Der ganze Frust des Tages

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Hallo zusammen! Es tut mir echt leid, dass ich mich so lange nicht gemeldet habe, aber ich bin privat umgezogen und das war echt mega stressig und zu allem Überfluss ging dann auch das Internet nicht! (Wen wundert das eigentlich?) Naja, jetzt ist das Gröbste erledigt und ich habe endlich ein paar freie Minuten gefunden, um das neue Kapitel hochzuladen. Ich bin sehr gespannt, was ihr zu Harry und Cat und vor allem zu Dumbledore sagen werdet! Nächste Woche gibt's dann auch endlich die Auflösung zu Cats Eltern und ich hoffe, es wird euch gefallen :) Jetzt viel Spaß beim Lesen!
Viele Stunden hatte die Gryffindor an Dracos Krankenbett verbracht und ihm beim Schlafen beobachtet, nachdem Madame Pomfrey auch die Platzwunde an ihrem Kopf verarztet hatte. Man hatte ihm ansehen können, dass er den Schlaf gut gebrauchen konnte. Beinahe hätte man zusehen können, wie die Augenringe langsam verschwanden und wieder etwas Farbe in sein Gesicht gelangte. Er sah so friedlich aus, so unschuldig, wenn er schlief. Und dennoch war dieser Junge das Zünglein an der Waage, er war derjenige, der dieses Schloss in Chaos stürzen würde.

Cat hatte in diesen Stunden, in denen sie reglos an Dracos Bett verweilt hatte, viel nachgedacht. Und dabei war es eigentlich nur um ihn gegangen. Sie wollte noch immer nicht akzeptieren, dass er nun einer von Voldemorts Anhängern war, ein Todesser. Eigentlich müsste sie ihn hassen, geradezu verabscheuen. Was er getan hatte und was er noch im Begriff war, zu tun, war unverzeihlich. Und dennoch. Dennoch konnte sie keinen Groll gegen den Jungen hegen, der keine Wahl hatte. Im Gegenteil: Sie liebte ihn noch immer. Und er liebte sie auch, das hatte er ihr erst heute Nachmittag gesagt. Er tat all das, um sie und seine Familie zu beschützen. Unwillkürlich stahl sich ein Schmunzeln auf ihre Lippen, als sie an seine Worte dachte. Das war alles, was sie wollte. Seine Liebe.

Doch gleichzeitig musste sie an den Streit denken, den sie Ende des fünften Schuljahres nach den Ereignissen im Ministerium geführt hatten. Draco hatte damals gesagt, dass das Ganze mit ihnen auf unterschiedlichen Seiten nicht gut ausgehen würde. Und er hatte Recht behalten. Cat wusste, auch wenn sie sich liebten, gab es, so wie es gerade war, keine Chance für die Beiden, keine gemeinsame Zukunft. Und diese Erkenntnis schmerzte mehr als der Augenblick an Slughorns Weihnachtsfeier, als Draco mit ihr Schluss gemacht hatte.

Sie wusste, dass sie für das Richtige kämpfen musste, kämpfen wollte. Doch der Gedanke, Draco im unmittelbaren Einflussbereich von Voldemort zu wissen, wo er seinen Launen schutzlos ausgeliefert war und Dinge tun musste, die die zerbrechliche Seele des Slytherins zerstören würden, brachte sie beinahe um den Verstand. Sie würde sich dauerhaft Sorgen um ihn machen und sich fragen, wie es ihm ginge. Das wollte sie unter keinen Umständen. Aber Todesserin werden? Und wie wurde man überhaupt in diesen Kreis aufgenommen?

Jetzt, da die Sperrstunde beinahe gekommen war und Madame Pomfrey keine andere Wahl geblieben war, als die Schülerin fortzuschicken, waren Cats Gedanken zum ersten Mal von der Sorge um den Slytherin abgewichen. Stattdessen schwirrten ihr nun auf dem Weg zum Gemeinschaftsraum Bilder von Harrys Angriff im Kopf herum. Harry, der den Kampf begonnen hatte. Harry, der diesen schrecklichen Fluch gewirkt und ihrem Freund solche Schmerzen bereitet hatte. Als hätte er nicht bereits genug Kummer! Unwillkürlich ballte die Blonde die Hände zu Fäusten und versuchte vergeblich, den immer stärker werdenden Frust herunterzuschlucken. Aber der Weg vom Krankenflügel zum Turm war lang genug, um genügend Frust anzustauen.

„Harry James Potter!" Kaum war das Porträt zum Gryffindor-Gemeinschaftsraum aufgeschwungen, donnerte Cats Stimme durch den kaum besuchten Raum. Am liebsten hätte sie den Zugang scheppernd zugeschlagen, doch die Fette Dame hätte es ihr noch Wochen nachgetragen. Stattdessen begnügte sie sich damit, ihrer Wut lautstark Ausdruck zu verleihen.

Bei dem Klang ihrer Stimme waren die Gespräche im Raum verstummt und alle Blicke auf den Neuankömmling gerichtet. Hermine war hinter ihrem Lehrbuch erschrocken zusammengezuckt und Ron hatte glatt seine Figur im Zaubererschach fallen lassen, sodass die Partie nun beendet war. Harry sah mit einem Mal völlig verängstigt aus. Er wusste, was ihm bevorstand. Er hatte es schon gewusst, als er Malfoy mit diesem schrecklichen Fluch getroffen hatte. Doch nie im Leben hätte er sich irgendwie auf diese Standpauke vorbereiten können.

Die Blonde war nun am Stammplatz des Trios nahe dem Kamin angekommen und verschränkte die Arme vor der Brust, während sie den Auserwählten mit ihrem Blick durchbohrte. „Was in Merlins Namen hast du dir bitte schön dabei gedacht?", fuhr sie ihn wütend an.

„Cat, hier sind zu viele Menschen. Du solltest jetzt nicht..."

Doch die Gryffindor überging Hermines zaghaften Einwand vollkommen. „Du hättest ihn umbringen können, Harry! Beinahe wäre es dir sogar gelungen!"

Alle Blicke im Raum schnellten zu den vier Freunden und lauschten nun gespannt der Diskussion. Geistesgegenwärtige griff Ron nach seinem Zauberstab und legte einen Muffliato über die Gruppe, sodass sie nicht länger belauscht werden konnten – auch wenn er dennoch die Sorge hatte, dass der Zauber gegen Cats Gebrülle keine Chance hatte.

Harry sprang von der Couch auf und kniff wütend die Augen zusammen. „Er wollte mir den Crutiatus-Fluch aufhalsen!", entgegnete er aufgebracht.

„Ich weiß, was er getan hat, Harry! Und glaube mir, wenn ich sage, dass er dafür genauso einen Einlauf bekommen wird!", prophezeite die Blonde drohend. „Aber er ist derjenige, der gerade im Krankenflügel liegt und nicht du!"

„Aber auch nur, weil ich schneller reagiert habe als er!", verteidigte der Schwarzhaarige sich zunächst, doch an Cats funkelnden Augen erkannte er, dass er so nicht weiterkam. Er seufzte schwer und bemühte sich, seine geballten Fäuste zu entspannen. Er konnte nicht begreifen, wie seine beste Freundin nach alldem, was sie über Malfoy wussten und was passiert war, immer noch so an ihm hängen konnte. Und es brach ihm beinahe das Herz, feststellen zu müssen, dass er unfähig war, etwas zu tun, um sie zu schützen. „Hör zu, es tut mir leid, was da passiert ist. Ich war nur so wütend, dass Malfoy dich in irgendwelche gefährlichen Machenschaften hineinziehen könnte. Und als wir dann gekämpft haben, ist alles nur noch intuitiv abgelaufen. Aber ich wollte ganz sicher nicht, dass so etwas passiert! Ich wusste nicht einmal, was der Zauber bewirkt!"

„Du wusstest nicht...?", wiederholte die Blonde perplex. Dann fuhr sie sich mit den Fingern durch die Haare und zog daran, während ein wütendes Stöhnen ihren Mund verließ. „Hast du den etwa auch vom Halbblutprinzen?"

Harry sah nun ganz bewusst auf seine gefalteten Hände herab und drehte Däumchen, als wäre es die interessanteste Beschäftigung, die es momentan gab. Irgendwann gab er aber kleinlaut zu: „Ja, aus dem Buch."

