Z Ü L E Y H A
Als ich das nächste Mal erwachte, lag ich nicht auf dem gepflasterten Boden vor dem Flughafen. Unter mir spürte ich eine weiche Matratze, was mir zu verstehen gab, dass ich mich auf einem Bett befand. Durch all die Tränen brauchte ich einen Moment, um meine klebrigen Wimpern aufzuschlagen.
Schließlich tat ich es und weckte dabei die Aufmerksamkeit jedermann im Raum auf mich. „Sie ist wach." , hörte ich Emir erleichtert ausatmen. Stühle wurden zurückgeschoben.
Personen versammelten sich um das Bett und dabei versuchte ich zu verstehen, wo ich mich überhaupt befand. „Wo..Wo bin ich ?"
„Zuhause" , kam die Antwort sofort von Ömer geschossen. „Aber trink erstmal etwas, bevor du Dinge fragst." Man reichte mir ein Glas Wasser, das ich dankend annahm. So trank ich langsam davon und spürte, dass alle Blicke gebannt auf mich gerichtet waren.
Emir meldete, dass er mir den Puls messen würde, bevor er nach meinem Handgelenk griff. „..Es scheint alles in Ordnung zu sein. Vom Arzt wurde auch nichts Auffälliges diagnostiziert. Ist dem auch wirklich so ?"
Ich sah in Richtung seiner Augen, die mich bereits ins Visier genommen hatten. Sie überprüften mich und warteten auf ein Zeichen, dass etwas nicht stimmte. Genau wie Yilmaz es auch tat. Sie waren Meister darin, wenn es darum ging, Menschen zu durchschauen. Deswegen ersparte ich mir die Mühe und schüttelte den Kopf.
„Nein Emir, es ist nichts in Ordnung." , sprach ich es ehrlich aus. Erschöpft lehnte ich mich gegen das Bettende und spürte, wie sich Ömer neben mich setzte. „Ich erfahre, dass ich seit 24 Jahren garnicht die Tochter von Hüseyin gewesen bin, dass Mutter deswegen umgebracht wurde und ihr..ihr mir die gesamte Sache verschwiegen habt. S-Sagt mir, wie soll ich mich da fühlen !"
Am Ende wurde meine Stimme immer lauter, verzweifelter. Ich kniff die Augen zusammen, um die aufkommenden Tränen abzuhalten. Dabei hatte ich nur die Hälfte der Probleme erzählt. Hinzu kam noch die wahre Identität von Kerem. Mir drehte sich bei dem Fakt der Magen um. Ich konnte es immernoch nicht fassen, realisieren. Wie konnte das sein ? Kerem Karaman ? Das passte nicht zusammen. Und doch wusste ich, dass mein Bruder mich nicht angelogen hatte. Ich spürte es einfach.
Ihnen darüber zu erzählen, wäre unmöglich, doch wie sollte ich diese Last weiter auf mir tragen ? Keiner von ihnen hatte die geringste Ahnung von dem weiteren existierenden Karaman. Wie würden sie und vorallem Yilmaz reagieren, wenn sie die Wahrheit erfuhren ?
Ömer legte mir vorsichtig eine Hand auf die Schulter, um mich zu beruhigen und ich ließ es verzweifelt zu.
„In einer Lüge zu leben, ist manchmal besser, als die Wahrheit zu erfahren. Yilmaz wollte es dir nicht erzählen, damit du nicht weiter leidest." , sprach Emir mir einfühlsam zu. „Ich kann nichts anderes tun, als eine Entschuldigung auszusprechen. Es tut uns Leid, Züleyha. Wir wollten nur, dass es dir gut geht"
Ich erwiderte dazu nichts, sondern starrte bloß verletzt in Richtung meiner Hände. Eigentlich hatte ich nicht das Recht, wütend zu sein. Schließlich war ich doch nun diejenige, die ihnen etwas verschwieg. Der Spieß hatte sich umgedreht.
„Wenn ich darüber nachdenke, ist es gut zu wissen, dass ich nicht Hüseyins Tochter bin." , meinte ich schließlich mit einem Hauch an Humor, um die Stimmung zu lockern. Ich durfte nicht sauer sein. Eher sollte ich mich schämen.
Ömer sprang sofort in den Zug ein, indem er rief: „Genau ! Außerdem bist du jetzt eine Karaman. Neben Yilmaz wirst du es sicher nicht vermissen, zu den Uncoolen gehört zu haben"
Ich lächelte amüsiert. Dieser Junge fand immer einen Weg, um mich aufzumuntern. So lockerte sich die Stimmung, auch wenn ich in den Gedanken noch an mein Geheimnis hing.
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Feinde liebt man nicht
Roman d'amour„Du bist mein Untergang, Yilmaz. Das mit uns..wird nicht gut enden." „Dann lass uns gemeinsam versinken, Züleyha. Nur du und ich, gegen den Rest der Welt." ∞ Züleyha Altintas verliert an einem Unfall das Augenlicht und gleichzeitig ihre Mutter...