• Ungewöhnlicher Heiratsantrag •

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Ich brachte das Geschirr in die Küche, wo Yilmaz damit beschäftigt war, es in die Spülmaschine einzusortieren. Nach dem Vorfall von eben war es mir schrecklich peinlich, ihm vor die Augen zu treten. Wieso hatte ich nicht abgestritten, dass ich traurig sein würde, wenn er Leipzig verließ ?

Beschämt reichte ich Yilmaz die Teller und lauschte, wie er sie nach und nach einräumte. Vom Wohnzimmer aus hörte ich Ömer mit den anderen plaudern. Es fühlte sich beinahe normal an, hier zu stehen und Zeit mit den Feinden meines Vaters zu verbringen.

Ich berührte die Uhr an meinem Gelenk und fragte mich, ob sie die Probleme mit der Polizei klären konnten. So kramte ich also mein Handy heraus, was ich in sekundenschnelle auch schon bereute.

„Was tust du da ?" , fragte er mich misstrauisch. Statt die Frage zu beantworten, konzentrierte ich mich schweratmend auf seine Hand, die die andere Seite meines Handys umklammert hielt.

Unsere Fingerspitzen berührten sich und lösten dadurch ein Kribbeln in mir aus. Ich zog rasch meine Hand weg und sagte leicht verärgert: „Ich will Kerem fragen, wie es auf dem Polizeirevier ausgegangen ist."

Yilmaz reichte mir also schweigend das Handy. Bevor ich meinen Bruder anrief, meinte der junge Mann vor mir noch warnend: „Du sagst kein falsches Wort."

Ich verdrehte die Augen, um ihn zu versichern, dass ich dies nicht tun würde. Yilmaz lief an mir vorbei und schloss die Küchentür, wodurch die Stimmen der anderen verstummten.

Während das Handy in meiner Hand klingelte, trat Karaman plötzlich näher. Bevor ich etwas dazu sagen konnte, klärte sich meine Unruhe, indem er den Lautsprecher öffnete. Ich fuhr mir benommen durch das Gesicht und versuchte zu ignorieren, dass sich unsere Schultern berührten.

Kerem nahm den Hörer ab, weshalb ich meine Aufmerksamkeit ihm widmete. „Ist alles bei euch in Ordnung ?", fragte ich ihn schnell. Von seiner Seite aus hörte ich die Stimme meines Vaters hitzig reden. Der rauschende Lärm an der Leitung erklärte mir, dass sie sich noch auf dem Revier befanden.

„Das mit den Drogen wird gerade geklärt, zumindest hoffe ich das. Um die Restaurants können wir uns schwer kümmern, ich heirate schließlich morgen. Oh man, mir tut einfach der Kopf weh." , erzählte mir mein Bruder erschöpft. Yilmaz neben mir wandte sich scheinbar zufrieden ab und räumte weiter das Geschirr ein.

Ich seufzte leise und versuchte ihm klarzumachen, dass morgen schon alles besser aussehen würde. Der junge Mann neben mir grunzte leise, weshalb Kerem bei seinen Worten verstummte. „Wo bist du eigentlich ?"

Zornig starrte ich zu Yilmaz, dessen Blick ich ebenfalls auf mir spürte. Ich lief in der Küche umher und entgegnete schnell : „Ich..bin bei Melina. Sie hat mich zum Essen eingeladen."

Glücklicherweise kaufte mir mein Bruder die Lüge ab. Nach einigen Wortwechsel legte ich meinerseits auch schon auf. „Dein Optimismus wird ihm nichts mehr bringen." , meinte Yilmaz belustigt, während er neben mir am Waschbecken stand. Seine Worte brachten mich zum Brodeln.

„Lass gut sein."
Ich wollte verärgert aus der Küche laufen, bis er mich am Arm packte. Widerwillig blieb ich also stehen und zog die Augenbraue in die Höhe.

Yilmaz räusperte sich und sagte: „Hör zu, das war nicht so gemeint. Ich muss mit dir noch über unseren nächsten Schritt sprechen. Deswegen bist du nämlich hier."

Als er verstand, dass ich vorhatte, ihm zuzuhören, lies er meinen Arm los. Seufzend wandte er sich von mir ab und räumte das Geschirr weiter ein.

Fiebrig wartete ich darauf, dass Yilmaz mich in seine Pläne einweihte, doch er schwieg. Ich reichte ihm die Gläser und fragte dabei verwirrt: „Und ? Was ist dein Plan ?"

Feinde liebt man nicht Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt