• Die Höhle des Löwen •

142 10 3
                                    

Y I L M A Z

„Sorry ich..bekomme manchmal nur so ein Schwindelanfall.", log ich Züleyha schnell an, um kein Misstrauen zu erwecken. So naiv wie sie war, kaufte sie mir meine Worte sofort ab.

„Schon in Ordnung. Geht's Ihnen jetzt besser ?", fragte sie mich viel zu gutmütig. Ich starrte in ihre braunen Augen, die, anders als bei ihrem Vater, Fürsorge und Wärme ausstrahlten.

Ich schüttelte rasch den Kopf, um diese wahnsinnigen Gedanken aus mir zu treiben. Züleyha war eine Atlintas, blind hin oder her. Schon bald würde auch sie zum Untergang bestimmt sein.

In mir flackerte Hass auf und brachte all das Mitgefühl für das Mädchen zum Verschwinden. Mit einem teuflischen Grinsen bejahte ich ihre Frage und hörte Züleyha zu, wie sie mir vom Aussehen ihrer Familie erzählte.

Dabei wusste sie nicht, dass ich sie alle bereits kannte. Ich hatte nämlich Nächte damit verbracht, auf Hüseyin Altintas's verräterisches Grinsen zu starren. Jahrelang hatte ich jeden ihrer Schritte verfolgt. Sie alle waren ein Haufen Elend.

„Na dann wollen wir mal.", meinte ich heiter und hielt ihr meinen Arm hin. Ich beäugte Züleyha und sah, wie sie verlegen rot wurde. Sie zögerte, doch hakte sich schließlich bei mir ein.

Ihre Haut berührte die meine und ich sah, wie sie nervös keuchte. Bei ihrem Anblick konnte ich nicht anders, als zu schmunzeln. Wie es aussah, hatte Züleyha nicht gerade viel Kontakt zu Männern.

„Wie heißt du eigentlich ?", meinte ich verstellt, obwohl ich so ziemlich alles über sie wusste. „Oh, ich..darf dich doch duzen, oder ?"

Wir liefen aus dem Toilettenbereich und ich führte sie langsam durch die Menge. Dabei bemerkte ich, wie uns einige neugierig anschauten. Ich nahm Wortfetzen wie ‚Wer ist dieser Mann neben der Altintas ?' wahr. Mein Blick fiel auf das Mädchen neben mir, die vor Scham zu einer Tomate wurde.

Amüsiert sah ich wieder weg und traf auf zwei Augenpaare, die mich ziemlich wütend anstarrten. Mein Cousin Emir hatte, wie es aussah, Fragen, doch ich nickte ihm bloß zu, um ihm verständlich zu machen, dass alles nach Plan lief.

„Z-Züleyha und..ja.'", piepste sie leise zu meinen Fragen bezogen. Ich zog sie näher an mich, als plötzlich ein Wagen voller Essen an uns vorbeifuhr.

Ihre Haare kitzelten meinen Kinn und ungewollt stieg mir ihr himmlischer Duft nach Vanille in die Nase. In mir breitete sich ein warmes Gefühl aus,als das Altintas Mädchen so nahe bei mir stand. Züleyha trat rasch einen Schritt zurück, doch davor zog ich heimlich ihren Geruch in mich ein.

„Verzeihung, es ging nicht anders.", raunte ich in ihr Ort, da die Musik aufgedreht wurde. Sie nickte bloß schüchtern und so liefen wir weiter zu der Altintas Familie.

Mein Herz sprang mir fast aus der Brust, als ich bereits seine schwarze Mähne entdeckte. Hüseyin Altintas war nur noch wenige Meter von mir entfernt. Wie lange hatte ich auf diesen Moment gewartet ?

Neben ihm saß sein engster Komplize namens Tarik Bozkurt. Beide prahlten sie mit ihrem Ansehen, doch schon bald würde ihnen ihr momentanes Lächeln vergehen.

Mein Blick fiel auf Hüseyin's Sohn, der gelangweilt auf seinem Handy tippte.
Kerem war Hüseyin wie aus dem Gesicht geschnitten, weshalb mein Hass zu ihm gewaltig war. Er war ein Schwächling wie sein Vater und sein lächerliches Boxen brachte ihm auch nicht viel.

Feinde liebt man nicht Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt