Catherines Beichte

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Hallo zusammen! In diesem Kapitel schlägt mal wieder eine Bombe ein. Wie die Beziehung zwischen Cat und dem Trio danach wohl weitergehen wird? Schreibt mir eure Vermutungen gerne in den Kommentaren! Viel Spaß beim Lesen!


Die letzte Woche der Ferien verbrachte Harry überwiegend damit, darüber nachzugrübeln, welche Erklärung Malfoys Besuch bei Borgin & Burkes haben könnte. Die Drei hatten Cat sofort nach ihrer Ankunft im Fuchsbau in Fred und Georges altes Zimmer gezerrt und ihr von den Ereignissen in der Nokturngasse berichtet. Der Blonden hatte es ganz und gar nicht gefallen, zu hören, welchen dubiosen Machenschaften ihr Freund dort nachging, doch sie schluckte ihre Besorgnis herunter und bemühte sich immer wieder um eine neutrale Haltung, wenn Harry mit aberwitzigen Vermutungen über Dracos Pläne begann.

Es war still im Zimmer an diesem letzten Abend vor der Abreise nach Hogwarts. Hermine saß auf dem Fenstersims und las ebenso wie Cat in einem ihrer neuen Schulbücher, während Harry und Ron auf den Betten lagen und sich gegenseitig einen quaffel-großen Ball zuwarfen. Als der Schwarzhaarige den Ball fing, hielt er plötzlich in der Bewegung inne, sodass die Blonde, die von dem fehlenden Surren der Kugel in der Luft abgelenkt wurde, verwundert zu ihrem besten Freund sah. „Alles in Ordnung, Harry?"

Der Angesprochene setzte sich ruckartig kerzengerade im Bett auf und warf den Ball achtlos in die Ecke. „Er ist ein Todesser", sagte er langsam. „Er hat den Platz seines Vaters als Todesser eingenommen!"

Die Gryffindor klappte vorsichtig ihr Exemplar von ‚Runenübersetzung für Fortgeschrittene' zu und legte es neben sich auf das Bett, während sie sich etwas aufrechter hinsetzte und Harry ansah. Ein unangenehmes Ziehen breitete sich in ihrem Bauch aus. Es waren schwere Anschuldigungen, die ihr bester Freund erhob und sie wollte sich nicht vorstellen, dass er Recht hatte. Doch wenn sie ehrlich zu sich selbst war, hatte sie diese Gedanken auch schon gehabt.

„Malfoy? Er ist sechzehn, Harry! Glaubst du ernsthaft, Du-weißt-schon-wer würde einen Minderjährigen aufnehmen?" Ron klang keineswegs überzeugt von dieser Vermutung und er runzelte die Stirn, als er sich ebenfalls aufsetzte und seinen besten Freund musterte, als hätte er irgendein Mittel für Halluzinationen eingenommen.

„Das ist unwahrscheinlich, Harry", stimmte auch Hermine in strengem Unterton zu. „Wieso denkst du das?"

„Bei Madame Malkin. Sie hat ihn nicht berührt, aber er hat geschrien und seinen Arm zurückgezogen, als sie seinen Ärmel hochrollen wollte. Es war der linke. Sein Mal ist dort eingebrannt", erklärte er hastig.

Hermine und Ron tauschten missmutige Blicke, ehe das Mädchen meinte: „Ich glaube, er wollte einfach da raus, Harry."

Doch der Schwarzhaarige ließ sie gar nicht richtig zu Wort kommen. „Er hat Borgin etwas gezeigt, das wir nicht sehen konnten", meinte er verbissen. „Etwas, das Borgin richtig Angst gemacht hat. Es war das Dunkle Mal! Er wollte ihm zeigen, mit wem er es zu tun hat!"

Cats Hände hatten begonnen zu zittern und sie krallte ihre Fingernägel in den Einband des Lehrbuches, um sie zum Stillhalten zu zwingen. Sie hörte ihm schon gar nicht mehr richtig zu. Die Erklärungen ihres Freundes brachten sie zur Weißglut. Seit Tagen schon schluckte sie ihre Frustration darüber herunter und mischte sich nicht in derartige Gespräche ein. Doch ihre Nerven waren zum Zerreißen gespannt an diesem Tag. Der morgige Tag würde anstrengend werden, sie würde vermutlich wieder auf Draco treffen und wusste immer noch nicht, wie er zu ihr stand. Sie ertrug es nicht weiter, die haltlosen Argumente des Schwarzhaarigen über sich ergehen zu lassen. „Bei Merlin, Harry! Lass es doch endlich gut sein! Draco ist kein Todesser! Keiner von uns glaubt das außer dir!", fuhr sie ihren besten Freund an und ihre Stimme klang dabei so boshaft, dass der Angesprochene zusammenzuckte.

Auch Hermine und Ron blickten geschockt zu der Blonden. Eine unangenehme Stille breitete sich zwischen den Vieren aus und die Spannung war gerade zu greifbar in der Luft. Cat senkte den Kopf gen Boden und bemühte sich, ihre Gefühle wieder unter Kontrolle zu bringen. Sie zitterte leicht und ihr ganzer Körper verkrampfte sich, um nicht allzu heftig zu reagieren. Sie wusste, dass es zu viel war und sie dringend etwas Dampf ablassen musste, dass sie in Ruhe darüber nachdenken musste. Doch hier im Fuchsbau war es geradezu unmöglich auch nur eine Sekunde allein zu sein. Demonstrativ griff sie also wieder zu ihrem Buch und schlug es an der Stelle auf, an der sie vor ein paar Minuten unterbrochen wurde.

„Moment mal!" Hermine war die Erste, die es wieder wagte zu sprechen und ihr Gesicht verzog sich dabei, so als würde sie angestrengt über etwas nachdenken. „Du hast gesagt, Draco ist kein Todesser."

„Ja! Und?" Cats Stimme kam dabei brüchiger hervor als sie es gehofft hatte, denn sie ahnte bereits, worauf ihre beste Freundin hinauswollte. Ganz bewusst hielt sie den Blick auf die Seiten vor ihr gerichtet, weil sie befürchtete, die Brünette könnte die Lüge in ihren Augen ablesen.

„Seit wann nennst du Malfoy beim Vornamen?" Hermine war vom Fenstersims gesprungen und stemmte die Hände in die Hüfte, sodass sie einer jungen, brünetten Molly Weasley nicht unähnlich sah.

Die Blonde zuckte mit dem Schultern und zog bei einem kurzen Blick auf ihre Freundin die Augenbraue in die Höhe. „Das ist nun einmal sein Name."

Bestimmt schüttelte die Gryffindor den Kopf und verschränkte die Arme vor der Brust. „Oh nein! Noch nie hast du Malfoy mit Vornamen angesprochen oder über ihn geredet! Nicht ein einziges Mal!"

„Hermine hat Recht!" Ron war vom Bett aufgesprungen und trat nun neben seine Freundin, um Cat besser beobachten zu können. „So redest du nicht über Menschen, die du hasst. Den Vornamen benutzt du nur, wenn du jemanden magst!"

„Ich habe im letzten Schuljahr etwas mehr mit ihm zu tun gehabt und ihn dabei auch von einer anderen Seite kennengelernt", gestand die Blonde schließlich und dabei traf ihr schuldbewusster Blick den von Hermine, die die Lippen aufeinander gepresst hatte und das Gesicht schmerzlich verzog. Dann fügte sie mit Nachdruck hinzu: „Deswegen bin ich mir auch so sicher, dass er niemals ein Todesser werden würde."

Hermine klappte die Kinnlade herunter, sie riss die Augen auf und fuhr sich zerstreut durch ihre struppige Mähne. „Ihr...du...er..."

Harry war wohl ausnahmsweise etwas schneller im Kopf als seine Freundin. Seine Hände hatten sich in die Matratze, auf der er sehr unruhig hin und her wippte, gekrallt und seine Knöchel traten bereits weiß hervor. Seine Stimme war ein tiefes Grummeln, als er fragte: „Was heißt ‚mehr mit ihm zu tun gehabt'?"

Cats Herz schlug ihr bis zum Hals. Es gab nun kein Zurück mehr. Ab hier würde sich einiges verändern. Also begann sie zu erzählen: „Er hat mich zwei- oder dreimal aus einer ziemlich brenzligen Situation gerettet. Aus Umbridges Büro beim Nachsitzen zum Beispiel oder bei der Auflösung der DA. Und..."

Ron unterbrach sie ruppig. „Und das heißt jetzt was? Ihr seid sowas wie Freunde?"

„Beim Barte Merlins! Wir sind ein Paar, okay?" Die Aussage platze ebenso schnell aus ihr heraus wie die Luft aus einem Luftballon und keine Sekunde nachdem sie es gesagt hatte, fühlte sie sich leer, beinahe wie in einem Vakuum. Stille trat ein und ihre Freunde sahen sie mit geschockter Miene an.

„Ihr seid...WAS?" Ron waren alle Gesichtszüge entglitten und in seinem Blick lag so viel Abscheu, dass es ein Wunder war, dass keine Funken daraus sprühten. Cat ekelte sich mit einem Mal vor sich selbst. Sie konnte nur ahnen, wie verraten ihre Freunde sich in diesem Moment fühlen mussten und daran war allein sie schuld. Wäre sie nur von Anfang an ehrlich gewesen, doch je länger sie gewartet hatte, desto schwerer war es ihr gefallen und irgendwann hatte sie den Moment verpasst, an dem es kein Zurück mehr gab. Wenn es nicht schon nach den Vorfällen im Ministerium zu spät war, die Wahrheit zu sagen, dann spätestens nach dem Besuch in der Winkelgasse. Doch weiterhin mit einer Lüge zu leben erschien ihr noch viel abscheulicher und unmoralischer als alles andere.

Die Geschichte von Catherine O'NeillWo Geschichten leben. Entdecke jetzt