• Sorgen •

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Z Ü L E Y H A

Nachdem wir die Koffer vor dem Eingang abgestellt hatten, war Yeliz auch schon in die Küche geeilt. Ich wollte ihr nachlaufen, um beim Servieren des Essens behilflich zu sein.

Yilmaz versperrte mir mit dem Arm den Weg und meinte amüsiert: „Du bleibst lieber hier, bevor ich dich wieder vom Boden abkratzen muss."

Die Augen hatte ich zu Schlitzen geformt. Auch wenn ich die Worte nicht als verletzend empfunden hatte, durfte er damit nicht so einfach davonkommen. Meine Rachegefühle zwangen mich, das Bein auszustrecken. Yilmaz lief und es geschah, mehr oder weniger, das, was ich wollte.

Ein Schrei entfuhr meinen Lippen, als er mich am Arm packte und mit sich zog. Wir fielen nebeneinander auf den Boden, wobei ich zusätzlich den Kopf am Tischbein stieß. Ich zischte und hielt mir die pochende Stelle an den Haaren fest.

Aus der Küche war zu hören, wie Yeliz verwirrt nach unseren Namen rief. Yilmaz rappelte sich auf und keuchte, dass alles in Ordnung sei. Wütend verpasste ich ihm einen Schlag an die Schulter. „Du Idiot, was machst du ? Dank dir habe ich meinen Kopf angestoßen. Als würde der Gibs nicht ausreichen !"

Seinerseits war ein gehässiges Lachen zu hören. Er hatte sich aufgesetzt und richtete sein Haar zurecht. Darauf neigte Yilmaz sich plötzlich zu mir hinunter, weshalb mein Herz stehenblieb. „Verdank das eher dir, du Hexe. Ich weiß ganz genau, was du vorhattest."

Dass ich lag und er über mir thronte, war der Grund, weshalb ich mit hochrotem Kopf schwieg. Seine Hände waren nahe neben meinen abgestützt. Ich konnte sein Parfüm riechen und spürte seinen Atem an meinem Gesicht. In chaotischen Gefühlen versunken, starrte ich zu Yilmaz und fragte mich, wieso er sich nicht rührte.

„Was macht ihr da ?"

Eine kindliche Stimme brachte uns in die Gegenwart zurück. Entgeistert raffte ich mich auf und hatte es mit der Angst zutun. Yilmaz hingegen empfang eher Freude und begrüßte den kleinen Jungen. Ich rückte mein T-Shirt zurecht und lauschte, wie sich die beiden in die Arme fielen.

„Hast du mich vermisst ?" , fragte Yilmaz das Kind froh. Als Antwort hüpfte dieses auf dem Boden herum. Yeliz trat in das Esszimmer ein, um den sogenannten Ferhat zu ermahnen. Die Nachbarn würden laut ihren Worten sonst wieder die Nerven verlieren.

Ich fuhr mir benommen über die Stirn und bemühte mich, nicht deutlich zu machen, was soeben geschehen war. Ferhat erzählte davon, dass ihm auch sein Bruder Emir gefehlt hatte, was meine Vermutung bestätigte. Sie waren also Geschwister.

Neugierig lauschte ich, wie Yilmaz mit dem Jungen sprach. Dabei entging mir sein Ton nicht, der zur Sanftheit gewechselt war. Nach einem Satz kicherte Ferhat, was mich zum Lächeln brachte. Die Art, wie Yilmaz mit dem Kind umging, brachte mein Herz zum Erblühen.

„Und wer ist das ?" , wurde schließlich die Frage gestellt. Dass es auf mich bezogen war, war offensichtlich. Die Blicke wurden auf mich gerichtet, weshalb ich in Unsicherheit versank. Meine Hände keteten sich ineinander. Wenn ich daran dachte, was das Kind soeben gesehen hatte, wollte ich im Erdboden versinken.

Während ich rot anlief, griffen kalte Hände nach meinen. Die Anspannung ließ nach, worauf Yilmaz mich vorsichtig zu sich zog. „Dieses Mädchen heißt Züleyha." , stellte er mich dem Kind vor. Nervös lächelte ich und wusste nicht, wohin ich schauen sollte. „Sie ist meine Frau."

„Deine Frau ?" , wiederholte er die Bezeichnung. Ferhat blickte verwundert zu mir rüber, als müsste er die Information mitmeinem Bild vereinbaren.

Einige Sekunden blieb es still. War es meine Blindheit, das das Kind verwirrt hatte ? Ich wurde nervös, weshalb ich Yilmaz Hand fester umklammerte.

Feinde liebt man nicht Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt