Ankunft im Fuchsbau

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Hallo zusammen! Wie wohl Cats Freunde reagieren, wenn sie erfahren, dass die Gryffindor adoptiert ist? Und welche Neuigkeiten werden sie im Fuchsbau erwarten? Das erfahrt ihr hier! Viel Spaß beim Lesen :)


Sie hatte tatsächlich Recht behalten. Die Scheune auf der kleinen Farm im Norden der Stadt war verstaubt, verblasst und morsch geworden, doch sie war leer. In den Ecken lag noch Einiges an sprödem Stroh und an ein paar Haken hingen Decken, sodass sie sich eine provisorische Schlafgelegenheit zusammen schustern konnte. Im Haus am anderen Ende des Weizenfeldes brannte Licht in den Fenstern, doch in den Tagen, die die Hexe hier verbrachte, kam nicht ein einziges Mal jemand herüber, um nach dem Rechten zu sehen. Sie blieb unentdeckt.

Bevor Cat die Stadt verlassen hatte, hatte sie in einem Supermarkt das Nötigste für einen kürzeren Aufenthalt gekauft, darunter ein paar Flaschen Wasser, ein paar Dosensuppen und Brot. Es war nicht gerade ein Gaumenschmaus, doch es genügte, um sie bei Kräften zu halten. Die Batterie ihres Walkmans hatte mittlerweile den Geist aufgegeben und so begnügte sie sich damit, in ein paar Büchern zu stöbern, die sie von zuhause mitgenommen hatte. So gingen die Tage noch viel schleppender voran als zuvor.

Doch das war es wert, denn die Ruhe tat ihrer Seele gut. Die Blonde liebte es, den Grillen beim Zirpen zuzuhören, dem Zwitschern der Vögel und dem Rascheln der Getreideholme im Wind zu lauschen. Es war ein angenehmer Zustand der Entspannung, den sie im letzten Jahr nicht allzu häufig verspürt hatte. Lediglich die Abende, die sie mit Draco verbracht hatte, hatten ihre heilende Wirkung gehabt, doch gerade jetzt schmerzte der Gedanke daran nur umso mehr.

Die restliche Zeit verbrachte Cat damit, die Elementarmagie weiter zu studieren und zu verbessern. Das ging von einem kleinen Feuer, das ihr in den Abendstunden Wärme spendete, bis hin zu ersten Bemühungen im Schweben, wobei sie sich wie auf einem Luftkissen ein paar Zentimeter über dem Boden tragen ließ. Die wichtigste Erkenntnis, die sie in den wenigen Tagen erhalten hatte, bestand darin, dass diese Kraft keineswegs etwas war, das allein an ihr Zutun gebunden war. Vielmehr verstand die Gryffindor nun, dass diese Art von Magie sich in ihrem Körper aufstaute und verbraucht werden wollte. Die Konsequenzen, wenn sie es nicht täte, hatten sich schon oft in unkontrollierten Ausbrüchen gezeigt.

Heute war Montag, das Wetter war schwül warm und die Sonne brannte auf die Erde nieder. Die Blonde lag am Ufer eines kleinen Sees etwa zwanzig Minuten von der Farm entfernt und streckte ihre Füße zur Abkühlung ins Wasser. Den Blick hatte sie gen Himmel gerichtet und beobachtete einen Haufen kleiner Kieselsteine, die sie mit einer eleganten, fließenden Handbewegung in der Luft umeinander herum tanzen ließ. Hin und wieder ließ sie sie ins Wasser fallen, sodass die feuchte Oberfläche im Licht der Sonne angenehm glitzerte.

Plötzlich ertönte hinter ihr ein langsames, kräftiges Klatschen und Cat sprang erschrocken auf, zog in der Bewegung den Zauberstab aus ihrer Hosentasche und deutete damit in die Richtung, aus der das Geräusch kam. Die Steine prasselten geräuschvoll zu Boden. Einen Augenblick später erkannte sie den alten Mann mit dem langen weißen Bart und dem Zauberergewand. Er stand einige Meter von ihr entfernt und applaudierte weiter, während ein fröhliches, gelassenes Lächeln sein Gesicht zierte. Die Blonde senkte langsam den Zauberstab und fixierte ihren Schulleiter.

„Ich muss sagen, ich bin beeindruckt, wie gut du dich entwickelt hast", lobte Dumbledore und machte ein paar langsame Schritte auf seine Schülerin zu. „Die Elementarmagie scheinst du sehr gut im Griff zu haben. Ich hatte dir gesagt, der Zauberer beherrscht immer den Zauber und nicht umgekehrt."

Wie Unrecht er doch hatte, dachte Cat, erwiderte aber nichts. Sie kannte Dumbledore nun schon lange genug, um zu wissen, dass seinen fröhlichen Floskeln oftmals nur schlechte Neuigkeiten oder ernste Themen folgten. Also verschränkte sie die Arme vor der Brust, legte den Kopf schief und meinte: „Was wollen Sie hier, Professor? Ich will meinen, dass es noch eineinhalb Wochen bis zum 1. September sind. Oder irre ich mich?"

Der Professor lächelte knapp und schüttelte den Kopf. Er hatte geahnt, dass die Gryffindor starrsinnig sein würde. „Deine Eltern haben mich kontaktiert und mich über dein Verschwinden informiert. Sie baten mich, dich zu finden und nach Hause zu bringen. Sie machen sich wirklich schreckliche Sorgen um dich."

„Das ist mir egal! Sie haben mich belogen, fünfzehn Jahre lang! Ich gehe nicht mehr zu ihnen zurück! Ich bleibe hier!" Cat spie dem Lehrer die Worte vor die Füße, ihre Augen funkelten wütend. Dann durchfuhr sie ein stechender Schmerz genau dort, wo ihr Herz war, und sie wandte sich ab. „Und hören Sie auf, die beiden als meine Eltern zu bezeichnen. Das sind sie nicht! Meine Eltern habe ich nie kennengelernt und das ist deren Schuld! Sie sind nicht meine Eltern und dieses Haus ist damit auch nicht mehr mein Zuhause."

„Die O'Neills haben dich aufgenommen und zu einer bemerkenswerten jungen Dame groß gezogen. Sie lieben dich wie ihr eigenes Kind." Die Blonde hörte, wie Dumbledore näher kam, und spürte schließlich seine langen, drahtigen Finger auf ihrer Schulter, die sie behutsam, aber bestimmend zu sich umdrehten. Als ihr Blick auf seine geschwärzte Hand fiel, erschrak sie kurz, doch der Lehrer zog ihren Blick schnell auf sein Gesicht. „Manchmal ist Familie keine Blutsverwandtschaft. Es sind die Menschen, die dich lieben mit all deinen Fehlern, und ein Zuhause ist ein Ort, an dem du immer Willkommen bist."

Sie sah ihrem Schulleiter tief in die Augen, spürte, wie sie zu brennen begannen und sich Tränen darin bildeten. Sie wusste nicht mehr, wo ihr Zuhause war, wer sie noch wollte. Sie war allein und gebrochen. Ihren Blick richtete sie betont auf ihre Schuhe und machte mit diesen kreisende Bewegungen auf der trockenen Erde. Sanft entzog sie sich dem Alten und lief ein paar Schritte stumm hin und her.

„Sei vernünftig, Catherine. Du bist noch nicht volljährig und dies ist kein Ort für ein junges Mädchen. Nicht einmal für Mädchen mit deinen Fähigkeiten und ganz sicher nicht in Zeiten wie diesen, in denen Todesser Jagd auf Muggel und muggelgeborene Zauberer machen."

Die Gryffindor war abrupt stehen geblieben und hatte die Hände zu Fäusten geballt. Sie hob ihren Blick und sah Dumbledore von der Seite an. Dann schüttelte sie den Kopf, die Lippen bitter aufeinander gepresst, und flüsterte: „Lieber kämpfe ich gegen eine ganze Horde Todesser als den beiden in nächster Zeit noch einmal unter die Augen zu treten."

„Dein Mut ist bewundernswert und töricht zugleich. Aber ich habe auch nicht vor, dich zu deinen Eltern zurück zu schicken." Die Aussage erstaunte und verwirrte die Blonde in gleichem Maße. „Ich bringe dich zu den Weasleys. Vor ein paar Wochen sind auch Harry und Miss Granger dort angekommen. Du wirst sie sicherlich vermisst haben."

