• Für Mutter •

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Erneut wurde die Tür aufgerissen, weshalb ich panisch aufzuckte. Mein Herz rutschte mir in die Hose und dabei fragte ich mich, wo Yilmaz sich befand.

„Da bist du ja. Wie konnten die beiden dich hier alleine lassen !" , tadelte Berkan, auf mich zukommend. Ich sagte nichts dazu. Stattdessen hielt ich weiterhin den Atem an und hoffte, dass Yilmaz bereits verschwunden war. Wieso machte ich mir darüber eigentlich Gedanken ?

Eine Hand legte sich auf meine Schulter und darauf fragte der Freund meines Bruders besorgt : „Sen iyi misin ? Wieso weinst du du ?"
(Geht es dir gut ?)

Benommen wischte ich mir die Tränen weg.
Mein Kopf bebte. In mir spukten Yilmaz Worte umher. Ich schaute auf und fragte mich, was ich tun sollte. Während auf der einen Seite Ebru und Kerem den Tiefpunkt ihrer Beziehung erlebten, hatte ich von meinem Feind den Vorschlag erhalten, zusammenzuarbeiten.

Berkan wartete auf meine Antwort, weshalb ich den Mund öffnete. Meine nächsten Worte würden mein Schicksal bestimmen. Ich könnte ihm von Yilmaz erzählen und dann wäre alles vorbei. Man würde ihn umbringen und möglicherweise konnte Vater auch selbst herausfinden, wer der Mörder meiner Mutter war.

Bestimmt wollte ich Berkan mit den Geschehnissen bekannt machen, bis ich mich etwas aufhielt.
Vertraue niemanden. Nichtmal deiner Familie.

„Es..Es ist nichts. Ich mache mir bloß Sorgen um Ebru und Kerem." , schossen die Worte unmittelbar aus mir hinaus. Berkan seufzte und ließ meine Schulter los. Er stimmte mir zu, während ich erstarrt über meine Entscheidung nachdachte.

Mein Bauch füllte sich mit einem mulmigen Gefühl. Es fühlte sich falsch an, zu schweigen und doch brachte ich es nicht über mich, ihnen von Yilmaz zu erzählen. Es war reiner Egoismus mit dem ich handelte. Ich wusste, dass Karaman mir Antworten geben würde und deswegen setzte ich alles auf's Spiel.

„Das wird schon wieder, okay ? Zwar sieht es nicht gerade danach aus, aber ich glaube an Kerem. Dieser Vollpfosten wird das wieder hinkriegen." , redete Berkan ermutigend auf mir ein.

Dabei wusste er überhaupt nicht, dass mein größtes Problem nicht die beiden waren. Viel eher schämte ich mich für mich. Ich nickte bloß stumm zu seinen Worten.
Mir war übel. Ich wollte nachhause.
Berkan legte mir einen Arm über und zog mich an sich. Daraufhin führte er mich zum Ausgang des Balkons und sagte dabei :
„Jetzt vergiss doch mal die Sorgen. Lass uns eher tanzen !"

Verblüfft schaute ich auf und ließ mich von dem jungen Mann an der Hand mitziehen.
Ich brachte es nicht über mich, seinen Vorschlag zu verneinen. Als wir die Tanzfläche erreichten, schaltete ich die Gedanken ab, die mir sagten, dass ich meine Familie verriet. Berkan legte seine Hände auf meinen Rücken und lachte, weshalb ich unsicher mit einstimmte.
Für meine Mutter..

Y I L M A Z

Ich zwängte mich durch die Masse hindurch und erreichte schließlich meinen Tisch. Emir, Ömer und die anderen Jungs richteten sich aufmerksam auf, als sie mich kommen sahen. Auf meinem Gesicht bildete sich ein Lächeln als Zeichen des Erfolges.
„Ist erledigt. Jetzt stellt sich die Frage, ob das Altintas Mädchen auch schweigen wird."

„Ich hoffe doch, dass sie es tut." , meinte Emir kritisch.

Gelassen lehnte ich mich an den Tisch und erwiderte: „Mach dir nicht in die Hose. Ich weiß schon, was ich tue."

Emir nickte nur und deutete auf Hüseyin Altintas. „Die Idioten sind dabei, fast den Vertrag zu unterschreiben."

Ich lachte leise und nahm einen Schluck aus meinem Glas. Mein Blick fiel auf den schwarzhaarigen Mann, mehrere Tische von unserem entfernt. Erfreut stieß er gerade mit meinen Komplizen an.
Auch wenn ihm sehr bald das Lächeln vergehen würde, machte mich selbst seine jetzige Freude wütend.

Feinde liebt man nicht Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt