Eine schlaflose Nacht

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Hallo zusammen! Was passiert, wenn Cat mehr über Elementarmagie erfahren will? Kommt sie einem tief verborgenen Geheimnis auf die Schliche? Ich bin gespannt, was ihr zum Ergebnis dieses Kapitels sagen werdet! Viel Spaß beim Lesen :)


Zwei Uhr am Morgen und noch immer war sie wach. Schon vor vier Stunden war Cat ins Bett gegangen, doch schlafen konnte sie nicht. Die Weasleys und Hermine waren vor etwa einer Woche am Grimmauldplatz angekommen und hatten die Blonde seitdem auf Trapp gehalten. Sie freute sich wirklich darüber, endlich etwas Gesellschaft in ihrem Alter zu haben. Auch Snape war zwei weitere Male vor Ort gewesen und hatte mit ihr trainiert. Ihr Lehrer hatte mehrfach betont, dass sie bereits gute Fortschritte machte, doch die Blonde wollte das nicht so richtig wahrhaben. Denn immer, wenn sie nach dem Unterricht herunter zu den anderen kam, sahen diese sie mit einer Mischung aus Angst und Mitleid an. Sie hatten Angst vor ihr, vor dem, was sie ihnen antun könnte – wenn auch ungewollt. Und es bereitete ihr Kopfzerbrechen und gab ihr das Gefühl von trostloser Einsamkeit.

Ein weiteres Mal rollte Cat sich in ihrem Bett herum, doch was sie auch tat, sie fand einfach keine bequeme Position. Verzweifelt drehte sie sich also auf den Rücken, seufzte frustriert und zog sich die Decke über den Kopf. Sie wollte doch einfach nur schlafen. Wieso konnte ihr Kopf nicht ein anderes Mal über ihre Probleme nachdenken? Tagsüber zum Beispiel? Wenn sie ausgeschlafen war.

Resigniert warf sie schließlich die Bettdecke beiseite, stand auf und machte sich an ihrem in der Ecke stehenden Rucksack zu schaffen. Dort kramte sie nach ein paar Büchern, die sie vor zwei Tagen in einer Bücherei während ihrem Besuch in der Winkelgasse gekauft hatte. Als sie sich schließlich wieder mit drei dicken und scheinbar uralten Büchern auf ihr Bett fallen ließ, knipste sie das Licht ihrer Nachttischlampe an, schlug ihre Decke über die Knie und öffnete das erste Buch mit dem Titel ‚Das Leben und Wirken der Flamels'. Da Cat wusste, dass ihre Gabe das letzte Mal bei Perenelle Flamel aufgetreten war, hoffte sie, so etwas mehr darüber zu erfahren. Das Buch war übersäht mit Erzählungen über ihren Mann Nicholas, der als renommierter Alchemist in die Geschichte einging. Seine Frau wurde lediglich als helfende Hand dargestellt, die dank seiner Erzeugung des Steins der Weisen über 650 Jahre am Leben bleiben konnte. Einzig ihr großes Herz wurde gelobt, sie habe einen immensen Teil ihres Vermögens wohltätigen Organisationen gespendet. Cat wollte das Buch schon zuklappen, da blätterte sie ins letzte Kapitel.

Perenelle Flamel gehörte zu den wenigen Zauberern, die eine seltene Gabe, die Elementarmagie, beherrschte. Theorien zufolge habe sie diese Fähigkeit während ihrer eigenen Forschungen der Elemente erlernt. Nach heutigem Wissenstand über die Elementarmagie geht man vielmehr davon aus, dass sie diese Gabe durch ihren Urgroßvater Victor Lesarmes vererbt bekam.

Ernüchtert legte Cat das Buch irgendwann beiseite und griff nach dem nächsten: ‚Eine These zur Entstehung der Elemente' von Merlin höchstselbst. Im Grundsatz beschrieb er ein omnipräsentes Gleichgewicht, das zwischen den Elementen und den Lebewesen herrschte. Dies bedeutete, die Elemente bedingten sich gegenseitig, sie waren gleichwertig. Feuer konnte nicht ohne Luft entstehen, Erde nährte die Pflanzen, die Luft produzierten. Sie gaben sich also gegenseitig etwas ihrer inneren Energie ab, um den Kreislauf aufrecht zu erhalten. Es könnte niemals etwas aus dem Nichts erschaffen werden.

Merlin war der Ansicht, dass dieses Gleichgewicht auch zwischen den Elementen und den Menschen bestehen müsste.

Ermächtigt sich nun also ein Magier, eines der Elemente für seine Zwecke zu nutzen, so ist er gezwungen, etwas von sich zu geben, eine innere Kraft. Energie wird durch den Geist umgewandelt in Elementarmagie und alsbald der Zauberer sie einsetzt, verliert er seine Energie, er wird schwach, hungrig, müde und muss sich dem Kreislauf hingeben, die Elemente nutzen, seine Energie aufzufüllen. Es sei hier ausdrücklich gesagt, dass die Energie eines Menschen nicht unerschöpflich ist. Provoziert er die Elemente über seine Kraftgrenze hinaus, droht ihm die sofortige Auslöschung durch die Elemente – er selbst wird Teil des Kreislaufs.

Cat schluckte einmal hart den Kloß in ihrem Hals herunter. War ja klar, nichts konnte ohne Konsequenzen bleiben. Das erklärte aber immerhin, wieso sie sich nach den Übungen mit Professor Snape so erschöpft und ausgelaugt fühlte. Sie musste in Zukunft besser darauf Acht geben, es nicht zu übertreiben.

Die Blonde überblätterte einige Seiten, in denen Merlin nur über die Eigenschaften und Einsatzgebiete der verschiedenen Elemente redete. Doch sie blieb an einem Abschnitt hängen, in dem der alte Zauberer plötzlich von fünf Elementen sprach. Fieberhaft scannte das Mädchen nun jeden Satz genau, um herauszufinden, was er damit genau meinte. Und dann fand sie es.

Und so muss ich meine ursprüngliche Aussage korrigieren. Erde, Feuer, Wasser und Luft – Sie alle sind gleichwertig, doch es gibt etwas, das sie alle überstrahlt. Die Zeit. Keines der vier Grundelemente erreicht die Mächtigkeit des fünften. Zeit ist nicht linear, sie ist relativ. Ein einfaches Beispiel hierzu: Man setze sich direkt vor einen heißen Ofen und verweile dort für etwa eine Stunde. Die Zeit wird sich strecken, nur quälend langsam vorbeigehen. Man setze sich nun neben seine Herzensdame und verbringe eine Stunde mit ihr. Die Zeit wird rasen und man wird sich wünschen, man könne sie zurückdrehen.

Die Blonde musste bei diesem Vergleich schmunzeln. Sie wusste natürlich, dass diese Annahme so nicht korrekt war. Es war lediglich eine Empfindung, dass die Zeit mal langsam und mal schnell verging. Allerdings kam Merlin aus einer Zeit, in der man in Wissenschaft noch nicht allzu fortgeschritten war. Deshalb konnte er auch nicht ahnen, dass trotz seines falschen Beispiels, die Annahme, Zeit sei relativ Jahrhunderte später von Einstein bewiesen werden konnte.

So komme ich zu dem Schluss, dass, sofern man die Zeit als Element auffasst, sich das Phänomen des Déjà-Vu anschaulich erklären lässt. Ein Elementarmagier könnte die Zeit so beeinflussen, dass es den Unbeteiligten vorkäme, als hätten sie ein Geschehnis bereits zweimalig erlebt. Es ist allerdings kaum auszumalen, was diese Art der Manipulation mit dem Körper des Anwenders machen würde.

Etwa gegen vier Uhr dreißig griff die Gryffindor nach dem letzten der Bücher, ‚Merlins Gabe – die Fähigkeiten eines Elementarmagiers'. Es war ein kleines, eher dünnes Buch und es war das einzige, das Cat überhaupt speziell zu diesem Thema hatte finden können. Offenbar war diese Kraft so selten, dass sie kaum bekannt war. Diese Tatsache stimmte die Blonde nicht unbedingt hoffnungsvoller, jemals vollständig Herr darüber zu werden.

Wie erwartet half ihr das Buch nicht besonders weiter. Sie wusste bereits, was sie mit ihrer Fähigkeit alles anstellen konnte. Sie wusste sogar mehr, als dieses winzige Schriftstück ihr zu erzählen vermochte. Doch ein kurzer Abschnitt verriet ihr mehr, als sie zu erfahren hoffte.

Diese Gabe erfordert ein hohes Maß an magischem Potenzial und kann daher niemals von einem muggelstämmigen Zauberer ausgebildet werden. Doch allein eine magische Veranlagung genügt nicht den Anforderungen, die eine so intensive Fähigkeit abverlangt. Merlins Gabe wird seit Generationen weitervererbt an die stärksten Mitglieder eines Familienzweigs. So gibt es nach heutigen Schätzungen maximal sechs Familien in England, in denen dieses Gen sich noch ausgeprägt zeigen kann.

Das war nun schon das dritte Mal, dass Cat vermittelt bekam, diese Gabe wäre nur über eine genetische Abstammung übertragbar. Aber das konnte auf sie nicht zutreffen. Ihre Eltern waren Muggel, keiner von beiden hatte magische Verwandte, das wüsste die Gryffindor, sie pflegte immer ein sehr offenes Verhältnis zu ihren Eltern. Aber irgendetwas musste an dieser ganzen Geschichte faul sein. Wieso hatte sie diese Fähigkeit, wenn sie muggelstämmig war? Ein großes Fragezeichen bildete sich in ihrem Stammbaum, auf das sie sich keinen Reim machen konnte. Also beschloss die Blonde, am nächsten Morgen in die Stadt zu fahren und bei den Muggeln das Amt zu besuchen. Dort würde sie hoffentlich finden, was sie suchte, eine Abstammungsurkunde.

In dieser Nacht hatte sie kein Auge zu gemacht und als gegen sechs Uhr die ersten Sonnenstrahlen zum Fenster hineinfielen, klappte die Blonde auch endlich die letzte Lektüre zu und seufzte einmal laut. Ihr war absolut gar nicht nach Aufstehen zu Mute, doch, wenn sie nun wirklich etwas rausfinden wollte, musste sie bald los. Also hievte sich die Gryffindor schwerfällig aus dem Bett, nahm ein paar Anziehsachen aus ihrem Koffer und ging ins Bad. Dort bereute sie ihre Entscheidung sofort wieder, als ihr Blick in den Spiegel fiel und ihr bestätigte, was sie schon längst befürchtet hatte. Sie sah schrecklich aus. Ihre Augen waren rot unterlaufen und glasig, sie hatte dunkle Augenringe und Falten legten sich über ihr Gesicht.

Die Geschichte von Catherine O'NeillWo Geschichten leben. Entdecke jetzt