Cat lief ein paarmal vor der Couch hin und her. Dann presste sie beide Hände auf die Stirn, um den plötzlich aufkommenden Kopfschmerz loszuwerden. Ein entnervtes Stöhnen entkam ihrem Mund. „Am liebsten würde ich dieses dämliche Buch in der Luft zerfetzen!", rief sie wütend aus und hob drohend den Finger. „Und dich gleich mit ihm."

„Nicht nötig", erwiderte Harry ruhig. „Ich habe das Buch im Raum der Wünsche versteckt, als Snape Verdacht geschöpft hat. Es wird uns keinen Ärger mehr machen – nie wieder."

Die Blonde öffnete ein paar Mal den Mund und schloss ihn wieder, ohne etwas erwidert zu haben. Fragen schwirrten in ihrem Kopf herum, was ausgerechnet Snape dazu bewegte, sich Harrys Buch für Zaubertränke genauer anzusehen. Doch sie verkniff sich die weiteren Fragen und atmete stattdessen einmal tief durch, um sich wieder etwas zu beruhigen. „Na gut!", lenkte sie resigniert ein, drehte sich um und ließ sich dann einfach auf die Couch fallen, wo sie mit verschränkten Armen sitzen blieb. Der Schwarzhaarige nahm neben ihr Platz und faltete die Hände im Schoß.

Plötzlich stieß Hermine Ron an und nickte ihm auffordernd zu. Die Beiden verschwanden hinauf in die Schlafsäle, als sie sich sicher waren, dass Cat und Harry sich nicht länger gegenseitig an die Gurgel gehen würden.

Als die Beiden verschwunden waren, sah Harry kurz zu der Blonden herüber. Sie sah müde aus, geradezu kraftlos, und hatte tiefe Sorgenfalten auf der Stirn. „Wie geht es ihm?"

„Den Umständen entsprechend gut, aber es war knapp", erklärte sie ruhig, vermied es dabei aber ganz bewusst, Harry anzusehen. „Er hat viel Blut verloren, ich konnte nicht alles retten. Madame Pomfrey hat ihn gründlich behandelt und jetzt schläft er seit Stunden."

Harry nickte mechanisch. Dann war es still im Gemeinschaftsraum. Die wenigen Schüler, die noch wach gewesen waren, verschwanden nun auch endlich in die Schlafsäle. Die beiden Freunde sahen einander nicht an und starrten auf das Feuer, das knisternd im Kamin loderte.

„Es tut mir leid, Cat", sagte Harry irgendwann in die Stille hinein und seine Stimme klang voller Reue. Er hatte es nicht gewollt. Er hatte nie jemanden verletzen wollen, nicht einmal Malfoy. Und was er schon gar nicht gewollt hatte, war, dass Cat vor lauter Angst um den Slytherin so verletzt war. „Wirklich."

Die Gryffindor seufzte, zog die Beine an den Körper und lehnte den Kopf an die Schulter ihres besten Freundes. „Ich weiß."

Der Schwarzhaarige machte es sich ein wenig bequemer und legte seinen Arm um das Mädchen. Es tat gut, seine beste Freundin wieder an seiner Seite zu wissen.

Die Blonde sah zu ihm hoch und musste dann unwillkürlich grinsen. „Glaub nicht, dass ich nicht mehr wütend auf dich bin. Aber ich bin einfach zu fertig, um mich darüber aufzuregen. Ich brauche dich an meiner Seite und nicht gegen mich."

Der Gryffindor stieß ein belustigtes Schnauben aus. „Keine Sorge, du wirst mich nicht mehr los."

Ein kleines, brünettes Mädchen, schätzungsweise im zweiten Schuljahr, trat an die beiden Freunde heran und blickte angestrengt auf seine nervös hin und her tippelnden Füße herab, während es sich hinter dem Rücken die Hände rieb. „Entschuldigen Sie, Miss", begann das Mädchen zaghaft und sah nur kurz zu Cat auf, ehe sie die rechte Hand ausstreckte, in der sie ein gefaltetes Stück Pergament hielt. „Ich möchte Sie nicht stören, aber ich soll Ihnen das hier von Professor Dumbledore überbringen! Er sagte, es sei wichtig."

