• Zwischen Richtig und Falsch •

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Ich teilte Ebru meinen Live-Standort mit. Daraufhin fing ich an, mich immer weiter von Yilmaz Karaman's Haus zu entfernen. Immer wieder dachte ich an seine Worte und musste mich dabei zusammenreißen, nicht zurückzukehren und ihm eine in das Gesicht zu fausten.
Sein Verhalten war einfach nur unmöglich.

Ich bereute es schon, dass ich mich überhaupt auf dieses Treffen eingelassen hatte. Ebru lies ihren Chauffeur an ihrer Stelle schicken, da sie mental nicht bereit war, zu fahren. Ich hatte ihr bescheid gegeben, sie gleich besuchen zu kommen und so wartete ich auf einer Sitzbank.

Als ich mein Handy wieder in die Tasche schmiss, fielen mir die Zettel von Yilmaz auf. Wütend kräuselte ich die Stirn und packte sie an beiden Enden, um sie zu zerreißen. Wenn ich dies tat, würde ich wohlmöglich nie wieder ein Wort mit Yilmaz verlieren. Vater würde ihn aufsuchen und mit eigenen Händen umbringen. All die Probleme wären beseitigt.

Mit Bestimmung wollte ich die Zettel zerreißen. Felix Webel's Karte zerreißen. Den anderen Zettel zerreißen, bei dem ich nichtmal wusste, was es war.
Krampfhaft verstärkte ich den Griff um das Papier, doch es tat sich nicht.

Ich kniff die Augen zusammen und versuchte, es durchzuziehen.
Es sollte endlich vorbei sein.
Meine Hände zitterten, während sie die Zettel fest hielten. Nur ein Zug.
Frustriert fuhr ich auf und rief dabei: „Scheiße!"

Stimmen in der Nähe verstummten bei meiner Aufruhr. Ich spürte Blicke auf mir ruhen, weshalb ich mich verzweifelt wieder auf die Bank fallen ließ. Durch meinen Griff hatten die Zettel Knicke. Ansonsten waren sie unversehrt geblieben.
Es konnte einfach nicht aufhören.
Es ging einfach nicht.

Ich ließ die Zettel in der Tasche verschwinden und wartete auf den Chauffeur von Ebru. In ihrer Nachricht hatte sie mich knapp gebeten, ihr beizustehen. Ihre Familie hatte von der Sache erfahren und waren außer sich.

Bei ihr zuhause herrschte ein Durcheinander. Ich konnte mir gut vorstellen, wie Ebru's Vater sie beschimpfte und zwang, es wieder gut zu machen. Ihm war die Partnerschaft mit uns nämlich ziemlich wichtig.
Alles war einfach nur zum Kotzen.

-

Ebru's Chauffeur holte mich ab und führte mich in das Haus der Familie Tas. Während ich zum Zimmer meiner Freundin lief, stellte ich fest, dass es ziemlich ruhig im Haus war. Wahrscheinlich waren dies die Überreste einer vorherigen Auseinandersetzung.

Eilig hüpfte ich die Stufen hoch, die ich bereits so gut wie auswendig kannte. In wenigen Schritten hatte ich mein Ziel erreicht und öffnete langsam die Tür zu Ebru's Zimmer.

„Ebru ?", meldete ich mich und bekam als Antwort nur ein Schniefen zu hören. Mein Herz zog sich zusammen. Ich bereute es, nicht vorher schon bei ihr gewesen zu sein.
Achtlos schmiss ich meine Tasche in eine Ecke und schob somit Yilmaz beiseite.

In schnellen Schritten lief ich zum Bett und nahm meine Freundin in die Arme. Einfühlsam strich ich ihr über den Rücken und sprach dabei Dinge wie „Alles wird gut", obwohl ich selbst nicht wussts, wie dies passieren sollte.

Ebru weinte leise an meiner Schulter und dabei spürte ich, wie ihr Körper vibrierte. Kerem hatte mir am Telefon erzählt, dass er sie besucht hatte und dadurch ihrem Vater die Situation erklären musste. Ich konnte mir bereits vorstellen, was für ein Chaos dadurch entstanden war, weshalb ich mir nicht Mühe machte, Ebru's Sicht der Lage zu erfahren.

Feinde liebt man nicht Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt