• Feelings •

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Z Ü L E Y H A

Wir verbrachten eine Ewigkeit am See, ohne die Zeit im Blick zu behalten. Mein Bauch litt an Lachkrämpfen, da Yilmaz sich als Komiker offenbart hatte. Ich hörte ihm zu, wie er mir eine amüsante Geschichte über ihn und Ömer erzählte.

Zuvor hatte der junge Mann nur in knappen Sätzen mit mir gesprochen, doch an diesem Tag zeigte er mir eine ganz andere Seite von sich. Yilmaz hörte garnicht mehr auf, zu sprechen, was mich in keinster Weise störte. Am Liebsten wollte ich pausenlos seiner melodischen Stimme zuhören, um mich immer wieder aufs Neue in sie zu verlieben.

Nach seiner Erzählung lachte ich herzlich, ohne mich vor Yilmaz zu schämen. Zwischen uns hatte sich eine imaginäre Mauer gelöst, wodurch jene Verschlossenheit verschwunden war. Ich hielt mir den Bauch fest, der von den Krämpfen schmerzte, doch dies störte mich wenig.

„Du lachst wirklich schön." , hörte ich Yilmaz in einem ruhigen Ton sprechen. Verblüfft hielt ich inne und wagte es nicht, mit meiner Lache fortzufahren. Mein Herz schlug wild um sich, während ich unsicher in seine Richtung blickte.

Yilmaz schnalzte mit der Zunge und fügte hinzu: „Ich hab das nicht gesagt, damit du aufhörst."

„Was erwartest du denn ? Natürlich kann ich nicht weitermachen, wenn du mir.."

Mir fehlte der Mut, ihm das zu sagen, was durch meinen Kopf ging. So griff ich erleichtert nach dem Handy, als es plötzlich anfing, zu klingeln. Es war Kerem, der mir mitteilte, dass er am nächsten Tag noch Zuhause ankommen würde.

Ich spürte, wie mich Yilmaz neugierig anblickte, während ich froh lächelte. „Wissen die anderen von deiner Rückkehr ?"

„Nein. Es wäre auch ziemlich überflüssig, denen davon zu erzählen. Sag du mir lieber, ob sonst noch etwas geschehen ist. Wo bist du jetzt gerade ? Hat Berkan dich weiter belästigt ?" , sprach Kerem in den Hörer. Dabei hörte ich ein Rascheln an meinem Ohr und das schließen von Reißverschlüssen. Scheinbar packte er seinen Koffer.

Yilmaz kickte schweigend einen Stein auf dem Boden, während ich meinem Bruder mitteilte, dass ich draußen war. Die Frage darauf verneinte ich und fragte stattdessen: „Kerem..Findet Ebru es eigentlich in Ordnung, dass du so plötzlich die Flitterwochen beendest ? Es tut mir so schrecklich Leid dafür. Ich fühle mich so dumm, diese schöne Zeit kaputt gemacht zu haben-"

„Züleyha, es ist alles in Ordnung. Meine Familie geht vor so einem Urlaub. Den kann man später noch nachholen." , stritt Kerem meine Worte rasch ab. Ich spielte dennoch unsicher mit meinen Händen und spürte, dass Yilmaz mich dabei beobachtete.

Wir tauschten noch einige Sätze miteinander aus, bis Kerem schlussendlich auflegte. Ich ließ das Handy in meine Tasche zurück gleiten und freute mich darauf, Kerem an meiner Seite zu haben.

„Du hast Kerem davon erzählt ?" , fragte Yilmaz mich nach einem Moment der Stille.

Mit einem Nicken bejahte ich seine Frage und fügte hinzu: „Dich habe ich bei der Erzählung ausgelassen. Ich weiß, Kerem wird den Plan ruinieren, wenn er die Hochzeit von Berkan und mir nicht zulässt. Aber ich wusste ja vorher nicht, dass ich Berkans Antrag annehmen würde."

Der junge Mann seufzte leise. „Das war ein großer Fehler gewesen, Züleyha. Dein Bruder wird nicht verstehen können, wieso du doch Berkan heiraten möchtest. Er wird alles durcheinander bringen"

Ich dachte über seine Worte nach und musste gestehen, dass er im Recht lag. Ratlos blickte ich in Richtung See und dachte fiebrig nach, wie wir die Sache noch gerade biegen könnten.

Nach einigen Minuten der Stille erschien eine abstrakte Idee in meinem Kopf, die möglicherweise unmöglich wäre, um sie umzusetzen. Doch ich behielt meine Aufregung bei und packte Yilmaz am Arm, damit er mir zuhörte.

Feinde liebt man nicht Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt