An der Kreuzung zur Nassington Road stand eine kleine Frau mittleren Alters. Ihre dunkelbraune Dauerwelle fiel ungebändigt um ihr Gesicht herum, ihre Augen waren hinter einer überdimensionalen Sonnenbrille versteckt. Ihre leicht mollige Figur steckte in einem hellbraunen, knielangen Mantel, bei dem sie den Kragen hochgeschlagen hatte, sodass ihr Gesicht immer ein Stück weit bedeckt war. Als sie seufzte, hob sich der Mantel an ihren Schultern und senkte sich wieder ab. Dann lief sie zielstrebig den Bürgersteig entlang. Die Frau wohnte nicht in dieser Straße und dennoch nickte man ihr zu oder grüßte sie, als sie an den Gärten vorbeilief, in denen die Nachbarn fleißig am Werkeln waren. Denn jeder kannte die Dame. Sie gehörte zu den O'Neills, die Schwester des Ehemanns. Eine ordinäre Frau, hatte ein lautes, gackerndes Lachen, das man oft noch vier Häuser weiter hörte, wenn die O'Neills im Garten grillten. Aber sie war freundlich und so grüßte sie jeden der Nachbarn auch heute mit Namen und breitem Grinsen.
Als sie bei der Nummer 12 ankam, stockte die Frau einen Augenblick lang. Noch war Zeit umzukehren, noch hatten die O'Neills sie nicht gesehen. Doch sie hatte nicht länger die Wahl. Sie holte einmal tief Luft, dann stieß sie das quietschende Eingangstor auf und lief den gepflasterten, kleinen Weg bis zur Haustür entlang, wo sie auf den kleinen Knopf drückte. Im Haus erklang ein leises Klingeln, die Frau hörte Schritte näherkommen und wusste, dass es nun zu spät war, umzukehren.
Die Tür wurde geöffnet und Marie O'Neill trat einen Schritt hinaus. „Meredith, das ist ja eine Überraschung", sagte sie ein wenig perplex, zog ihre Schwägerin aber dennoch in eine kurze Umarmung. „Warum hast du nicht angerufen und Bescheid gegeben, dass du kommst? Wir hätten mit dem Essen auf dich warten können."
Die brünette Frau lächelte und machte eine wegwerfende Handbewegung. „Schon gut, ich habe auf dem Weg hierher etwas gegessen."
„Komm doch rein, da draußen friert man sich noch die Zehen ab! Nicht zu fassen, wie kalt es für diese Jahreszeit geworden ist, nicht wahr?" Marie O'Neill trat beiseite, sodass ihre Schwägerin an ihr vorbei ins Haus kommen konnte. Während sie die Tür hinter ihr schloss, rief sie: „Chéri, komm doch mal und schau, wer uns besucht."
„Wer ist es denn?", drang die gedämpfte Stimme ihres Mannes aus dem Wohnzimmer.
„Es ist..." Maries Stimme brach abrupt ab, als sie sich zu Catherines Tante umdrehte und feststellen musste, dass sie nicht mehr hier war. Stattdessen stand vor ihr eine junge Frau mit blonden Haaren und strahlend blauen Augen, die dieselbe Kleidung trug, die zuvor noch Meredith getragen hatte.
Im Grunde war ihr Plan simpel gewesen. Nachdem sie das Ministerium verlassen hatte, war Cat zum Grimmauldplatz gegangen. Sie wusste nicht einmal genau, wieso sie das getan hatte, und im Nachhinein kam sie sich dafür recht blöd vor. Sie hatte die naive Hoffnung gehegt, dort irgendwie noch auf ihre Freunde zu treffen. Doch als sie am Grimmauldplatz angekommen war, war dieser mehr oder weniger umstellt von zahlreichen Auroren, unter ihnen einige Todesser, die argwöhnisch alles und jeden beobachtete, der sich auch nur in die Nähe der Tür zu trauen schien. Sie hatte einsehen müssen, dass das Trio nicht länger am Grimmaulplatz war und dorthin auch nicht mehr zurückkommen würde. Also hatte sie sich eine andere Bleibe suchen müssen. Natürlich war ihr sofort das Adressbuch, das Dumbledore ihr vermacht hatte, in den Sinn gekommen, doch das Mädchen hatte weder Muggel- noch Zauberergeld bei sich gehabt und so war auch die Chance auf ein warmes Hotelzimmer verflogen. Ihre Eltern waren ihre einzige Hoffnung.
Doch nun, da sie vor ihrer Mutter stand, der Frau, die sie fünfzehn Jahre lang aufgezogen hatte, fühlte sie sich wie gelähmt. In ihrem Kopf war es einfacher gewesen, nach über einem Jahr wieder zu ihnen zurückzukehren. Sie hatte gedacht, sie wäre darauf vorbereitet, hätte sich mit den Fakten abgefunden und käme damit klar. Offensichtlich tat sie das noch nicht.
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Die Geschichte von Catherine O'Neill
FanficAls Catherine O'Neill in ihrem vierten Schuljahr wegen einem Jobangebot für ihren Vater nach England ziehen muss, ist sie zunächst nicht begeistert. Doch schnell findet die Muggelstämmige Anschluss in Hogwarts, besonders mit Harry Potter und seinen...