„Danke schön." Die Blonde nahm das Pergament entgegen und lächelte das Mädchen aufmunternd an, ehe es eilig hinauf in die Schlafsäle rannte. Dann wandte die Blonde sich an ihren besten Freund. „Miss? Sehe ich wirklich so alt aus?"

„Ich glaube, du hast gerade nur besonders angsteinflößend gewirkt", mutmaßte der Schwarzhaarige und bemühte sich dabei verzweifelt, nicht laut loszulachen. „Das arme Ding stand seit einer guten viertel Stunde dort hinten in der Ecke und hat dich ganz verschüchtert beobachtet."

„Erinnere mich daran, niemals Lehrerin zu werden", murmelte sie, während sie das kleine Stück Pergament entfaltete und den Inhalt durchlas. Treffen in meinem Büro. So bald als möglich. P.S. Ich mag Schokolinsen.

Ihr Herz blieb für einen Augenblick stehen. Dann wendete sie das Blatt, doch die Rückseite war leer. Noch nie hatte sie so eine knappe Einladung von ihrem Schulleiter erhalten, die keine Zeit für Höflichkeiten hatte. Sofort sprang Cat von der Couch auf und stopfte das Pergament in ihre Hosentasche.
„Wo willst du hin? Es ist Sperrstunde", rief Harry ihr verwirrt hinterher.

„Notfall bei Dumbledore. Vielleicht ist irgendwas mit Draco passiert", erwiderte die Blonde knapp und war unmittelbar danach aus dem Gemeinschaftsraum verschwunden. Sie rannte so schnell wie ihre Füße sie trugen durch die Gänge von Hogwarts, den leuchtenden Zauberstab immer vor sich gestreckt. Einige der Porträts begannen leise zu tuscheln, wenn sie an ihnen vorbeirannte, doch es kümmerte die Gryffindor nicht weiter. Tausend Gedanken rasten ihr durch den Kopf, einer schlimmer als der andere. Und auch, wenn der rational denkende Teil ihres Kopfes ihr sagte, dass Draco nichts zugestoßen sein konnte, zog sich ihr Herz dennoch vor Sorge krampfhaft und schmerzend zusammen.

Die Tür schwang keine Sekunde nachdem sie das Passwort gesprochen hatte auf und gab den Blick auf das Büro von Dumbledore frei. „Ah, Catherine, komm herein. Setz dich", bat der Schulleiter mit einer einladenden Handbewegung zum Stuhl ihm gegenüber, lächelte sie aber nicht wie gewohnt an. Cats Magen verkrampfte sich. Dumbledore war anders als sonst.

„Du siehst erstaunlich kräftig aus. Madame Pomfrey hat deine Wunde ausgezeichnet behandelt. Aber wie ich von Professor Snape hörte, hast du ebenfalls großen Einsatz gezeigt, um den jungen Malfoy zu retten." Er wandte sich um und nickte dem Lehrer zu, der hinter ihm im Schatten stand und sich an eines der Fenster lehnte. Erst jetzt bemerkte die Gryffindor seine Anwesenheit und war etwas besorgt um seine Bedeutung für dieses Gespräch. Immerhin war er der Hauslehrer von Slytherin und derjenige gewesen, der Draco in den Krankenflügel gebracht hatte.

Deshalb überging die Gryffindor auch das unterschwellige Kompliment und kam direkt zu ihrer Frage: „Warum bin ich hier, Professor? Ist etwas mit Draco? Geht es ihm schlechter?"

„Keine Sorge, Catherine, Mister Malfoys Zustand ist unverändert. Er schläft und wird die Ruhe brauchen", versicherte Dumbledore und lächelte das Mädchen aufmunternd an, was ihm allerdings angesichts seiner Pläne nicht besonders leichtfiel.

Ihre Panik flachte ein wenig ab und sie atmete beruhigter aus. „Und wieso wollten Sie mich dann umgehend sprechen? Und was hat Professor Snape damit zu tun?"

Der alte Mann warf einen Blick über die Schulter zu seinem Lehrer. „Severus hat mich darüber informiert, dass er Veränderungen an dir festgestellt hat, als du heute Nachmittag Mister Malfoys Leben gerettet hast", begann er vorsichtig und beobachtete die Blonde dabei sehr genau, um jede Reaktion ihrerseits analysieren zu können. „Er erzählte mir, dass an die Stelle deiner Augen blaue Scheiben getreten waren. Außerdem hätte er aus der Entfernung eine Stimme vernommen, die deiner sehr ähnlich war, allerdings tiefer und begleitet von einem Grollen."

„Tatsächlich?" Die Gryffindor klang überrascht und legte die Stirn in Falten, während sie an die Ereignisse vom Nachmittag zurückdachte. „Ich muss gestehen, Professor, dass mir solche Dinge in diesen Situationen nicht auffallen. Ich handele intuitiv."

Die Miene des Schulleiters ließ keinen Rückschluss auf seine Gedanken vermuten. „Aber du hast nach solchen Ereignissen weder Erinnerungslücken noch eine Art Schwächegefühl?"

„Nein. Ich bin mir sehr sicher, dass ich mich an alles erinnere, was heute Nachmittag passiert ist. Auch wenn ich davon Einiges gerne vergessen würde", erklärte sie und erkannte, dass Dumbledores Schultern sich regelrecht entspannten, sein Gesichtsausdruck weniger verkrampft wirkte und er sich gemütlich in seinem Stuhl zurücklehnte. „Wieso fragen Sie?"

„Nun, wir wissen, dass mit der Elementarmagie ein hoher Kraftaufwand verbunden ist. Und gemäß dem Fall, ihre Intuition kontrolliert diese Gabe, könnte es passieren, dass die Grenze ihres Körpers überschritten wird, ohne dass Sie es verhindern könnten. Ein erstes Anzeichen dafür ist unter anderem die Verwandlung der Iris während der Anwendung der Elementarmagie", erklärte der alte Mann ruhig. „Wird er Körper weiter belastet, treten vermehrt Erinnerungslücken, Müdigkeit und Schwindel auf. Und werden diese Zeichen nicht ernst genommen, kann es zu einer Spontanverbrennung kommen. Das ist ein Vorgang, bei dem der Zauberer ohne ersichtlichen Grund in Flammen aufgeht. Und das gilt es natürlich zu verhindern."

Die Blonde schluckte den Kloß in ihrem Hals herunter und musterte ihren Lehrer mit großen Augen. Sie hatte davon gelesen, doch dass die Konsequenzen so gravierend waren, hatte sie nicht geahnt. „Und was wollen Sie jetzt machen?", erkundigte die Blonde sich nervös.

„Nun, Professor Snape war ein guter Lehrer – für den Anfang, damit du die ersten Schwierigkeiten überwindest", versicherte der Schulleiter. „Doch nun brauchst du jemanden, der dich wirklich versteht, der das, was du durchmachst, auch schon durchgemacht hat."

„Ein Elementarmagier", schlussfolgerte Cat und warf die Stirn in Falten. „Aber wer, Professor? Soweit ich informiert bin, ist die letzte Person mit dieser Gabe Perenelle Flamel gewesen und die ist tot."

Dumbledore schmunzelte. „Sei unbesorgt, meine Liebe. Ich habe einen Lehrer für dich gefunden, der sich in den Sommerferien deiner annehmen möchte. Die genauen Modalitäten werde ich noch mit ihm klären."

Cat nickte. „Danke, Professor. War das alles?", fragte sie misstrauisch, denn nie hätte sie sich vorgestellt, dass Dumbledore sie für so ein unwichtiges Thema, ein Thema, das bis zu den Ferien keine Eile oder Relevanz hatte, zu dieser späten Stunde noch zu sich rufen würde.

„Nun, nein, da ist noch etwas", gab der Schulleiter dann zu und drehte sich zu seinem Lehrer für Verteidigung um, welcher ihm knapp zunickte. Dann seufzte der alte Mann und drehte sich zu dem Mädchen um. Es gab nicht viele Momente in seinem Leben, in denen Albus Dumbledore tatsächlich nervös gewesen war. Doch dieser gehörte definitiv dazu. Die Reaktion dieses einen Kindes auf die kommenden Neuigkeiten war entscheidend. Er schluckte stark, bevor er fortfuhr.

„Catherine, ich weiß, du hast mich schon viele Male darum gebeten, dir die Wahrheit, die volle Wahrheit, über deine Herkunft zu verraten. Ich habe dir diese Bitte in der Vergangenheit ausgeschlagen und das, obwohl deine Eltern dir von der Adoption erzählt haben", leitete der Professor mit mitleidigem Unterton ein. „Ich werde dir hier und heute alles erzählen, was ich weiß. Doch zuvor noch eine Bitte: Verzeihe deinen Eltern. Sie waren immer gut zu dir und lieben dich als wärst du ihr eigenes Kind. Gib die Schuld dem alten, unklugen Mann, der vor dir sitzt und nicht den Menschen, die nur seinen Anweisungen folgten, um dich zu beschützen."

Die Gryffindor reagierte zunächst nicht. Ihre Nerven waren wie Drahtseile gespannt und sie hatte das Gefühl, innerlich zu zerreißen. Sie hatte diesen Moment herbeigesehnt, ihn sich immer und immer wieder vorgestellt, hatte darum gebettelt, Antworten zu erhalten. Sie hatte sich in ihrem Kampf darum verloren und Menschen verletzt, die ihr wichtig waren, so sehr wollte sie es. Doch jetzt, da der Moment unmittelbar bevorstand, wusste sie nicht mehr, ob sie überhaupt bereit dafür war, die ungeschönte Wahrheit zu erfahren. Und Dumbledores Worte hatten sie irgendwo getroffen, wo sie ungeschützt war, unvorbereitet. Sie taten weh und brannten sich in ihre Seele, denn sie wusste, dass er Recht hatte. Ihre Eltern liebten sie und sie liebte ihre Eltern. Knapp nickte sie dann, unfähig, etwas zu erwidern.

„Nun, gut. Fangen wir an." Mit einer Handbewegung von Dumbledore öffnete sich einer der Schränke an der Wand und zum Vorschein kam eine brusthohe Säule, auf der eine kleine Schale platziert war. Langsam stand die Blonde von ihrem Stuhl auf und lief herüber. Die Flüssigkeit – oder war es ein Gas? – schimmerte silbrig grau, sodass das Mädchen sich beinahe darin spiegeln konnte.

„Ein Denkarium", stellte Cat sachlich fest. „Was soll ich mir ansehen, dass Sie mir nicht sagen können?"

Ein leichtes Lächeln legte sich auf Dumbledores Lippen, dann wandte er sich an seinen Kollegen. „Severus, wenn ich bitten darf."

Snape trat aus dem Schatten heraus und zog im Gehen seinen Zauberstab. Als er neben der Gryffindor zum Stehen kam, musterte er sie für einen Moment eindringlich, ohne dass seine Miene etwas über seine Gedanken hätte verraten können. Dann hielt er die Spitze seines Zauberstabs gegen die Schläfe und als er ihn langsam davon entfernte, löste sich ein silberner Nebelfaden, lang und funkelnd, den er mit einer ungeahnten Behutsamkeit in das Becken vor sich gleiten ließ. Darin schwebte er nun, weder flüssig noch gasförmig und bildete bereits schemenhafte Szenen.

„Kommen Sie nicht mit?", fragte die Blonde verwundert, als keiner der Lehrer Anstalten machte, die Erinnerung zu betreten.

„Es ist besser, du gehst diesen Weg allein", meinte Dumbledore mit einem aufmunternden Lächeln.

Cat sah von ihm zu Professor Snape und wieder zurück, ehe sie einmal tief einatmete, so als müsste sie für eine lange Zeit die Luft anhalten, und steckte dann ihren Kopf in die Schale. Sie spürte, wie sie von der Erinnerung aufgenommen wurde, verlor das Gleichgewicht und die Kontrolle und ehe sie hätte reagieren können, stand sie wieder fest auf beiden Beinen.

Die Geschichte von Catherine O'NeillWo Geschichten leben. Entdecke jetzt