• Only me •

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Z Ü L E Y H A

Yeliz war begeistert vom Kleid. Ich lauschte, wie sie über den hochwertigen Stoff strich und ihn bewunderte. Von den Gesprächen der Jungs gelangweilt, schloss Ömer sich uns an und pfiff beim Anblick des Kleides zwischen den Zähnen.

„Mir gefällt dein Geschmack. Ziemlich schlicht und doch irgendwo besonders.", kommentierte er den Einkauf. Auch die Jungs auf dem Sofa bekamen die Worte mit, weshalb ich verlegen meine Hände ineinander knetete.

Innerlich korrigierte ich ihn. Denn es war nicht ich gewesen, die das Kleid wirklich ausgesucht hatte. Die Gespräche vom Sofa wurden pausiert und so wusste ich, dass seine Augen auf mir ruhten.

Ich will, dass du es trägst.

Szenen spielten sich in meinem Kopf ab und brachten mich zum Glühen. Verlegen nickte ich bloß auf Ömer's Kompliment hin. Hinter mir meldete sich Yilmaz mit einem leisen Lachen, dessen Bedeutung nur ich im Raum kannte.

Die anderen dachten sich nichts dabei und wechselten das Thema. Ich hingegen erinnerte mich scharf daran, was in der Kabine geschehen war. Und es machte mich wütend, wie Yilmaz den Menschen vorspielte, dass nichts zwischen uns lief. Oder bildete ich mir das nur ein ?

Tausende Gedanken schwirrten um meinen Kopf umher. Je länger ich über sein Verhalten nachdachte, desto fester wurde ich überzeugt davon, dass Yilmaz Karaman mit mir spielte. Möglicherweise nutzte er die Ehe um des Vergnügens wegen aus. Ich war nicht allzu naiv, um zu verstehen, dass man mich um den Finger wickeln wollte.

Die Menschen um mich lachten über etwas, während ich bloß bitter in die Leere starrte.

Ich entschuldigte mein Verschwinden mit der Ausrede, dass ich müde geworden war. Yeliz rief mir noch hinterher, dass ich ihr das Kleid doch noch angezogen zeigen wollte. Missgelaunt hob ich die Hand, um ihr anzudeuten, dass ich darauf keine Lust mehr hatte. Und so verschwand ich mit zertrümmertem Herz in Ferhat's Zimmer.

Y I L M A Z

Die anderen wurden von meinem kleinen Cousin abgelenkt, der ihnen etwas Alberners erzählte. Genauso wie ich hatte Emir die eigenartige Verhaltensweise von Züleyha mitbekommen. „Was hat sie ?", sprach er meine Gedanken laut aus.

Nachdenklich konnte ich bloß mit den Schultern zucken. Alles in mir schrie danach, der Sache auf den Grund zu gehen. Stattdessen blieb ich schweigend sitzen, denn alles andere wäre viel zu auffällig. Ich konnte mir schon ausmahlen, wie idiotisch Ömer reagieren würde, wenn ich Züleyha nachging.

Ich starrte auf mein Glas und versuchte herauszubekommen, warum ihr schönes Lächeln so plötzlich verschwunden war.
Doch ich wurde aus ihr einfach nicht schlau.

-

Am nächsten Tag fand ich nicht die Gelegenheit, mit Züleyha zu sprechen. Yeliz richtete sie für die Hochzeit her und die anderen sprachen über den Plan, Hüseyin's Revier zu betreten. Ich schob die Gedanken über das Mädchen beiseite und schloss mich widerwillig dem Gespräch an.

Wir hatten alles vorbereitet und würden morgen aufbrechen. Wenn der Ausflug ein Reinfall sein würde, wäre die letzte Hoffnung in mir zerfallen. Selbst Emir wusste nicht, was wir stattdessen tun sollten. Also blieb uns nur der Glaube, auf dem richtigen Pfad zu sein.

Während der Fahrt zum Salon ruhten meine Augen einige Male auf Züleyha. Auch wenn sie im Kleid, genauso wie Mutter damals, bewundernswert aussah, störte mich etwas an ihrem Gesicht. Mir fehlte das zaghafte Lächeln auf Züleyhas Lippen, was für mich so unglaublich ansteckend war.

Feinde liebt man nicht Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt