Hallo zusammen und willkommen zum nächsten Kapitel! Was haltet ihr von Blaise und seiner Freundschaft zu Cat? Habt ihr Ideen/Wünsche für den weiteren Verlauf der Geschichte?
Der Oktober kam schnell und stürmisch in diesem Jahr. Auch an diesem Tag, dem ersten Hogsmeade-Ausflug in diesem Schuljahr, war das Wetter rund um das Schloss nicht gerade einladend für einen langen Marsch in das Zaubererdorf. Der Wind pfiff durch die Ritzen der Fenster und die Temperaturen waren in den letzten Tagen geradezu unverschämt stark gefallen. Doch den Schülern war es egal, denn es war lange Zeit unklar, ob sie angesichts der aktuellen Sicherheitsmaßnahmen überhaupt Ausflüge durchführen konnten.
Auch Blaise freute sich auf die paar Stunden außerhalb des Alltagstrotts. Er hatte sich mit Catherine verabredet, da ihre Gryffindor-Freunde sie noch immer mieden und sie ansonsten vermutlich den ganzen Tag in der Bibliothek verbracht hätte. Aber auch dem Slytherin kam die Abwechslung gelegen. Ständig mit Crabbe und Goyle herumzuhängen verpestete allmählich seinen Verstand. Außerdem war Draco in letzter Zeit kaum noch anzutreffen. Er sah ihn kaum öfter als bei den Mahlzeiten und im Unterricht, ansonsten kam der Blonde spät, weit nach Sperrstunde, in den Gemeinschaftsraum und war auch in den Freistunden wie vom Erdboden verschluckt.
„Für wen machst du dich so schick, Blaise? Hast du ein Date?" Draco betrat den Schlafsaal, den er mit seinem besten Freund teilte und beobachtete amüsiert, wie dieser sein weißes Hemd glatt strich und den Kragen zurecht rückte.
„Ich sehe immer so gut aus, Draco", entgegnete der Angesprochene mit einem selbstgefälligen Lächeln. „Aber zu deiner Information: Ich gehe mit Kitty nach Hogsmeade."
Der Blonde nickte langsam und wandte sich dann ab, um in seinem Kleiderschrank nach einem Oberteil zu suchen, das etwas wärmer war. Im Raum der Wünsche, wo er sich seit dem Morgengrauen herumtrieb, war es nicht gerade warm und er konnte es sich nicht leisten, wegen einer Erkältung auszufallen. Unter normalen Umständen hätte der Raum ihm einen Kamin herbeigezaubert, doch das war nun einmal nicht das, was Draco am meisten brauchte. „Also du und O'Neill? Was ist da?", durchbrach der Blonde irgendwann die Stille und versuchte dabei betont beiläufig zu klingen. Er kramte weiterhin in seinem Schrank herum, obwohl er schon längst den Pullover gefunden hatte, den er anziehen wollte.
Blaise' Kopf hingegen fuhr schnell herum und er hielt in seiner Bewegung inne. Er konnte eindeutig die nervös hin und her zuckenden Augen seines besten Freundes sehen und stellte fest, dass er viel zu schnell von den Kleidungsstücken vor sich abließ, als dass er tatsächlich seine volle Aufmerksamkeit darauf hätte wenden können. Amüsiert zog er die Augenbrauen nach oben. „Was soll da schon sein?", stellte er die vage Gegenfrage.
„Du nennst sie Kitty." Die Worte aus Dracos Mund klangen mehr wie ein Knurren als alles andere.
Blaise zuckte mit den Schultern und bemühte sich dabei, seine Belustigung über den Eifersuchtsanfall des Blonden zu verstecken. „Ist doch nur ein Spitzname. Catherine ist einfach zu lang. Und als Freunde hat man sowas nun mal."
Ruckartig wandte Draco sich nun dem Dunkelhaarigen zu, wobei seine Augen bedrohlich zu funkeln begannen und er den Pullover in seiner Hand beinahe erwürgte. „Blaise, ich kenne dich. Du bist niemals einfach nur so ein Freund, ohne eine Gegenleistung zu erwarten", meinte er und fügte dann bitter hinzu: „Und bei den Mädchen, die du um dich scherst, ist das meistens Sex. Zumindest endet es immer damit."
„Das werde ich bei Catherine aber nicht erwarten", erwiderte der Dunkelhäutige schlicht und schmunzelte. Draco zog fragend eine Augenbraue in die Höhe. Er spürte schon wie die Halsschlagader gegen seine Haut pulsierte und wie sein Herz gegen seine Brust hämmerte. Doch er wagte es nicht, etwas zu sagen oder zu tun, so sehr brannte er auf eine Erklärung. „Ich weiß es, Draco. Ich weiß, dass ihr ein Paar seid."
Die Anspannung verließ sofort Dracos Körper und seinem Gesicht fehlte plötzlich auch das letzte bisschen Farbe, sodass seine Erschöpfung nur noch deutlicher zu sehen war. „Sie hat es dir gesagt?", fragte der Blonde und klang dabei irgendwie nervös und aufgekratzt. „Wir hatten doch ausgemacht, dass wir..."
Blaise rollte mit den Augen und unterbrach seinen besten Freund direkt. „Das musste sie gar nicht. Ich wusste es, bevor sie überhaupt etwas auch nur andeuten konnte", versicherte er ihm, musste dann aber grinsen, als er an seine erste Unterhaltung mit der Blonden im Hogwarts Express nachdachte. „Dein bester Freund kennt dich eben besser, als du denkst."
Doch der Slytherin nahm es ganz und gar nicht mit Humor. Verzweifelt griff er sich an den Kopf und vergrub die Finger in den Haaren, während er im Zimmer auf und ab lief und fieberhaft darüber nachdachte, was Blaise' Wissen nun für ihn zu bedeuten hatte. Seinen Mund verließen nur ein paar genuschelte, ängstliche Laute, aus denen der Dunkelhaarige etwas heraushörte, das klang wie ‚wenn er es herausfindet'.
„Draco, bei Merlin, jetzt beruhige dich endlich! Euer Geheimnis ist bei mir sicher. Du kannst mir vertrauen." Der Dunkelhäutige war genervt von den nicht enden wollenden Einwänden, schluckte seine Wut aber für einen Moment herunter und sah seinem besten Freund direkt in die Augen. „Du kannst mir immer vertrauen. Bei allem, verstanden?"
Ein kurzes Lächeln huschte über die Lippen des Blonden, man hätte es beinahe übersehen können, doch es genügte. Er nickte seinem Gegenüber zu. „Danke, Blaise."
Sein bester Freund lächelte milde. „Und du bist dir sicher, dass du nicht mit mir und Kitty nach Hogsmeade gehen möchtest?", hakte Blaise noch einmal nach. Nun, da sie offen über die Beziehung der beiden gesprochen hatten, dachte er, der Slytherin könnte seine Meinung noch einmal geändert haben. „Es wäre doch die perfekte Gelegenheit für euch, euch zu treffen, ohne das jemand Fragen stellt. Ihr wärt beide mit mir dort und nicht miteinander."
Für einen Moment stieg in Draco der Wunsch auf, das Angebot sofort anzunehmen, seine Freundin endlich wieder zu treffen, doch er wusste, dass es besser war, wenn man sie nicht zusammen in der Öffentlichkeit sehen würde, nicht einmal, wenn sie nur zufällig mit derselben Person unterwegs waren. „Nun, so gern ich auch das fünfte Rad am Wagen eures Beste-Freunde-für-immer-Ausflugs sein würde", begann der Blonde, doch Blaise' vernichtender Blick ließ ihn wieder zurückrudern. „Und so ehrenwert dein Angebot auch ist, ich kann heute nicht nach Hogsmeade. Ich muss Nachsitzen."
Der Dunkelhaarige runzelte die Stirn. „Nachsitzen? Weswegen?"
Draco zuckte mit den Achseln. „Ich habe zum zweiten Mal meine Hausaufgaben in Verwandlung nicht fertiggestellt. McGonagall war nicht gerade begeistert darüber."
„Du hast deine Hausaufgaben nicht gemacht? Draco, sowas ist dir noch nie passiert. In fünf Jahren hast du nicht ein einziges Mal einen Aufsatz unvollständig abgegeben. Deine Noten waren immer großartig." Blaise stand die Verblüffung ins Gesicht geschrieben. Seit er denken konnte, seit er Draco kannte, war dieser immer der perfekte Musterschüler gewesen. Vielleicht hatte er nicht immer alle Regeln befolgt, aber am Ende war er der brave, kleine Reinblüter gewesen, den sein Vater sehen wollte. Und jetzt sollte er innerhalb von wenigen Wochen bereits zweimal seine Hausaufgaben nicht erledigt haben? „Ist alles in Ordnung mit dir? Bist du gestresst? Hat es etwas damit zu tun, dass dein Vater in Askaban sitzt?"
„Ich bin nicht gestresst!", überfuhr der Blonde sein Gegenüber regelrecht, bemerkte aber sofort seinen Fehler. Aufbrausendes, lautes Verhalten würde nur ungebetene Aufmerksamkeit auf den Plan rufen und das konnte er sich nicht leisten. Also atmete er einmal tief ein und wieder aus, lächelte dann leicht, was allerdings seine Augen nicht erreichte, und fügte in ruhigem Tonfall hinzu: „Ich habe es einfach nur vergessen. Bei dem Berg an Aufgaben kann das schon einmal vorkommen."
Doch Blaise kannte den Blonden schon zu lange, um ihm diese Lüge abzukaufen. Skeptisch zog er die linke Augenbraue in die Höhe und hob das Kinn. „Vergessen? Draco, du hast noch nie die Hausaufgaben vergessen. Bist du sicher, dass es dir gut geht? Du bist seit Tagen so blass, blasser als sonst. Und du bist ständig so zerstreut. Ist..."
„Es geht mir blendend!", unterbrach der Blonde ihn schrill und laut, seine Stimme zitterte und sein Gesicht war zu einer verzweifelten Grimasse verzerrt, als würde er die größten Schmerzen erleiden.
Entwaffnend hob Blaise die Hände und wich einen Schritt zurück. Stille trat im Schlafzimmer ein und die Jungen sahen sich für einen Moment an, Dracos Mimik verwandelte sich in Schock über seine unüberlegte Reaktion und er ballte die Hände zu Fäusten. „Na gut, wenn du das sagst", gab der Dunkelhaarige auf und blickte dann auf die Uhr an seinem Handgelenk. „Ich gehe dann mal. Ich will deine Freundin schließlich nicht warten lassen."
Der Slytherin riss seinen Mantel vom Kleiderhaken und stürmte ohne ein weiteres Wort an Draco vorbei aus dem Schlafsaal heraus. In ihm kochte es vor Wut, sein Magen war so verkrampft, dass ihm davon beinahe schlecht wurde und er hatte das starke Bedürfnis etwas mit seinen Fäusten zu zerstören. Er konnte es nicht ausstehen, wenn sein bester Freund in anlog. Sie hatten immer zueinander gestanden, wenn es schwierig wurde, waren immer die letzte Zuflucht füreinander. Gemeinsam machten sie sich über Crabbe und Goyle lustig. Doch seit geraumer Zeit hatte der Dunkelhäutige das Gefühl, dass Draco ihm etwas verheimlichte. Und er würde herausfinden, was es war.
Als Blaise aus dem Gemeinschaftsraum heraustrat und ihm die kühle Kerkerluft entgegenschlug, wurde ihm automatisch etwas wohler im Magen. Er spürte regelrecht, wie die Hitze aus seinem Kopf verschwand und seine Muskeln langsam ihre Spannung lösten. Er atmete tief ein und genoss es, wie die Kälte in seine Lungen eindrang und seine Wut löste. Dann warf er sich den Mantel über die Schultern und machte sich auf den Weg zum Haupttor, wo er seinen Weg nach Hogsmeade antreten wollte. Mit Cat hatte er sich im Drei Besen verabredet, sie wollte zuvor noch ein paar Erledigungen machen und war deshalb schon früher aufgebrochen.
Er war schnell im Dorf angekommen, die Kälte und der schneidende Wind hatten ihn angetrieben, denn er verabscheute diese Jahreszeit. Als er die Tür zum Drei Besen aufstieß und hineintrat, schlug er den Kragen seines Mantels, in dem er sich auf dem Weg so gut es ging vergruben hatte, nach unten und knöpfte ihn auf. Cat saß bereits an der Bar und hatte ein Glas Elfenwein vor sich stehen, das sie am Hals lieblos hin und her drehte und beobachtete, wie die Flüssigkeit darin einen Strudel bildete.
„Einen schönen Nachmittag, Kitty", begrüßte Blaise sie, als er seinen Mantel über die Stuhllehne neben ihr aufging.
Erschrocken drehte die Blonde sich um und grinsten dann den Slytherin an. „Blaise, bei Merlin! Erschreck mich doch nicht so!", ermahnte sie ihn spielerisch und schloss dann ihre Arme um ihn. „Schön, dass du gekommen bist." Als sie sich von ihm löste, sah sie über seine Schulter zunächst zur Tür. Doch als sie dort nicht fand, wonach sie suchte, wandte sie sich wieder an ihre Begleitung. „Wie ich sehe, konntest du Draco nicht davon überzeugen, uns zu begleiten."
Es war eine Feststellung, keine Frage, doch die Art, wie sie es sagte, und das halbherzige Lächeln, bei dem ihre Augen traurig funkelten, gaben Blaise das Gefühl sich erklären zu müssen. „Wir haben vorhin noch geredet. Er weiß jetzt, dass ich von euch weiß."
Die Blonde riss alarmiert die Augen auf. „Du hast es ihm erzählt? Merlin, Blaise, ich sagte dir doch, dass..."
„Ganz ruhig, Kitty", unterbrach der Slytherin sie und strich ihr sanft über den Arm. „Ich habe ihm gesagt, dass ich es an seinem Verhalten schon vor Längerem erkannt habe. Dich trifft keine Schuld."
Cat nickte verstehend und lächelte ihn dankbar an. „Und dennoch wollte er nicht mitkommen?", fragte sie traurig nach.
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Die Geschichte von Catherine O'Neill
FanfictionAls Catherine O'Neill in ihrem vierten Schuljahr wegen einem Jobangebot für ihren Vater nach England ziehen muss, ist sie zunächst nicht begeistert. Doch schnell findet die Muggelstämmige Anschluss in Hogwarts, besonders mit Harry Potter und seinen...