• Feinde liebt man nicht •

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Z Ü L E Y H A

Ich spürte, wie raue Finger meine Wange berührten. Jemand setzte sich neben mir auf das Bett, während ich noch im Halbschlaf versunken war.

„Sogar beim Schlafen siehst du süß aus." , hörte ich eine männliche Stimme sagen. Müde bildete ich mir ein, dass es Kerem sein müsste, weshalb ich die Berührung über mich ergehen ließ.

„Sehr bald wirst du meine Frau sein, und dann werde ich dich jeden Morgen so anschauen können." Die Worte rissen mich augenblicklich aus dem Schlaf. Ich schlug die Hand an meiner Wange weg und rückte rasch an die Wand meines Bettes.

Berkan lachte leise. Seine Augen bohrten sich, auf eine nicht angenehme Weise, in mich hinein. Mir kam das Essen von gestern hoch, als ich an seine Worte dachte.
„Verzieh dich. Was machst du hier ?"

„Ich wollte dich aufwecken. Dein Vater möchte dich sprechen." , entgegnege Berkan höhst gut gelaunt. Ich lauschte, wie er sich vom Bett erhob und mir andeutete, mich zu beeilen.

Unsicher krallte ich die Bettdecke in meine Hand. In mir stiegen Befürchtungen auf, bei denen ich nur hoffen konnte, dass sie nicht geschehen würden. So sprang ich rasch aus dem Bett, um die Männer unten nicht warten zu lassen.

Ich hatte mir die Kleidung von gestern wieder angezogen und eilte mit noch wirren Haaren die Stufen hinunter. Mein Herz schlug mir nervös gegen die Brust, während ich mich auf die Stimmen im Wohnzimmer zu bewegte.

„Was ist los ?" , begrüßte ich die Männer, die am Esstisch mit dem Frühstück begonnen hatten. Vater stellte seufzend sein Teeglas auf den Tisch.

Dass er nach dem Gespräch mit Yilmaz nicht missgelaunt war, verunsicherte mich umso mehr. Während der kurzweiligen Stille erinnerte ich mich daran, Yilmaz anzurufen, um auszufragen, wie das Treffen gelaufen war.

„Dir auch einen guten Morgen, Züleyha. Habt ihr euch schon ausgesprochen ?"

Ich runzelte verwirrt die Stirn. „Über was denn ? Kann mich jemand aufklären ?"

Alle lachten, nur ich nicht. Berkan kam auf mich zu und legte seine Hand auf meine Schulter. „Du musst nicht auf unwissend tun. Sie wissen von unserem Wunsch Bescheid. Kannst du dir vorstellen, dass wir in wenigen Tagen schon heiraten ?"

Erstarrt lauschte ich, wie Tarik sich ebenfalls zu Wort meldete: „Ich hab schon immer gewusst, dass es zwischen euch funkt. Wie glücklich ich bin, dich als meine Tochter sehen zu können ! Rabia wird sich sowas von freuen"

Berkan's Hand auf meinem Schulterblatt fühlte sich tonnenweise schwerer an. Ich trat instinktiv einen Schritt zurück und schüttelte den Kopf.
„Nein, Ihr..Ihr habt alles missverstanden. Ich will Berkan doch garnicht heiraten !"

Meine Brust hebte und senkte sich rasend. Wären unsere Väter nicht anwesend, hätte ich Berkan schon längst eine reingehauen. Ich schlug die Hand auf meiner Schulter weg und trat einen Schritt zurück.

Vater schwieg für einen Moment. Sein Blick ruhte, wie die der anderen, fest auf mir. Es fühlte sich an, als wüsste er genau, was in mir durchging. Schweratmend schüttelte ich erneut den Kopf, um ihm klarzumachen, dass Berkan's Wille nicht meinem entsprach.

„Wieso bist du denn so unruhig, Züleyha ? Ich sehe nichts, was gegen diese Ehe spricht." , meinte Vater trocken. Die anderen erwiderten seine Worte, als wären sie vollkommen berechtigt.

Fassungslos lachte ich auf und entgegnete zornig : „Ich habe keine Ahnung, was Berkan euch eingeredet hat, aber ich liebe ihn nicht ! Das sollte doch Grund genug sein, um ihn nicht heiraten zu wollen"

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