Angriff der Schlangen

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Hallo zusammen! Ich hoffe, es geht euch gut und ihr seid bereit für ein neues Kapitel! Was geht in unseren Köpfen vor, wenn wir träumen? Manchmal passieren dort ganz sonderbare Dinge. Genauso wie bei Cat. Ich bin gespannt, welche Schlussfolgerungen ihr aus ihren Träumen zieht. Schreibt es mir doch gerne in den Kommentaren :)


Cat lag mit geschlossenen Augen auf der Wiese ganz in der Nähe des Sees. Die warmen Sonnenstrahlen kitzelten ihre Nase und bescherten ihr ein sachtes Lächeln. Sie liebte den Frühling, wenn wieder alles grün wurde und die Natur zum Leben zu erwachen schien. Hier in Hogwarts waren diese Tage besonders schön. Die Landschaft um das Schloss erblühte und erstrahlte und gab ein malerisches Bild ab. Doch gerade jetzt wollte sie nicht die Landschaft bewundern, sondern nur hier liegen und entspannen.

Ein Schatten huschte über ihr Gesicht, woraufhin die Blonde verwundert die Augen öffnete. Doch die Überraschung verflog nicht, als sie in das lächelnde Gesicht von Draco Malfoy blickte.

„Malfoy, was willst du?", fragte sie und setzte sich genervt auf.

Doch der Slytherin antwortete nicht, lächelte sie weiter gelassen an und streckte ihr die Hand entgegen. Die Gryffindor ergriff sie und ließ sich von ihm auf die Füße ziehen, doch dort angekommen ließ er sie nicht mehr los. Verwundert sah sie zu ihren verschränkten Fingern hinab. Er ließ ihr allerdings kaum Zeit darüber nachzudenken, legte seine freie Hand unter ihr Kinn und drückte es sanft nach oben, sodass sie ihm direkt in die Augen sehen musste.

„Draco, was..." Sie kam nicht dazu, die Frage auszusprechen, da lagen schon seine Lippen auf ihren. Zuerst war sie etwas überrumpelt, erwiderte den Kuss nicht sofort, doch als er sich nach ein paar Sekunden immer noch nicht zurückzog, schloss sie die Augen und öffnete ihren Mund leicht, um auf seine Berührung einzugehen. Es war ein berauschendes Gefühl, ihr ganzer Körper repartierte auf den Slytherin, es begann überall zu kribbeln und sie lächelte in den Kuss hinein.

Plötzlich raschelte es im Gebüsch hinter ihnen. Die Gryffindor löste sich zaghaft aus dem Kuss, was Draco nur sehr widerwillig zuließ. „Hast du das auch gehört?", erkundigte sie sich, während sie ihren Kopf drehte. Mehr war nicht möglich, da der Slytherin sie weiterhin an der Hüfte festhielt und sie an sich drückte. Doch als er nicht antwortete, sah sie ihn an. Seine Augen beobachteten die Blonde ganz genau und hatten dabei einen verträumten und seligen Ausdruck, er wirkte wie vom Glück beflügelt, beinahe wie auf Drogen. Dann zog er sie sanft zu sich heran und legte erneut seine Lippen auf ihre. Cat genoss das wohlige Gefühl, das sich in ihrem Magen ausbreitete.

Wieder hörte sie ein Rascheln und dieses Mal entzog sie sich bestimmt seinem sehnsüchtigen Griff, um sich genauestens in der Gegend umzusehen. Erst nach einer Weile entdeckte sie den Urspruch der Geräusche. Eine lange, mächtige Schlange kroch aus dem dichten Gestrüpp heraus und bewegte sich auf die beiden Schüler zu. Das Dunkelgrün ihrer schuppigen Haut war von den Blättern kaum zu unterscheiden, doch als die roten Augen die Schülerin fixierten, ging ein Ruck durch das Tier und man konnte das ganze Ausmaß der Schlange erahnen.

Erschrocken riss Cat die Augen auf und taumelte panisch ein paar Schritte rückwärts, ehe sie gegen den Slytherin stieß, der sie sofort wieder in eine warme Umarmung zog.

„Draco, lass mich los! Da ist eine Schlange! Siehst du das denn nicht?" Wütend riss sie seine Arme von ihrem Körper und musterte ihn mit finsterer Miene. Doch sein Blick war noch immer völlig verschwommen und gelassen, als hätte man ihm einem Liebestrank verabreicht. Und noch immer hatte er die Schlange nicht bemerkt.

Hinter ihr zischte das Tier und die Gryffindor fuhr aufgeregt herum. Die Schlange hatte sich vor ihnen aufgebäumt und fixierte sie bedrohlich. Obwohl der Kopf der Schlange wohl auf Höhe von Cats Brust sein musste, war noch ein großer Teil ihres Körpers in den Büschen versteckt, was der Blonden nur noch mehr Panik bereitete.

„Okay, Draco. Lass uns jetzt einfach ganz langsam und vorsichtig Richtung Schloss..."

Doch Cat schaffte es gar nicht erst, den Satz zu beenden, da fletschte das Tier schon seine Zähne, wandte den Kopf dem Slytherin zu und war mit einem großen, schwungvollen Satz auf ihn zugesprungen.

Ein markerschütternder, panischer Schrei verließ ihre Kehle.


Mit rasendem Herzen und Schweißtropfen auf der Stirn schreckte Cat aus ihrem Alptraum auf und saß mit einem Mal kerzengerade in ihrem Bett. Schwer rang sie nach Luft und fuhr sich fahrig durch die zerzausten Haare.

„Endlich! Cat, was ist los?"

Ihr Blick schwang erschrocken zu ihrer rechten Seite, wo Hermine mit nervösem Gesichtsausdruck an ihr Bett gekniet saß und ihre Hand hielt. Erst jetzt nahm die Blonde die kühle Berührung ihrer Freundin wahr.

„Du glühst ja! Bist du krank?"

Verwirrt schüttelte die Gryffindor den Kopf, was sich als fatalen Fehler herausstellen sollte, als ein gewaltiger, stechender Kopfschmerz sich von ihrer Stirn beginnend über den ganzen Kopf ausbreitete. Unter dem darauffolgenden Pochen verzog sie das Gesicht und kniff die Augen zusammen, während sie ihre Schläfe rieb.

Was war das nur für ein eigenartiger Traum gewesen? Draco Malfoy und sich selbst küssend am See vorzustellen, schien ihr plötzlich als total abwegig und idiotisch und sie konnte sich nur über sich selbst ärgern, dass ihr Kopf tatsächlich etwas Derartiges zu hoffen schien. Das würde nie passieren – sie und Draco.

Und im selben Moment, in dem sie das dachte, fuhr ihr ein Stich ins Herz und sie wurde von einer komischen Traurigkeit übermannt. Doch sie bemühte sich, diese Dinge beiseite zu schieben und dachte weiter über ihren Traum nach. Es hatte doch eigentlich so schön angefangen, wie konnte es sich nur so entwickeln? Ein Angriff einer riesigen Schlange mitten auf dem Gelände von Hogwarts, das war so vollkommen frei von jeder Logik. Wieso musste es überhaupt eine Schlange sein? Etwa weil Cat diese Tiere so sehr verabscheute, sie ihr zuwider waren? Oder vielleicht weil die Schlange das Wappentier der Slytherins war und Draco nun mal dorthin gehörte und nicht zu ihr?

Plötzlich ertönten Schritte auf der Treppe zu ihrem Schlafsaal und einen Augenblick später stand Minerva McGonagall in ihrem Morgenrock im Zimmer und sah sich aufgelöst um. „Sie sind wach?", erkundigte sie sich überrascht, tat dies aber schnell als nebensächlich ab und kam zur Sache. „Miss Weasley, bitte begleiten Sie mich sofort in Professor Dumbledores Büro. Ich habe ihre Brüder ebenfalls geweckt, sie warten unten schon."

Ginny, die auf ihrem Bett neben Cats gesessen und die Situation mit Unbehagen beobachtet hatte, sprang jetzt wie von der Tarantel gestochen auf und suchte nach ihren Schuhen.

„Professor, was ist vorgefallen?", erkundigte Hermine sich mit angespanntem Unterton.

„Nun, es ist sehr verwirrend und noch nicht alle Umstände sind geklärt", begann die Lehrerin vorsichtig und musterte die drei Mädchen vor sich. „Aber Arthur Weasley wurde soeben bei seiner Wache für den Orden angegriffen und schwer verletzt."

Ginny und Hermine schlugen entsetzt die Hände vor dem Mund zusammen und keuchten erschrocken auf.

„Und allem Anschein nach hatte Mister Potter eine Vision, die ihn vor dem Angriff gewarnt hatte", schloss sie.

Cat, die bislang keine Reaktion gezeigt hatte, meldete sich leise zu Wort. „Professor, verzeihen Sie, aber von wem wurde Mister Weasley angegriffen?"

„Nach Potters Aussage war es eine Schlange", erklärte sie mit bitterem Unterton und fügte dann an Ginny gewandt hinzu: „Nun kommen Sie endlich, Miss Weasley! Es ist eilig!"

Sofort fing die Rothaarige sich wieder und rannte hinter McGonagall die Treppe hinunter in den Gemeinschaftsraum. Hermine und Cat blieben zurück und sahen sich mit besorgter Miene an.

„Wir müssen zu ihnen", meinte Hermine irgendwann in die Stille hinein, nachdem sie sich wieder auf ihr eigenes Bett gesetzt hatte.

Doch zu ihrer Überraschung schüttelte die Blonde geistesabwesend den Kopf. „Hermine, so schockierend das auch für uns ist, wir gehören nicht zur Familie."

„Aber Harry...", begann die Brünette, doch sie wurde unterbrochen.

„Harry war überhaupt erst derjenige, dem der Angriff aufgefallen ist und deshalb hat er jedes Recht, mitzugehen."

Hermine nickte knapp und schwieg, während sie auf ihre im Schneidersitz gefalteten Hände schaute.

Mitleidig musterte ihre Freundin sie und meinte dann nach einem großen Seufzen: „Hermine, ich verspreche dir, wir reden morgen früh sofort mit Dumbledore und fragen, wann wir zu ihnen dürfen."

Die Brünette blickte auf und lächelte Cat dankbar an, ehe sie eifrig nickte und sich in ihre Bettdecke kuschelte. Ihre Freundin tat es ihr gleich und nach einer Weile hörte sie Hermines altbekanntes Schnaufen, das sie im Schlaf von sich gab.

Doch die Blonde machte kein Auge mehr zu. Ihr Traum, so verstörend und verwirrend er ohnehin schon war, wurde mit McGonagalls Offenbarungen über Harry und den Angriff auf Mister Weasley nur noch sonderbarer. Konnte es ein Zufall sein, dass Harry und sie in derselben Nacht so derart ähnliche Träume hatten? Und falls nicht, was bedeutete das für ihren Traum? War Draco etwa auch angegriffen worden? Nein, das konnte nicht sein, schließlich waren sie in ihrem Traum am See gewesen und es war ein Frühlingstag. Dennoch verließ sie ein gewisses Unbehagen den Rest der Nacht über nicht und sie war erst wieder erleichtert, als sie den Slytherin am nächsten Morgen wohlauf beim Frühstück auffand.

Die Geschichte von Catherine O'NeillWo Geschichten leben. Entdecke jetzt