Es war das erste Mal seit Beginn der Sommerferien, dass der Blonden bewusst wurde, wie sehr sie ihre Freunde tatsächlich vermisste. Die ganze Zeit hatte sie sich geschämt und war zu traurig gewesen, um es zu erkennen. Doch nun, da sie einen klareren Kopf hatte, wusste sie, was ihr gerade fehlte. Sie vermisste Rons tollpatschige Art, Harrys Geschichten über Quidditch und sogar Hermines pausenlose Lernphase.

Also ergab sich die Gryffindor schließlich und nickte dem Professor zustimmend zu.

Dieser lächelte sie zufrieden an und streckte ihr den Arm hin. „Schön, sehr gut. Du bist schon einmal Seit-an-Seit appariert?"

Das Mädchen schwang ihren Rucksack auf den Rücken, kam auf Dumbledore zu und griff nach seinem Arm. „Nein, noch nie."

Doch da war es schon zu spät. Ein eigentümliches Gefühl breitete sich in ihr aus, das dem bei einem Portschlüssel nicht unähnlich war. Sie wurde herumgewirbelt, die Farben der Umgebung zogen Streifen und Geräusche waren kaum zu unterscheiden. Dann landete sie unsanft auf den Füßen und fiel mit einem Ruck um, als sie den Arm ihres Lehrers notgedrungen losließ.

„Oh, nun, dann war dies wohl das erste Mal für dich", meinte Dumbledore und lächelte das Mädchen am Boden entschuldigend an.

Diese rappelte sich auf, streifte sich den Dreck von der Kleidung und sah sich in der Gegend um. Sie befanden sich auf einem kleinen Hügel inmitten weiter Felder. Vereinzelt standen dort ein paar Häuser, doch eines fiel ihr ganz besonders ins Auge. Es sah aus, als hätte man auf eine kleine Hütte ein Haus oben auf gesetzt und dann noch eines und noch eines. Dass es überhaupt Wind und Wetter standhielt, schien an ein Wunder zu grenzen. Oder war einfach pure Magie.

„Willkommen im Fuchsbau", erklärte Dumbledore mit einer einladenden Bewegung in die Richtung des Hauses und machte sich auf den Weg, den Hang hinab zum Haus. Cat folgte ihm stumm. Nervosität breitete sich in ihr aus und je näher sie kam, desto mehr verstärkte sich das Gefühl, dass es eine schlechte Idee gewesen war, hierher zu kommen.

Doch kaum hatte sie diesen Gedanken gefasst, wurde sie schon vom Gegenteil überzeugt. Die Tür vom Fuchsbau schwang auf und vier Gestalten kamen auf sie zu gerannt. „Cat! Cat! Da bist du ja!" Sie riefen alle durcheinander.

Am schnellsten war Harry bei ihr angelangt. Er hatte noch so viel Schwung, dass er sie beinahe umriss, als er sie in die Arme schloss. Die beiden taumelten ein paar Schritte, ließen einander aber nicht los. Cat spürte Harrys Herz an ihre Brust schlagen, hörte seinen schnellen Atem und war überwältigt von der Euphorie, die ihr bester Freund zeigte. „Hallo Harry, schön, dich zu sehen", hauchte sie ihm ins Ohr.

„Ich habe mir solche Sorgen gemacht", nuschelte der Schwarzhaarige und drückte sie nur noch fester an sich.

Die anderen waren nun auch bei ihr angekommen. Die Blonde löste sich von ihrem besten Freund und sah sich kurz um. Der Schulleiter war nicht zu sehen, vermutlich war er ins Haus gegangen, um ihre Ankunft anzukündigen – sofern die aufgeregten Rufe ihrer Freunde nicht eindeutig genug gewesen waren. Dann schloss sie kurz Ron und Ginny in die Arme und begrüßte sie freundlich. Hermine stand schon vollkommen hibbelig bereit und schloss ihre Freundin ebenso enthusiastisch in die Arme wie es zuvor auch Harry getan hatte. „Ich habe dich auch vermisst, Hermine."

Dumbledore kam aus dem Haus wieder zu den Schülern herangetreten und lächelte sie freundlich an, bis die Blonde sich von Hermine gelöst hatte. „Nun, wenn das alles ist, dann verabschiede ich mich von euch. Catherine, wie immer eine Freude, dich zu sehen."

„Danke, Professor." Sie nickte ihm zum Abschied lächelnd zu.

Die Geschichte von Catherine O'NeillWo Geschichten leben. Entdecke jetzt