Z Ü L E Y H A
Nach der angenehm warmen Suppe machte ich mich auf den Weg, das Tablett zur Küche zu bringen. Vorsichtig trat ich die Treppen hinunter und zählte jede einzelne Stufe dabei. So wusste ich, wann ich angekommen war.
Ich erreichte schließlich das Erdgeschoss und lief auch schon in Richtung Küche, die sich zu meiner Rechten befand. Nach meiner Erblindung hatten wir uns nicht die Mühe gemacht, umzuziehen, so wie wir es öfters getan hätten. Denn ich kannte dieses Haus in und auswendig. Ein Umzug wäre mit zu viel Aufwand verbunden.
Durch die Änderung der Fliesen unter meinen Füßen und auch dem Waschen von Besteck, wusste ich, dass ich die Küche erreicht hatte. Ich trat durch die Türschwelle und atmete den herrlichen Duft nach Zitronenkuchen ein.
„Genau das, was ich jetzt brauche." , meinte ich glücklich und hörte, wie unsere
Köchin Mariam lachte. Während sie mir einen Teller vorbereitete, erzählte sie mir von ihrer jungen Tochter Rita.Anscheinend machte ihr ihre Pubertät zu schaffen und auch die Schulnoten waren nicht mehr dieselben. Schmunzelnd hörte ich ihrer Plagerei zu und gab hin und wieder einen Kommentar zu Dingen ab.
Wie es wohl wäre, wenn ich Kinder hätte ?Die Mehrheit meiner Freunde hatten alle bereits die Reise zur Ehe angenommen und auch Kinder in die Welt gesetzt. Manchmal besuchte ich diese und ließ mein Herz von ihnen erblühen.
Ich liebte Kinder. Denn sie waren das schönst Geschenk, das eine Frau bekommen konnte. Hin und wieder erwischte ich mich dabei, von der Liebe und Kinder zu träumen.
Ich lächelte schwach und schüttelte den Kopf. Nein, Züleyha. Du verdienst es nicht, glücklich zu sein. Wer will denn schon eine Blinde heiraten ?
Mariam riss mich aus meinen Gedanken, als sie plötzlich mit träumerischer Stimme sagte: „Oh Züleyha, ich stelle mir bei dir goldige Söhne vor und auch Töchter, die so schön sind wie du."
Es war, als hätte sie meine Gedanken gelesen. Mein Herz zog sich zusammen, doch ich bemühte mich, mir nichts anmerken zu lassen. Auch wenn sich Mariams Worte so vielversprechend anhörten, fiel mein Schuldbewusstsein nur noch tiefer ins Leid.
„Ach was, ich habe nicht vor, zu heiraten.", meinte ich lachend, obwohl mir nicht danach zumute war. Ein Klos bildete sich in meinem Hals zusammen. Ich verdiente es einfach nicht.
Mariam schnalzte mit der Zunge und fing draufhin aufgeregt an, zu reden: „Wenn die Liebe bereits geschrieben steht, wirst du ihr nicht entkommen können. Maktub. Vertrau mir, mein Kind, schon bald wirst auch du die Liebe in ihrer schönsten Form kennenlernen !"
Ihre Worte drangen ungewollt in meine Ohren. Meine Augen füllten sich mit Tränen und ich hielt mir sofort den Mund zu, um das Schluchzen zu unterdrücken.
Ich musste hier weg, sofort.
Mit der Ausrede, die Jungs besuchen zu gehen, eilte ich davon. Mariam rief mir hinterher, ich habe den Kuchen vergessen. Doch das war mir nun auch egal.Ich lehnte mich an die nächstgelegene Wand und versuchte, den Sturm in mir ruhig zu bekommen. Meine Lippe bebte, während ich mir schniefend die Tränen wegwischte.
Auch wenn ich nicht böse auf Mariam war, hatten ihre Worte mich mitten ins Herz getroffen. Denn jemand wie ich würde niemals das Gefühl Liebe kennenlernen.
Ich atmete leise aus und wollte mich auf den Weg zu meinem Zimmer machen, bis-
„Du willst mir doch nicht weismachen, dass er hier in Leipzig ist, Vater ! Wie konntest du das zulassen ?" , brüllte mein Bruder Kerem wutgeladen.
Erschrocken zuckte ich durch den Tonfall zusammen. Was war dort nur los ? Kerem war niemand, der so schnell die Fassung verlierte. Wer also konnte ihn so wütend machen ?
Neugierig lehnte ich mich an die Wand und lauschte, wie Berkan ihn versuchte zu beruhigen, doch anscheinend klappte dies nicht.
„Nein Berkan, du verstehst das nicht ! Karaman ist gekommen, um Blut zu vergießen. Er wird meinen Vater umlegen, wenn wir nichts gegen ihn ausrichten ! Ich werde die Dinge selbst zur Hand nehmen und diesen Bastard-"
Ein Stuhl fiel um und jemand unterbrach Kerem's Worte mit einem Schlag auf den Tisch. „Das reicht ! Hast du eigentlich eine Ahnung von wem du da sprichst ? Karaman, Yilmaz Karaman ! Wenn du ernsthaft versuchen willst, diesen Jungen mit einem Schuss zur Strecke zu bringen, bist du der dümmste Vollpfosten. Das geht nicht so schnell, verstanden ? Die sind uns zu überlegen, um einen Angriff von vorne zu starten. Wir müssen.."
Ich eilte angewidert davon, um mir nicht die barbarischen Pläne anhören zu müssen. Dass meine Familie Kriminelle waren, war kein großes Geheimnis in Leipzig.
Durch landesweite Restaurants konnten wir dem Staat unser Vermögen erklären. Doch eigentlich wussten auch sie, dass die Altintas Familie nichts Gutes verhieß.
Ich verabscheute diese Lebensweise, weshalb ich mich so gut es ging aus ihren Geschäften raushielt. Dennoch fragte ich mich, wer unsere Familie bloß in solche Unruhe versetzen konte.
Wer ist Yilmaz Karaman ?• • •
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Feinde liebt man nicht
Romantik„Du bist mein Untergang, Yilmaz. Das mit uns..wird nicht gut enden." „Dann lass uns gemeinsam versinken, Züleyha. Nur du und ich, gegen den Rest der Welt." ∞ Züleyha Altintas verliert an einem Unfall das Augenlicht und gleichzeitig ihre Mutter...