• Die Ruhe vor dem Sturm •

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Z Ü L E Y H A

Die Autofahrt nachhause verlief still. Ich wischte mir die übrigen Tränen aus dem Gesicht und versuchte nur an das zu denken, was Ebru mir offenbart hatte. Ich wurde Tante. Mit einem leichten Lächeln strich ich mir über die Hand, die soeben noch meinen Neffen oder meine Neffin berührt hatte.

Emir wusste nichts mit dieser Neuigkeit anzufangen. Dafür war er viel zu traurig über die Geschichte, die uns alle betraf. Schweigend fuhr er den Wagen und war dabei in seiner eigenen Welt versunken.

Aus dem Radio erreichte uns ein bekannter Song über die Liebe und die Schönheit des Lebens. Ein Schmunzeln bildete sich auf meinen Lippen. Die optimistischen Worte durchfüllten den Wagen, erreichten uns jedoch nicht. Dafür waren wir zu sehr von der Realität getroffen worden.

Denn in Wirklichkeit bestand das Leben nicht nur aus Sonnenschein und Regenbogen. Manchmal gerieten wir in die Versuchung, dies zu glauben, um später den Abgrund des verlogenen Gipfels zu spüren. Wir fliegen und fliegen und vergessen dabei, dass die Realität uns irgendwann einholt. Dass wir fallen, und nicht vorbereitet für den Aufprall sind. Und dass dieser Schlag verdammt nochmal wehtut.

Emir griff nach dem Drehkopf der Lautstärke und drehte ihn runter. Der Gesang verstummte. Es wurde wieder still um uns herum. „Wir..Wir müssen es Yilmaz sagen, Züleyha" , meinte mein Schwager knapp. Ich schloss die Augen. Er hatte Recht. Doch ich schüttelte den Kopf, denn ich war noch nicht bereit für diesen Moment.

„Das geht nicht"

Emir seufzte. „Wie lange stellst du dir vor, es ihm zu verschweigen ? Denkst du etwa wirklich, dass er nichts mitbekommen wird ? Yilmaz ist nicht dumm. Irgendwann wird er es erfahren-"

„Emir ich habe Kerem versprochen, es nicht zutun !" , unterbrach ich ihn scharf. „Außerdem wissen wir doch noch garnicht, ob das alles wirklich stimmt. Du kannst Yilmaz nicht einfach davon erzählen. Weißt du eigentlich, wie sehr ihn das alles zerstören würde ?" Ich wollte das nicht. Wenn ich an Yilmaz schönes Lacheln dachte, das damit verschwinden würde, wurde mir schwer ums Herz.

„Trotzdem hat er ein Recht, davon zu erfahren. Und das weißt du ganz genau"

Wir schauten uns gegenseitig an. Verzweiflung spiegelte sich in meinen Augen wieder. Emir wiederum deutete mir an, dass ich nicht die falsche Entscheidung treffen sollte. Ich sollte es Yilmaz sagen. Und doch schüttelte ich egoistisch den Kopf. „Ich kann ihm das nicht antun, Emir. Und du hast mir versprochen, es zu verschweigen."

Der junge Mann schaute mich wütend an. „Du machst einen gewaltigen Fehler." , warnte er mich. Vielleicht hätte ich darauf hören sollen. Doch ich konnte nicht. Ich war dumm. Ich war egoistisch. Ich wollte, dass Yilmaz glücklich war. Ich konnte es einfach nicht.

Der Wagen hielt an. Anscheinend waren wir wieder heimgekehrt. Keiner machte Anstalten, auszusteigen. Schweratmend saßen wir dort, geladen mit Gefühlen voller Wut und Verzweiflung. Vor uns im Haus befand sich der Mann, ahnungslos von all dem. Es lag in meiner Hand, ob ich ihn die Lüge weiterleben lassen sollte. Und ich entschied mich dafür, als ich die Tür öffnete.

„Du wirst das bereuen, Züleyha. Yilmaz wird es auch ohne dich erfahren. Und glaub mir, es wird ihn nur noch schlimmer das Herz zerbrechen. Weil du das alles bereits wusstest und geschwiegen hast."

Ich lief. Lief weg von der Wahrheit, von der Realität. Verdammt ich war ein Feigling und eine Egoistin. Mir stiegen Tränen in die Augen, doch ich hielt sie gekonnt zurück. Emir hinter mir fluchte laut über meine Entscheidung. Laut schlug er die Autotür zu und kam auf das Haus zugelaufen.

Entschlossen klingelte ich an der Tür und hörte schon von drinnen Schritte näher kommen. Emir stellte sich neben mich und seufzte nur noch leise. Wir verbargen die Wahrheit hinter unseren lächelnden Gesichtern, als uns Tante Yeliz die Haustür öffnete. „Da seid ihr ja endlich !" , stieß sie erfreut aus. „Wo habt ihr bloß gesteckt ?"

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⏰ Letzte Aktualisierung: Oct 19 ⏰

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