• Meine zweite Hälfte •

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Z Ü L E Y H A

In der Küche wusch ich mit Yeliz das Geschirr. Sie erzählte mir etwas, was ich nur halb verstand, da meine Gedanken ganz woanders waren. Ich spürte noch immer seine Hand an meinem Oberschenkel und wurde deswegen automatisch rot. Dieser Mann machte mich wahnsinnig.

Die Tür zur Küche wurde geöffnet und es spazierte Gamze herein. „Für einen Moment war ich verwirrt, alleine neben den Männern zu sitzen. Schließt ihr mich etwa aus ?" , sprach sie in die angenehme Stille hinein. Um den Satz nicht allzu hinterhältig klingen zu lassen, lachte Gamze, doch ich durchschaute genau was für ein Mensch sie doch war.

Leider tat Tante Yeliz das nicht. Dafür war sie viel zu naiv. „Ach nein Liebes. Wir waren dabei, das Geschirr zu spülen. Es müssten noch einige Sachen auf dem Tisch liegen. Moment, ich gehe die mal holen !" , meinte sie niedlich und verließ somit die Küche.

Mit ihr zusammen verließ uns auch die angenehme Wärme im Zimmer. Ich widmete mich wieder dem Waschen des Besteckes zu, wohingegen Gamze teilnahmslos im Zimmer stand. An meinem Rücken spürte ich, wie ihr Blick sich in mich hinein bohrte. Es wurde urplötzlich ganz kalt um mich herum.

Ich fühlte mich unwohl in meiner Haut, doch brachte es nicht über mich, etwas dagegen zu sagen. Eilig wusch ich das Geschirr, um so schnell wie möglich von hier verschwinden zu können.

„Yilmaz ist schon ein schöner Mann, findest du nicht auch ?" , unterbrach Gamze irgendwann die Stille. Ich hatte zwar erwartet, dass sie irgendwann das Thema öffnen würde, doch dass Gamze es so eilig hatte, verblüffte mich. Ihre Schritte kamen mir näher, sodass sie irgendwann direkt neben mir stehenblieb.

„Ja, das ist er.", gab ich ihr die Antwort, die sie nicht hören wollte. Ich hatte mit
dem Spülen gestoppt und entgegnete Gamzes feurigen Augen mit voller Überzeugung. Unsere Blicke durchkreuzten sich, als würden Blitze aufeinander stoßen. Yilmaz war wirklich ein schöner Mann. Er war mein Mann.

Gamze lachte leise. „Die Vorstellung, uns beide nebeneinander stehen zu sehen, ist einfach nur unglaublich. Zwei Schöne, die sich gefunden haben, meinst du nicht auch ?", war Gamzes zweite Frage. Mir entging nicht, wie sich der Ton ihrer Stimme verändert hatte. Als hätte die süße Miezekatze ihre versteckten Krallen ausgefahren. „Würden Yilmaz und ich ein tolles Paar abgeben, Züleyha ?"

Eine Frage, die keine Verneinung duldete. Ich lächelte die junge Frau vor mir an, obwohl mein Inneres vor Wut brodelte. Und ich konnte deswegen nicht anders, als auf dünnem Eis zu laufen.

„Vielleicht sollte man sich eher damit beschäftigen, was die Definition von Schönheit eines Menschen ist. Sprechen wir hier von äußerlichen Merkmalen oder doch innerlichen ? Weißt du..ich finde, dass Menschen zwar äußerlich atemberaubend ausschauen können. Aber weißt du was wichtig ist, Gamze ?" , sprach ich sie an und wurde mit jedem meiner Worte größer, mutiger. „Ein Mensch ist für mich erst schön, wenn er es auch innerlich ist. Wenn er ein reines Herz hat. Und das haben sehr viele nicht. Viele Menschen sind einfach nur hässlich."

Zwar war das Fenster geöffnet, doch das war nicht der Grund, wieso es plötzlich so eiskalt im Raum war. In der eisernen Stille nahm ich wahr, wie Gamze aus der Nase ausatmete. Schnell als auch wütend.

Anscheinend war die junge Frau intelligent genug, um die Nachricht hinter den Worten zu verstehen. Gamze war kein schöner Mensch. Sie war charakterlos. Sie war hässlich. Zufrieden mit der indirekten Beleidigung widmete ich mich wieder dem Spülen zu.

„Als Verräterin solche Worte von sich zu geben, ist aber ziemlich amüsant." , war der Satz, der mir einen Stich versetzte. Und Gamze wusste das so gut wie ich. Deswegen überschritt sie die Grenze meiner Empfindlichkeit noch weiter. „Wo wir gerade dabei sind..Wann geht es eigentlich wieder zurück zu den Altintas's, hm ? Hast du nicht irgendwann vor, wieder zurück zu deiner Familie zu-"

Feinde liebt man nicht Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt