• Das reinste Disaster •

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B E R L I N
17:35

Am Stehtisch nippte ich an meinem Glas Cola und vergnügte mich durch Kerem, der sich neben mir zum Affen machte. Denn Vater hatte die erwähnten Partner zu uns geholt.

Wenn es eine Sache gibt, die mein Bruder verabscheute, dann waren es Gespräche dieserart, da er so ziemlich eine Niete drin war.

„Klar, wir sind auch..draußen, also ehm international aktiv." , meinte Kerem angestrengt. Berkan äffte seine Worte an meinem Ohr nach, weshalb ich mich bemühen musste, nicht loszulachen.

Tarik Amca räusperte sich in der Nähe, damit wir schwiegen und so taten wir dies auch. Der Freund meines Bruders schloss sich irgendwann den Gesprächen an und so langweilte ich mich zwischen den Männern.
Rabia Teyze war diesmal nicht gekommen.

Ich drehte das nun leere Glas in meiner Hand hin und her und lauschte dabei nach den Geschehnissen um mich. Rechts von mir brach eine Frau in ein schallendes Gelächter aus. Im Hintergrund spielte das Orchester eine feierliche Musik, um die Leute in gute Stimmung zu bringen.
Irgendwo zerbrach etwas, doch kümmern tat es niemanden.
Die Feier war in vollem Gange.

Meine Aufmerksamkeit richtete sich schließlich wieder auf Berkan, der in einem angenehmen Ton darüber sprach, wie der Vertrag ablaufen würde. Ich mochte es, ihm zuzuhören, da seine Stimme tief und zur selben Zeit auch weich war.

Nach wenigen Minuten wurde ich jedoch beim Zuhören untebrochen, als Ebru auftauchte und mich eilig bat, sie zu begleiten. An ihrer Stimmenlage konnte ich mir ausmahlen, dass dies nichts Gutes bedeutete.

„Wer sind denn Sie ?" , fragte der junge Sohn des Geschäftführers plötzlich interessiert.

Berkan verstummte verwirrt und für einen Moment blieb es still. Ebru wollte auch schon stotternd anfangen, sich vorzustellen, bis sie rasch von mir gezogen wurde.

Daraufhin meldete sich Kerem zu Wort und sagte beinahe bellend: „Meine Zukünftige. In wenigen Tagen wird sie den Namen Ebru Altintas tragen."

Ich unterdrückte, meine Augen zu verdrehen. Ebru gefiel diese Reaktion auch nicht wirklich. Sie entzog sich von Kerem und erwiderte gekonnt : „Noch heiße ich Ebru Tas. Mit wem habe ich das Vergnügen ?"

Verblüfft zog ich die Augenbrauen in die Höhe und hörte, wie Kerem anfing, zu schnaufen. Der Sohn des Geschäftführers stellte sich ebenfalls erfreut vor und nach einem kurzen Gespräch nahm Ebru mich schließlich mit. Kerem rief uns hinterher, doch meine Freundin machte sich nicht die Mühe, zu reagieren.

„Was war das denn ?" , fragte ich sie, während wir durch die Tische eilten. Ihrerseits folgte keine Antwort, weshalb ich mich stumm von Ebru mitziehen ließ.
Anscheinend lief es zwischen den beiden ganz und garnicht gut.

Mit großen Schritten entfernte sich meine Freundin immer weiter von unserem Tisch und ich musste beinahe rennen, um mit ihr mitzuhalten.

Kühle Luft schlug mir entgegen, wodurch ich verstand, dass wir uns nicht mehr im Inneren befanden. In mir tauchte ein mulmiges Gefühl auf, bei dem Gedanke, dass ich mich nicht in der Nähe meiner Familie befand. Dabei hatte Vater mich zuhause noch gewarnt, den ganzen Abend über bei ihnen zu bleiben.

Ebru führte mich zu einem Gelände und ließ meine Hand schließlich los. Ich schob meine Sorgen beiseite und legte behutsam eine Hand auf ihr Rücken.
„Noldu, Ebru ?" , fragte ich also erneut.
(Was ist los ?)

Feinde liebt man nicht Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt