Slughorns vergifteter Met

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Hallo zusammen! Wie es Cat wohl nach der Trennung von Draco geht? Ich hoffe, ich konnte ihre Gefühle gut rüberbringen. Schreibt mir doch gerne, wie es euch gefallen hat. Im nächsten Kapitel gibt es dann wieder etwas mehr Aktion ;) Viel Spaß beim Lesen!


Die Weihnachtsferien verbrachte Cat in diesem Jahr in Hogwarts. Da Harry und Ron nach wie vor sauer auf sie waren und Hermine zu ihren Eltern fuhr, war ihr keine andere Wahl geblieben. Zu ihren eigenen Eltern wollte und konnte sie nicht zurück. Sie hatte seit den Sommerferien kein einziges Wort mehr mit ihnen gesprochen. Das gesamte Schuljahr über war auch kein Brief von ihnen angekommen, sehr zur Verwunderung der Blonden. Allerdings vermutete sie, dass Dumbledore dabei irgendwie auf ihre Eltern eingewirkt hatte, wofür sie ihm sehr dankbar war.

Weihnachten war allerdings etwas ganz Anderes. Die Zeit verbrachte die Familie O'Neill immer in kleiner Runde. Ihre Mamie kam dafür aus Frankreich angereist und blieb bis nach Silvester. An Heiligabend warfen sich dann alle in elegante Outfits, ihre Mutter kochte ein Festmahl, das mit Mollys Kochküsten sehr gut mithalten konnte und auch die Weasleyfamilie mit ihren sieben Männern – acht, wenn man Harry dazuzählte – hätte ernähren können. Am ersten Weihnachtsfeiertag fand dann oftmals ein Ball in der Firma ihrer Eltern statt, den Cat immer gern besucht hatte.

Doch dieses Jahr kam Cat nicht nach Hause. Ihre Mamie würde sicherlich enttäuscht sein, ihre Enkelin nicht zu sehen, und ihre Eltern mussten allein auf den Weihnachtsball der Firma. Die Blonde hatte sich bewusst dafür entschieden, nicht zu fahren. Sie konnte ihren Eltern nach wie vor nicht verzeihen, was sie ihr all die Jahre verschwiegen hatten. Sie war so unfassbar wütend, verletzt und enttäuscht von ihnen, dass es ihr schwer fiel, sich an die schönen Momente mit ihnen zu erinnern. Sie waren getrübt und beschattet von der Erkenntnis, dass sie nie eine O'Neill gewesen war, dass sie nie wirklich dazu gehört hatte. Und so hatte sie die gerahmten Bilder ihrer Familie in den Koffer unter ihrem Bett verbannt.

Aber Weihnachten war wie gesagt etwas Anderes. Das war die Zeit, in der man bei seinen Lieben war, in der man sich der guten Dinge im Leben besann – Familie, Freundschaft, Liebe. Und jetzt, während Cat die Abende der Feiertage einsam und allein in dem schmucklosen Schlafsaal saß und dem Schnee vor ihrem Fenster beim Fallen zusah, begriff sie erst, was sie im letzten halben Jahr alles verloren hatte. Die Blonde konnte sich an keinen Zeitpunkt in ihrem Leben erinnern, in dem sie sich auch nur annähernd so hilflos und einsam gefühlt hatte wie an diesem Abend vor dem Weihnachtsmorgen.

Der stille, leere Schlafsaal wirkte wie ein kaltes Gefängnis in diesen Stunden. Cat hatte sich in ihre kuschelige Decke eingerollt und steckte bis zur Nasenspitze darin. Die Kälte, die tief aus ihrem Herzen ausbrach, konnte sie dadurch aber nicht lindern. Sie war nicht zum Abendessen gegangen, ihr war absolut nicht danach gewesen, die glücklichen Schüler zu treffen, die keine anderen Probleme hatten als die Frage, ob sie tatsächlich wie gewünscht den neuen Nimbus oder die magische Haarkur von ihren Eltern geschenkt bekamen. Doch gerade jetzt ertrug sie auch die Totenstille nicht mehr. Sie entknotete die Decke und stieg mühselig aus dem übrigen Knäul. Dann kroch sie unter das Bett und zerrte ihren klobigen Koffer hervor, den sie eilig öffnete. Er war nur zu etwa einem Drittel gefüllt – hauptsächlich mit Büchern, die sie nicht regelmäßig benötigte, dem Walkman ihrer Mutter und einer Ersatz-Uniform.

Doch ganz oben über all dem lagen die klobigen, verschnörkelten, leicht verstaubten Bilderrahmen mit den Fotos ihrer Eltern bei ihrem ersten Urlaub in der Bretagne. Cat konnte sich noch genau daran erinnern. Das Wetter war scheußlich gewesen, es hatte beinahe dauerhaft geregnet und der Wind hatte den Regen gegen die Fenster gepeitscht. Doch es war ihr egal gewesen. Sie hatten in ihrem Ferienhaus gesessen, Kuchen gebacken, Filme geschaut und pausenlos Musik gehört und dazu in schrägster Tonlage gesungen. Es war mit Abstand einer der schönsten Ausflüge, die sie mit ihren Eltern unternommen hatte.

Nun war alles anders. Drei einfache Worte hatten ihr die Familie geraubt. Man sollte es kaum für möglich halten, doch der schlichte Satz ‚ich bin adoptiert' konnte eine verdammt große Last bedeuten. Sie strich mit den Fingern über die Gesichter ihrer Eltern, deren Haare von Regen völlig durchnässt waren. „Maman", flüsterte die Gryffindor und ihre Stimme zitterte stark, als sie den Kloß in ihrem Hals verzweifelt zu übergehen versuchte. „Papa."

Das zweite Bild, das eingerahmt vor ihr lag war anders. Es war magisch. Weder Hermine, noch Harry oder Ron sahen in die Kamera. Doch sie alle lachten aus ganzem Herzen. Die drei waren bedeckt mit einer Schicht aus grauem Staub, die Kleidung hatte starke Flecken, doch es machte ihnen nichts aus. Cat hatte das Bild in den Sommerferien vor dem fünften Schuljahr aufgenommen, als sie Mrs. Weasley und Sirius dabei geholfen hatten, das Haus am Grimmauldplatz herzurichten. Die Arbeit war schrecklich gewesen, aber sie hatten immer wieder Momente gefunden, in denen sie hatten herumalbern können. Cats Augen brannten von der salzigen Flüssigkeit, die sich in ihren Augen bildete, und als sie blinzelte, tropfte eine einzelne Träne auf das Glas des Bilderrahmens. Die Blonde wischte mit dem Daumen darüber und legte die Bilder auf den Boden neben sich.

Sie hielt einen Moment inne. Sie wusste, was sie unter den Bildern verstaut hatte, und wenn sie sich anstrengte, konnte sie bereits den vertrauten Geruch ausmachen, der daran haftete. Beinahe musste sie sich zwingen hinzusehen. Ihre Hände zitterten, als sie nach dem schwarzen Strickpullover griff, den sie sorgfältig zusammengelegt und dann auf den Grund ihres Koffers gelegt hatte, in der Hoffnung, sie würde ihn vergessen. Sie drückte den weichen Stoff an ihre Haut, vergrub den Kopf darin und schloss die Augen. Mit einem tiefen Atemzug sog sie den Geruch nach Besenpflege ein, der sie so sehr an Draco erinnerte und ihr ein falsches Gefühl von Geborgenheit verlieh. Das Ausatmen kam in krampfhaften Schluchzern, so herzzerreißend, dass selbst der Grinch Mitleid bekommen hätte. Eilig schlüpfte Cat in den Pullover, als hinge ihr Leben davon ab, und schlang die Arme mit den überlangen Ärmeln um den Körper. Tränen rannen ihr über die Wangen und immer wenn sie auf den Stoff hinab tropften, sog er sie begierig auf.

Wie konnte es sein, dass dieser Pullover nach allem noch immer ihr einziger Halt in dieser verrückten Zeit war? Wie, wenn die Erinnerungen, die damit verbunden waren, so schmerzhaft waren, dass sich ihr Herz anfühlte wie eine alte, runzlige Rosine – vertrocknet und irreparabel? Fünf Minuten. Länger hatte es nicht gedauert für Draco, um mit ihr Schluss zu machen und sie damit der Verzweiflung preiszugeben. Fünf Minuten und alles, wofür sie im letzten Jahr gekämpft hatte, wofür sie ihre Freunde verraten hatte, war verschwunden, als hätte man nur einmal schnipsen müssen.

Und jetzt hatte sie niemanden mehr. Sie war allein, wenn man von Blaise absah, der sich redlich Mühe gab, ihre Laune aufzubessern. Die meiste Zeit der Ferien verbrachte Cat mit dem Slytherin, der freiwillig im Schloss geblieben war, um seiner Mutter und ihrem schrecklichen neuen Freund zu entfliehen. Sie waren oft in der Bibliothek, um gemeinsam die Aufsätze, die die Lehrer sie in den Ferien schreiben ließen, zu erledigen. Ab und an machten sie einen Spaziergang um den vereisten See, doch für gewöhnlich blieben sie nie länger als eine Stunde, da Blaise ein absoluter Winterhasser war und sich jedes Mal bereits nach fünf Minuten über die Kälte beschwerte.

Oft verbrachten sie ihren Tag in der Großen Halle, wo sie sich die Zeit mit Lesen, Zauberschach oder Reden vertrieben. Cat nutzte die selten so leere Halle, um dem Slytherin von den neuesten Erkenntnissen über Draco zu berichten. Sie erzählte ihm, dass Harry gehört hatte, wie Snape und Draco sich gestritten hatten über einen Auftrag und einen unbrechbaren Schwur. Die Trennung erwähnte sie bei dieser Erzählung allerdings nicht. Im Stillen dachte sie viel darüber nach, was in dieser Nacht zwischen ihr und Draco passiert war. Aber so sehr sie es auch versuchte, es gelang ihr einfach nicht, ihn zu vergessen und die Sache abzuhaken. Sie kannte Draco vermutlich besser als jeder andere und wusste, dass etwas mit ihm nicht stimmte. Und je öfter sie darüber nachdachte, desto mehr kam sie zu der Erkenntnis, dass dieses ‚Etwas' der Grund für die Trennung war. Und so beschloss sie, gemeinsam mit Blaise der Sache ein- für allemal auf die Schliche zu kommen. Nur so konnten sie Draco helfen, nur so konnten die beiden wieder zueinander finden – oder sie konnte verdammt nochmal endlich damit abschließen. Aber so wie es war, ging es definitiv nicht weiter.

Als das neue Jahr anbrach und die Schüler wieder in Hogwarts eintrudelten, fühlte Cat sich auch endlich wieder etwas besser, denn mit all den Hausaufgaben hatte sie kaum Zeit über Draco oder ihre Eltern nachzudenken – auch, wenn es nicht gerade hilfreich war, den Blonden täglich im Unterricht zu sehen. Sie hatte bislang noch immer nicht mit Harry oder Ron gesprochen und die beiden ignorierten sie weiterhin so gut es ging. Mit Hermine traf sie sich allerdings nun sehr häufig, meist in der Bibliothek, wo sie zusammen ihre Hausaufgaben erledigten und über die Ereignisse auf Slughorns Party sprachen. Ihr gegenüber erwähnte Cat sogar die Trennung von Draco, da sie wusste, dass Hermine nicht übermäßig nachfragen würde. Der Brünetten kamen diese Treffen genauso gelegen, da sie so Ron und Lavender aus dem Weg gehen konnte.

Auch am ersten März, Rons Geburtstag, vermied Hermine es, dem Rothaarigen über den Weg zu laufen. Sie und Cat gingen sehr früh zum Frühstück und waren auch die Ersten, die zu Mittag aßen. Ganz bewusst gingen sie Umwege, um den Jungs nicht auf dem direkten Weg zum Gemeinschaftsraum zu begegnen. Und dennoch. Obwohl die beiden praktisch den ganzen Tag in ihrem Schlafsaal verbrachten, die Bücher vor sich aufgeschlagen, glich es trotzdem einem Wunder, dass sie Harry und Ron noch nicht zu Gesicht bekommen hatten.

„Hermine!", drang plötzlich ein panischer Ruf vom Gemeinschaftsraum her zu ihnen in den Schlafsaal. Die Brünette hob den Kopf und sah zu ihrer Freundin herüber, die ebenfalls von ihrem Buch aufgeschaut hatte. Keine von Beiden wagte es, einen Mucks zu machen, während sie angestrengt lauschten. Schnelle Schritte, die die Treppe in den Schlafsaal erklommen, waren zu hören und wurden immer lauter. „Hermine!" Die Stimme war nun klar und deutlich zu erkennen. Sie gehörte Ginny, die zwischen den Rufen schwer keuchte vor lauter Anstrengung. Alarmiert schlug die Brünette das Buch zu. Auch Cat legte ihren Aufsatz beiseite und blickte gespannt auf die Tür, wo keine Sekunde später die Rothaarige hereingestürmt kam.

Die Geschichte von Catherine O'NeillWo Geschichten leben. Entdecke jetzt