• Kein Entkommen •

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Z Ü L E Y H A

In mir brach ein Feuerwerk aus bei seinen Worten. Der Kuss, seine Berührungen und die Art, wie Yilmaz in mich hindurch starrte, waren der Grund, weshalb ich beinahe umgefallen wäre.

Mein Verstand als auch Herz kämpften um die Oberhand meines Verhaltens. Wenn ich den Kopf leicht nach vorne strecken würde, könnte ich seine Lippen auf meinen spüren.

Es war die Vernunft, die mich dazu brachte, das Gesicht von Yilmaz abzuwenden. „S-Spiel nicht mit mir, Karaman" , brachte ich wütend zustande. Die Worte überrumpelten ihn anscheinend so sehr, dass er es zuließ, mich von seiner Umarmung zu befreien.

Auch wenn ich für den Rest des Abends bei ihm bleiben wollte, zwang mich die Realität dazu, loszulaufen. In meinem Kopf flimmerte der Gedanke, dass das alles bloß Teil seines Spiels war.

Yilmaz empfand nichts für mich und so keimte sich Wut in mir auf, weil er sich das Recht genommen hatte, mich zu küssen. Wenn ich daran dachte, dass er eben auch noch mit Gamze getanzt hatte, wurde mir übel. Die Tränen fanden ihren Weg nach draußen, während ich mich orientierungslos an der Wand abtastete, um von hier verschwinden zu können.

Frustriert blieb ich stehen, als Yilmaz mir den Weg versperrte. „Was soll ich dir vorspielen ?", fragte er mich mit einer Verwirrung im Ton, die mich zum Brodeln brachte. Dass Yilmaz so tat, als hätte er von nichts eine Ahnung, war der Grund, weshalb ich gehässig anfing, zu lachen.

Ich setzte meinen Weg fort, indem ich einen großen Bogen um den Jungen machte. In einem eisigen Ton sprach ich dabei zu ihm folgende Worte: „Das kannst du dir selbst beantworten."

Das Stimmengewirr und die Musik wurden immer lauter, was mir das Zeichen dafür gab, auf dem richtigen Weg zu sein. Wenn ich unseren Tisch gefunden hatte, würde ich Ömer bitten, mich nachhause zu fahren. Länger würde ich es hier definitiv nicht aushalten.

Yilmaz schnalzte mit der Zumge, wie so oft, wenn etwas nicht nach seiner Nase lief. Ich war stolz auf meinen Abgang und klopfte mir innerlich auf die Schulter. Beinahe hätte ich mich darüber gewundert, dass er nichts mehr zusagen hatte, bis seine nächsten Worte meine Vorfreude ruinierten: „Oh nein, Züleyha, kann ich nicht."

Schritte ertönten. Ich war stehengeblieben und lauschte irritiert, wie er mir immer näher kam. Sein nächster Zug schlug all meine Schachfiguren auf dem Brett nieder. Ohne es kontrollieren zu können, entwich mir ein Schrei, als seine Hände unter meine Beine griffen. „Du willst gehen ? Schön. Dann erklärst du mir eben Zuhause, was dein Problem ist." , hörte ich Yilmaz Stimme viel zu nahe an meinem Gesicht sprechen.

Ich konnte nicht einschätzen, ob es Scham oder Wut war, die mein Gesicht zum Glühen brachte. Als Yilmaz anfing, mich vom Saal wegzutragen, taute ich aus meiner Schockstarre auf: „Du Wahnsinniger wirst mich sofort runterlassen. Ich gehe nirgendwohin !"

Durch das Zappeln der Beine versuchte ich, mich aus seinem Griff loszubinden. Yilmaz dachte nicht daran, sich davon stören zu lassen, sondern zog mich nur noch bestimmter an sich. Wir entfernten uns immer weiter vom Saal, wodurch die Panik in mir anstieg.

Die Vorstellung, Zuhause mit ihm über meine Gefühle sprechen zu müssen, wandelte mein Gesicht zur Kreide um. Dass wir uns eben beinahe auf den Mund geküsst hatten, war die Krönung der Katastrophe gewesen.

Panisch starrte ich zum jungen Mann rüber, welcher mich schweigend im Visier behielt. Niemals könnte ich es mit ihm alleine unter einem Dach überleben. „Hilfe !" , schrie ich deswegen durch die Luft. „Hilft mir doch ! Ich werde von einem Wahnsinnigen entführ-"

Yilmaz presste mir eine Hand auf den Mund, weshalb meine Worte in einem Murmeln untergingen. „Wenn du Hexe nicht sofort den Mund hälst, bringe ich dich auf eine andere Weise zum Schweigen.", warnte er mich in einem vielsagenden Ton. Seine Lippen schwebten über meinen, was zum Stillstand meiner Gehirnzellen führte.

Feinde liebt man nicht Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt