Z Ü L E Y H A
Nachdem ich Yeliz, so gut es ging, beim Aufräumen geholfen hatte, machte ich mich auf den Weg zu den Jungs. Mit der Orientierung hatte ich noch einige Schwierigkeiten, weshalb ich beinahe einen Bilderrahmen an der Wand umstieß. Vorsichtig lief ich durch den Flur und kam an der besagten Terassentür an.
Ein Ball flog durch die Luft. Yilmaz schrie vor Freude, während sein Cousin beleidigt schnauzte. „Ich war noch nicht bereit !" , erklärte er sein kassiertes Tor.
„Das bist du die ganze Zeit schon nicht !"
Vorsichtig berührte ich mit dem Fuß eine Stufe, die nach unten führte. Um einen Halt zu finden, griff ich nach dem Treppengeländer. So stieg ich langsam die Treppen hinunter und wurde früh von Ferhat bemerkt.
„Yilmaz ärgert mich, Züleyha ! Sag ihm bitte etwas" , petzte das kleine Kind provokant. Ich lachte bloß leise, da ich mich konzentrieren musste, keine Stufe zu verfehlen. Jemand ließ den Ball fallen und kam auf mich zugelaufen, was ich in meiner Bemühung nicht wahrnehmen konnte.
„Wieso rufst du mich nicht ?" , meinte Yilmaz neben mir vorwurfsvoll. Ehe ich mich versah, griff er nach meiner Hand und half mir, die restlichen Stufen zu meistern. Seine Fürsorge brachte meine innere Ruhe außer sich, auch wenn für Yilmaz solche Berührungen wahrscheinlich unbedeutend waren.
Ich wurde durch das letzte Hindernis geführt und berührte schließlich den Erdboden. Benommen bedankte ich mich bei ihm, worauf er nur schwieg. Unsere Hände ließen einander los, als Ferhat angerannt kam.
Er erzählte mir davon, dass es mit seinem Cousin nicht Spaß machte, zu spielen, wobei ich noch damit beschäftigt war, mein wildes Herz zu beruhigen. Yilmaz kommentierte Ferhat's Worte nur mit einem arroganten Schnalzen und benahm sich damit so wie immer.
Um Ferhat den Gefallen zu tun, stieß ich den Herrn vom Thron, indem ich Yilmaz einen Hieb an der Schulter verpasste. „So gehst du mit deinem Cousin um ? Schäm dich, du Esel" , brachte ich mit zusammengezogenen Augenbrauen hervor. Das belustigte Lächeln konnte ich nur schwer verbergen.
Yilmaz hielt sich überrumpelt sein Schulterblatt fest und beobachtete, wie ich dem Kind sanft über die Haare strich. Ferhat kicherte, worauf mein Mann wild rief : „Das ist doch nicht meine Schuld, wenn er so schlecht spielt !"
Dass ich an seinem Ego gekratzt hatte, brachte mich zum Lachen. Ferhat wollte mich mit sich ziehen, damit ich seinen Cousin beim Spielen ersetzte. Ich lief munter los, bis mich eine große Hand am Arm packte.
„Das kannst du vergessen, Kleiner. Sie hat keine Zeit, um sich mit schlechten Spielern wie dich zu beschäftigen." , meinte Yilmaz demonstrativ.
Da er mit seinen Worten teilweise Recht hatte, musste ich das Kind loslassen. Schließlich wollten wir heute den Nachbar Kadir aufsuchen.
Ferhat war überhaupt nicht glücklich, weshalb ich seine Hände in meine nahm und ihm versicherte, dass wir das Spiel nachholen würden. „..Hör nicht auf ihn. Yilmaz ist einfach nur eifersüchtig auf dich."
„Sie mag mich sogar mehr als dich, was sagst du dazu ?" , sprach er seinen älteren Cousin an. Ferhat legte die Arme um meinen Hals, um seine Worte nochmals zu verdeutlichen. Auch ohne Augenlicht wusste ich, dass das Kind Yilmaz mit einem triumphierenden Lächeln anschaute.
Ich prustete leise, da mir die alberne Situation viel zu lustig war. Yilmaz schwieg für einen Moment und schaute zu, wie ich dem süßen Kind ein Kuss auf die Wange drückte.
„Mit dir spreche ich noch später" , richtete mein Mann die düsteren Worte an Ferhat. Belustigt bat ich das Kind, seiner Mutter von unserem Gehen Bescheid zu geben. Mit gestreckter Zunge an seinen Cousin, rannte Ferhat los und verschwand.
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Feinde liebt man nicht
Romance„Du bist mein Untergang, Yilmaz. Das mit uns..wird nicht gut enden." „Dann lass uns gemeinsam versinken, Züleyha. Nur du und ich, gegen den Rest der Welt." ∞ Züleyha Altintas verliert an einem Unfall das Augenlicht und gleichzeitig ihre Mutter...