Y I L M A Z
Im Vergleich zu Istanbul war Leipzig ein Witz. Möglicherweise lag das nicht an der Stadt selbst, sondern eher an den Menschen, die hier lebten. Oder sollte ich noch lebten sagen ?
Emir setzte sich neben mich auf einen Sessel und sah wie ich hinaus zur Großstadt, über die wir so oft schon Pläne geschmiedet hatten. Wir schwiegen und ich dachte über die letzten Tage meines Lebens nach.
Der erste Schritt wurde in die Tat umgesetzt. Hüseyin Altintas wusste nun, dass ich hier war und dies hatte er auch zu spüren bekommen. Meine Vernunft hatte mich dazu gezwungen, den Schuss zu verfehlen, denn so stand es im Plan.
Alles war perfekt gelaufen, auch wenn es kleine Änderungen gab. Emir war immernoch verägert, weil ich mit Züleyha Altintas noch ein Tänzchen gehalten hatte. Er meinte, dass es nicht nötig gewesen wäre, doch ich war da ganz anderer Meinung.
Zu einem Spiel gehörte schließlich etwas Spaß, oder nicht ?Emir's Handy leuchtete auf und er beugte sich vor, um die Nachricht zu lesen. Seine Augen durchflogen die Zeilen und schließlich fing er an, zu grinsen.
„Es ist soweit. Die Feier hat begonngen."Ich schmunzelte und wandte meinen Blick wieder Leipzig zu. Züleyha Altintas wurde 24 und für uns bedeutete dies der zweite Schachzug in unserem Spiel.
„Kurz vor Mitternacht können wir uns dann auf den Weg machen." , meinte Emir und tippte dabei an seinem Handy rum. „Und halte dich diesmal einfach nur an den Plan, verstanden ?"
Belustigt hob ich die Mundwinkel an und schmiss ihn mit einer Mandel ab. Die andere nahm ich zu mich und genoss dabei das genervte Gesicht meines Cousins.
Ich liebte es einfach, ihn zu ärgern.Der grimmige Blick, den Emir immer aufsetzte, erinnerte mich stark an Vater.
Jedes Mal, wenn ich Mist gebaut hatte, hätte er mich mit denselben Augen angestarrt. Ich grinste meinen Cousin an und bekam dafür den Mittelfinger zu sehen.Als jemand später die Terasse betrat, setzte ich mich schleunigst auf. Ömer ließ sich schwungvoll auf den Sessel gegenüber von mir fallen und fischte eine Zigarette aus seiner Jackentasche.
Wäre dieser Mann ein einfacher Angestellter, hätte ich ihn bereits für das Verhalten den Hintern versohlt. Jedoch war Ömer Kaya nicht irgendjemand, sondern unser engster Kamerad.
Von außen sah er eher aus wie eine hohle Nuss, doch jahrelange Zusammenarbeit hatte das Gegenteil gezeigt. Dieser Mann war ein Genie und eine Kampfmaschine.Emir und ich starrten abwartend zu ihm rüber, damit er zu reden begann. Doch der junge Herr nahm sich alle Zeit der Welt, während er seine Kippe mit einem Feuerzeug anzündete.
„Und ? Was hast du herausgefunden ?" , fing ich ungeduldig an. Bevor Ömer zu sprechen anfing, zog er erst an seiner Stange und ließ den Rauch aus seinen Mund schweben. Dabei grinste er uns schief an.
„Ich dachte, dass das Altintas Mädchen schon auf der Hochzeit gut ausgesehen hat..aber soll ich euch etwas verraten ?
Die Alte wird immer heißer und heißer."Nach seinen Worten fing Ömer belustigt an,
zu glucksen. Anscheinend hatte er keine neuen Informationen auf Lager, weshalb ich die Schultern hängen ließ. Naja, seine schlaue Seite bekam man nicht so oft zu sehen. Emir verdrehte die Augen, doch konnte sich kein Grinsen verkneifen.Ich blickte ungerührt auf die Uhr und stellte fest, dass es Zeit war, aufzubrechen. Die letzte Mandel warf ich gegen Emir's Kopf, welcher bereits zu lachen begonnen hatte. Dann erhob ich mich von meinen Platz und verpasste Ömer einen Schlag auf den Nacken.
„Reißt euch zusammen, ihr Idioten. Es ist soweit." , meinte ich mahnend und sah noch, wie Ömer sich fluchend den Hinterkopf fasste.
Dass Züleyha Altintas eine hübsche Frau war, konnte ich nicht verleugnen. Doch diese Tatsache würde ich niemals offen zugeben. Dafür verabscheute ich die Altintas's zu sehr.
-
Ich setzte mir die Maskierung auf, durch die nur meine Augen zusehen waren. Emir tat es mir nach. Währenddessen starrte ich verachtend das gigantische Haus der Familie Altintas an.
„Bist du bereit ?" , fragte mich Emir, als er meinen Blick bemerkte. Ich nickte stumm und atmete leise aus. Nun war der zweite Schritt für die Vernichtung gekommen. Wir würden ihr Revier betreten und nach Informationen suchen.
Bevor wir hierher gereist waren, wollten wir durch einen kurzen Schusswechsel die Altintas's eliminieren. Jedoch gefiel mir der Plan nicht wirklich. Er war zu einfach.
Ich wollte sie alle leiden sehen. Stück für Stück würde ich ihnen all das Ansehen und den Frieden entnehmen. Und um das zu erreichen, musste ich die ganze Wahrheit erfahren.
Einen Teil hatte ich bereits enthüllt :
Das Geheimnis um Meryem Altintas, die vor 3 Jahren an einem Autounfall ums Leben gekommen war.Ich erinnerte mich an den Abend zurück, an dem ich Züleyha noch erzählte, dass sie keine Schuld träge. Es war eine Anspielung auf den kommenden Sturm gewesen, der die Familie Altintas aufwühlen würde.
Dass wir uns immer weiter den Antworten näherten, ließ mein Herz schneller schlagen und ich wusste nicht, ob es aufgrund Freude oder doch eher Angst war.
Ich hatte nämlich dieses mulmige Gefühl, dass nicht nur die Altintas's, sondern auch ich dabei draufgehen werden. Doch das war es mir wert. Hinter Hüseyin's Tat steckte noch mehr, als der einfache Mord an einen Feind. Das wusste ich genau.
„Wir können." , meinte ich knapp und gab Ömer das Zeichen. Er verständigte die anderen und so liefen ich und Emir gebückt auf den Hintereingang zu.
Wie erwartet stand kein Wachposten vor der Tür. Schließlich waren alle damit beschäftigt, den Geburtstag von Züleyha zu feiern. Entspannt spazierten wir in das Haus und schlossen die Tür leise hinter uns.
„Die Torte wird geschnitten. Köchin Mariam ist nun auch draußen." , verständigte uns jemand durch das Mikrofon. Emir lief voraus und hielt die Waffe vor sich. Aus dem Garten hörten wir, wie die Menge applaudierte und jubelte.
Dabei nahm keiner die beiden Fremden wahr, die in das Haus einbrachen. Aufgeregt betrat ich das Arbeitszimmer von Hüseyin Altintas und schloss hinter Emir die Tür.
Ich schaute auf die Stoppuhr an meinem Arm und sagte schweratmend:
„Uns bleiben noch 4 Minuten."Wie auf Kommando durchwühlten wir das Arbeitszimmer. Emir machte sich an den Computer am Schreibtisch ran und versuchte, das Passwort zu knacken.
Währenddessen überflog ich alle möglichen Dokumente und bemühte mich, sie wieder an ihre Stellen zu legen. Schließlich sollte unser Besuch nicht bemerkt werden.
Ich fluchte, als ich nach 2 Minuten noch keine einzige Sache gefunden hatte. Wütend riss ich die letzte Schranktür auf und hielt sofort den Atem an. Vor mir stand ein kleiner Tresor mit einer digitalen Pineingabe.
Plötzlich hörte ich, wie jemand ins Mikrofon sprach, doch die Worte gingen in einem Ruckeln unter. Ich sah verwirrt zu Emir, der ernst auf die Uhr blickte und das Zeichen gab, zu verschwinden. Er fuhr den Rechner runter und lief bereits zur Tür.
Mein Blick blieb jedoch am Tresor hängen. Etwas in mir sagte, dass er geöffnet werden musste. Ich sah zu Emir, der sich zu mir gesellt hatte. Unsere Augen kreuzten sich. Eigentlich hätten wir schon aus dem Haus sein müssen. Die Stoppuhr piepte kurz, doch das ignorierten wir gekonnt.
Er verstand, was ich tun wollte und komischerweise hatte er nichts einzuwenden. Anscheinend war er genauso neugierig wie ich. Ich nahm tief nach Luft und wagte also mein Glück..
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Feinde liebt man nicht
Romance„Du bist mein Untergang, Yilmaz. Das mit uns..wird nicht gut enden." „Dann lass uns gemeinsam versinken, Züleyha. Nur du und ich, gegen den Rest der Welt." ∞ Züleyha Altintas verliert an einem Unfall das Augenlicht und gleichzeitig ihre Mutter...