• Etwas mehr Wahrheit •

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Im Hintergrund bat man das Brautpaar, einen Einstiegstanz abzulegen. Ich lauschte bedrückt, wie die Menge dazu applaudierte. Keiner von ihnen wusste, dass auf der anderen Seite des Hauses alles zusammenstürzte.

Selim atmete flach, da Berkan die Waffe weiterhin an seine Stirn gepresst hielt. Nach meinen Worten verfielen wir alle ins Schweigen. Ich spürte, wie meine Wangen vor Verlegenheit glühten, obwohl mein Geständnis, Yilmaz zu lieben, gelogen war.

Die Stille über uns trieb mich in den Wahnsinn. Sie erinnerte mich an eine tickende Bombe, die hochgehen würde, wenn jemand das Schweigen brach. Gleichzeitig fing Selims Handy an, zu klingeln, weshalb mein Kopf rasch in dessen Richtung flog.

Nach Berkans Auftritt konnte ich nicht einschätzen, was er tun würde, wenn ich ranging. Also blieb ich in meiner Position stehen und wünschte, erfahren zu können, ob Yilmaz noch lebte. Mein Herz fühlte sich schwer an, als mir der Gedanke kam, dass es möglicherweise schon zu spät war, um sich Sorgen zu machen.

Ich blickte auf, als Berkan urplötzlich in ein Gelächter ausbrach. Mich überkam der Drang, ihm das Lachen aus dem Gesicht zu schlagen. All die Sympathie, die ich ihm gegenüber empfunden hatte, erlosch und wandelte sich in loderndes Feuer an Hass um.

„Was ist so witzig ?" , zischte ich zornig. Der Freund meine Bruders lachte noch für eine Weile, bis er sich wieder einkriegte. Währenddessen war die Waffe an Selims Stirn verschwunden.

„Wirklich Züleyha, jetzt ist nicht der Moment für Witze." , meinte Berkan belustigt. „Ich hab keine Ahnung, was du zu dir genommen hast, aber-"

„Ich liebe ihn wirklich, Berkan. Das tue ich schon seit einer Ewigkeit. Deswegen hättest du dir nicht die Mühe machen müssen, mir von deinen Empfindungen zu erzählen. Dich kann und werde ich niemals lieben und das weißt du ganz genau."

Meine Worte über Yilmaz hörten sich beinahe schon echt an. Herausfordernd starrte ich in Berkans Gesicht und fragte mich, was er nun tun würde. Es war mir egal, ob er es den anderen erzählte. Ich spürte Genugtuung in mir aufkommen, da Berkans Selbstsicherheit erloschen war.

Ich wollte auch schon weiter auf ihn einreden, bis das nächste Disaster auf mich zukam. „Züleyha ?" , hörte ich Vater im Haus rufen, weshalb mir die Farbe aus dem Gesicht wich.

Selim neben mir regte sich, sodass Berkan alarmiert die Waffe wieder auf ihn richtete. Instinktiv stellte ich mich vor ihn und rief zu meinem ehemaligen Chauffeur: „Renn !"

Bevor die Waffe sich auf den nun fliehenden Selim richten konnte, packte ich Berkan am Arm. „Scheiße Züleyha was tust du da ?" , zischte der junge Mann erzürnt.

Ich kam nicht zum Antworten, da Vater die Haustür öffnete. Panik breitete sich in mir aus. Wenn Selim noch nicht den Ausgang erreicht hatte, würde er entdeckt werden.

Zusätzlich kam mir noch Berkans Waffe in den Sinn. Ich wollte sie an mich nehmen und verstecken, bis der junge Mann dies selbst erledigte.

„Ich hab dich überall gesucht.", sprach mein eigentlicher Feind mich leicht genervt an. „Was macht ihr beiden hier ?"

Rechtzeitig ließ Berkan die Waffe in seinem Hosenbund verschwinden. Ich atmete flach und brachte es nicht über mich, zu reden. Vorallem nicht mit ihm.

Verängstigt blickte ich auf, als Berkan sich zum Sprechen räusperte. „Wir..Wir haben etwas..gesprochen." , kam es widerwillig von seinen Lippen.

Vater schwieg, scheinbar verwundert. Ich empfand dasselbe und fragte mich, was Berkan tat. Seine Hand legte sich unerwartet auf meinen Rücken und ich verstand, was er damit bezwecken wollte.

Feinde liebt man nicht Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt