossen hatten, aufs Land zu disapparieren, breitete sich ein unangenehmes Gefühl bei jedem der Vier aus. Hermine schien ganz versessen darauf zu sein, den kleinen Becher in ihren Händen so fest wie möglich zu umklammern, während Ron geradezu leichenblass wirkte und mit den Gedanken wohl um seine Familie kreiste. Cat konnte es ihm nicht verübeln. Auch sie dachte pausenlos an die Ereignisse auf der Hochzeit. Ob alle Gäste sicher verschwinden konnten? Ob jemand verletzt wurde? Doch neben all diesen Gedanken schwirrte ihr eine Frage im Kopf herum, die sie einfach nicht beiseite schieben konnte und für die sie sich zutiefst schämte: Ob Draco auch dabei gewesen war?

Die kleine Gruppe schwieg, als zwei stämmige Bauarbeiter das Café betraten und sich an einen Tisch in der Nähe setzten. „Lasst uns mal gehen, ich will diese Brühe nicht trinken", sagte Ron nach einer Weile der Stille. „Hermine, Cat, habt ihr Muggelgeld dabei, um das zu bezahlen?"

„Ja, ich hab mein Bausparkonto geleert", erklärte Hermine seufzend und begann in ihrer kleinen mit Perlen besetzten Handtasche nach dem Kleingeld zu kramen.

Im Augenwinkel bemerkte Cat plötzlich eine ruckartige Bewegung und als sie sich dem Ursprung zuwandte, erkannte sie, dass die vermeintlichen Bauarbeiter Zauberstäbe aus ihren Taschen gezogen hatten. Harry zuckte bereits unter seinem Tarnumhang, doch sie wusste, dass er nicht rechtzeitig genug reagieren würde. Ein Zauber löste sich aus dem Stab des Todessers und schnellte auf die Sitzecke der Vier zu. Ron schrie etwas und warf sich über den Tisch auf Hermine, die erschrocken keuchte und sich hinter ihrer Freundin wegduckte. Der Zauber schlug an der Stelle ein, an der noch vor einer Sekunde Rons Kopf zu finden gewesen war.

Harry feuerte den ersten Fluch ab, der ihm einfiel, sodass die Todesser parieren mussten. Cats rechte Hand schnellte in die Höhe und sie schnipste mit den Fingern. Eine Schallwelle breitete sich von dort aus und traf die Todesser mitten in der Bewegung.

Für einen Augenblick kniff die Gryffindor die Augen zusammen. Wenn es nicht funktioniert hatte, wollte sie nicht mitansehen wie der Fluch sie mitten in die Brust traf. Sie war ungeschützt, es war keine Zeit mehr, nach ihrem Zauberstab zu greifen und selbst wenn doch, hätte die Spur, die noch auf ihr lag, nur noch mehr Todesser angelockt. Doch nichts geschah, im Café war wieder Ruhe eingekehrt. Vorsichtig öffnete sie zunächst das linke, dann das rechte Auge. Die Todesser schienen in ihrer Bewegung eingefroren zu sein.

„Was...", begann Ron, der sich vom Tisch wieder aufrappelte, und kratze sich verwirrt am Kopf. „Wie hast du das gemacht?"

„Licht aus!", ermahnte Harry schnell dazwischen und der Rothaarige ließ den Deluminator in seiner Tasche klicken, sodass alle Lampen im Café gleichzeitig erloschen.

„Zeit", erklärte die Blonde dann knapp und lächelte erleichtert, während sie nun zu ihren Freunden sah. „Das fünfte und mächtigste Element."

„Du kannst die Zeit anhalten?", fragte der Rothaarige weiter und riss die Augen auf. „Ist ja krass!"

„Anhalten und zurückdrehen", bestätigte sie. „Aber ich bin noch in der Übung. Das hier hätte genauso gut schiefgehen können."

„Ist es aber nicht", sagte Harry und lächelte das Mädchen dankbar an.

„Was machen wir jetzt mit ihnen? Sie töten? Sie hätten sicher kein Problem damit, uns umzubringen", meinte Ron mit einem Blick zur Bedienung, die hinter der Theke stand und ebenfalls in der Bewegung eingefroren war.

Hermine schauderte und ließ ein leises Wimmern hören. Harry neben ihr schüttelte den Kopf. „Wir löschen ihr Gedächtnis, das wird sie von der Fährte abbringen."

„Und was dann?", wollte Cat wissen.

„Dann apparieren wir zum Grimmauldplatz."

„Harry, das geht nicht. Snape kann dort rein!", erinnerte die Brünette ihn und klang dabei überrascht, als hätte sie nicht erwartet, dass er diesen Vorschlag machen würde.

„Es sind Flüche gegen ihn in Stellung gebracht", erwiderte der Gryffindor. „Und selbst, wenn die nicht wirken, wir haben nicht gerade eine Wahl, oder?"

Hermine schwieg, auch wenn sie so aussah, als würde sie gerne protestieren. Ron und Cat tauschten angespannte Blicke aus. Die Idee behagte niemandem besonders, doch ihr Freund hatte Recht: sie hatten gerade keine andere Wahl und sie brauchten dringend einen Ort, an dem sie zumindest die Nacht verbringen konnten.

Alle nickten ergeben. Hermine zog ihren Zauberstab und löschte mit einem geflüsterten ‚Amnesia' das Gedächtnis der beiden Todesser sowie das der Bedienung, während Ron sich um den zerbrochenen Stuhl und die verrußte Wand kümmerte, die beim Angriff der Todesser beschädigt wurden. Dann ließ er den Deluminator klicken und gab die Beleuchtung wieder frei. Harry zählte bis drei, seine rechte Hand fest mit Cats verbunden, die wie gebannt auf die Todesser blickte. Auf sein Kommando schnipste die Blonde wie zuvor auch mit den Fingern. Sie sah gerade noch wie ein Ruck durch die Körper der Männer ging, dann spürte sie, wie sie sich auf der Stelle zu drehen begann und in die Dunkelheit gezogen wurde.

Sekunden später verschwand das drückende Gefühl auf ihrem Magen wieder und als sie die Augen öffnete, stand sie in der Mitte des kleinen, vertrauten Platzes vor der Hausnummer 12. Eilig liefen sie die Steintreppe zur Haustür hoch, Harry klopfte mit seinem Zauberstab dagegen und nach ein paar metallischen Klickgeräuschen gab die Tür den Weg in das Haus frei. Schnell traten sie ein und schlossen die Tür hinter sich wieder. Die altmodischen Gaslampen in der Eingangshalle sprangen automatisch an und verwandelten den staubigen, von Spinnweben gesäumten Gang, der durch die Köpfe der Hauselfen an der Wand nur noch gruseliger wirkte, in ein gespenstiges Gruselhaus aus einem Horrorfilm.

Die Vier schwiegen und sahen sich im Eingangsbereich um. Sie lauschten jedem noch so kleinen Geräusch, aus Angst, sie könnten nicht allein sein. Hermine klammerte sich an Rons Arm, während Harry den Zauberstab schützend vor sich hielt. „Ewig können wir hier nicht stehen", meinte er schließlich und machte einen Schritt vorwärts.

„Severus Snape?"

Hermine kreischte erschrocken auf, während Cat alarmiert die Arme hob. Die Stimme von Moody hinterließ eine unangenehme Gänsehaut auf ihren Armen, doch weit und breit konnte sie niemanden erkennen. Sie spürte, wie ein kalter Luftzug über sie hinwegzog und plötzlich hatte sie das Gefühl, zu ersticken. Ihre Zunge fühlte sich seltsam geschwollen in ihrem Mund an. Sie griff automatisch nach ihrem Hals, doch noch ehe sie dort angekommen war, löste sich das Gefühl bereits wieder auf. Sie schnappte keuchend nach Luft und verfiel dann in ein schweres Husten. Die Würgegeräusche der Jungs sagten ihr, dass es ihnen ähnlich ergangen war.

Harry tat zitternd den nächsten Schritt in die Dunkelheit des Ganges. Ein Schatten bewegte sich auf dem großen Teppich im schummrigen Licht der Gaslampen und waberte in der Luft, mal gestaltlos, mal beinahe menschlich. Cat hielt automatisch die Luft an, als die Gestalt plötzlich auf die Vier zugeschossen kam. Hermine neben ihr schrie panisch auf und wandte sich von der grauen Gestalt mit wehendem Bart und hüftlangem Haar ab. Sein Gesicht war eingefallen, wie von Ratten angenagt und seine kalten, leblosen Augen lagen in tiefen Höhlen.

„Nein!", schrie Harry panisch auf. Im Augenwinkel erkannte Cat, dass sein Zauberstab heftig in seiner Hand zitterte, und sie wusste, dass er nicht reagieren würde.

Also tat sie es. Für den Bruchteil einer Sekunde schloss sie die Augen, holte tief Luft und pustete der Gestalt entgegen. Der unbändige Wind, der nun von ihr ausging, schien einige Staubklumpen aus dem Gewand des Mannes zu lösen, zeigt aber ansonsten keine Wirkung. Und die Gestalt kam immer näher. „Professor!", wimmerte Cat plötzlich. Ihr Herz hämmerte gegen ihre Brust und zog sich bei jedem Klopfen jämmerlich zusammen.

Das war nicht Dumbledore, sie wusste es, und dennoch löste dieses tote Abbild des Schulleiters etwas in ihr aus, das es ihr untersagte, ihn anzugreifen. Dennoch kämpfte sie dagegen an. Sie schloss die zitternden Hände zur Faust und als sie sie wieder öffnete sprühten tausende Funken aus ihren Fingern, die sich schließlich zu einer kleinen Flamme vereinigte. „Professor, bitte. Zwingen Sie mich nicht dazu."

Die Gestalt zeigte sich unbeeindruckt und war mittlerweile so nah, dass sie jeden Augenblick die Hand ausstrecken und nach ihnen packen würde. Der eingefallene Kiefer öffnete sich und gab den Blick auf ein paar faulige, zerstörte Zähne frei. Es kam kein Laut heraus. „Bitte! Wir haben Sie nicht getötet!", schrie Cat verzweifelt und hob die glühenden Hände schützend vor das Gesicht.

Plötzlich zerbarst die Gestalt zu einer großen Staubwolke, die sich über die Häupter der Vier verteilte. Sie husteten und rieben sich die tränenden Augen, Cat schniefte und fuhr sich mit der zitternden Hand durch das Haar. Doch Hermine schien es noch schlimmer zu gehen. Sie kauerte in der Ecke, die Hände über dem Kopf und leise wimmernd, während Ron, der ebenfalls leichenblass aussah, ihr vorsichtig den Rücken tätschelte.

Harry trat an die Blonde heran und legte behutsam eine Hand auf ihre Schulter, sodass sie kurz erschrocken zusammenzuckte. „Alles in Ordnung?", fragte er.

Sie konnte nur nicken.

Hermine rappelte sich schwerfällig aus ihrer Haltung auf und wischte sich die Tränen von den Wangen. „Das...Das war..."

„Ja", bestätigte Harry. „Aber das war er nicht wirklich, oder? Nur ein Trick, um Snape Angst einzujagen."

Die Anderen antworteten nicht, sondern starrten auf den staubigen Teppich am Ende des Gangs, von wo die Gestalt gekommen war. Sie lauschten einen Augenblick lang, doch kein weiteres Geräusch drang an ihr Ohr. Ron wollte bereits den ersten Schritt die Treppe hinauf gehen, doch Hermine hielt ihn mit der Hand zurück. "Homenum revelio", flüsterte sie mit erhobenem Zauberstab und wartete einen Augenblick ab. Dann atmete sie erleichtert aus. "Wir sind allein. Gehen wir nach oben."

Sie warfen einen letzten Blick auf den staubigen Teppich, aus dem die Leichengestalt emporgestiegen war, dann huschten sie eilig die knarrende Treppe hinauf in den Salon im ersten Stock. Hermine entzündete die alten Gaslaternen mit einem Wink ihres Zauberstabs. Während sich Cat und Harry erschöpft auf der Couch niederließen, ging Ron sofort zum Fenster und schob den schweren Samtvorhang beiseite, der das Wohnzimmer vor neugierigen Blicken von außen schützte. „Ich kann niemanden da draußen sehen", berichtete er, ließ den Vorhang wieder zurückfallen und nahm dann neben Harry auf dem Sofa Platz. „Immerhin sind sie uns nicht gefolgt. Aber wie konnten die uns überhaupt finden?"

Die Blonde seufzte schwer und ließ sich zurück in das Polster des Sessels fallen. „Ist doch egal. Es war ein langer Tag. Wir sollten uns etwas Schlaf gönnen und morgen können wir dann Pläne schmieden, wo wir als nächstes..."

„Cat, begreifst du es denn nicht?", entfuhr es Hermine, die völlig aufgelöst durch den Raum lief, die Arme eng um den eigenen Körper geschlungen, und sich nun mit einem Ruck zu den Diskutierenden herumgedreht hatte. Ihre Freundin sah sie mit offenem Mund an, so überrascht war sie über den plötzlichen Gefühlsausbruch der Brünetten. „Du kannst nicht mit uns kommen! Du hast die Spur noch auf dir! Deshalb konnten sie uns doch erst finden!"

Doch Cat schüttelte abwehrend den Kopf. „Aber ich habe doch gar nicht gezaubert! Wie sollen sie uns da gefunden haben?"

Die Brünette seufzte und ließ sich erschöpft neben Ron auf das Sofa fallen. „Ich weiß es doch auch nicht, aber die Todesser haben das Ministerium eingenommen. Wer weiß, über welche Möglichkeiten sie jetzt verfügen. Vielleicht können Sie minderjährige Zauberer aufspüren."

„Aber Dumbledore hat gesagt, das Ministerium kann...", wollte Cat protestieren, doch Harry unterbrach sie.

Die Geschichte von Catherine O'NeillWo Geschichten leben. Entdecke jetzt