• Kleiner Vorgeschmack •

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Z Ü L E Y H A

Die Hintertür schloss sich und im selben Moment betrat jemand den Flur.
„Da bist du ja." , hallte Kerem's Stimme durch die Wände, doch erreichen tat sie mich nicht.

Ich krallte mich an die Kommode neben mich und starrte mit aufgerissenen Augen ins Leere. In mir brach die Welt zusammen und doch bemühte ich mich, Ruhe zu bewahren.

Ist das wahr ?
War der Autounfall wirklich keiner gewesen?
Mutters letzte Schreie hallten durch meinen Kopf. Das Szenario, wie sich das Auto drehte und alles zu Schutt und Asche wurde, tauchte vor meinen Augen auf.

Die letzten Sekunden spielten sich wie ein Filmband ab und dabei sah ich, wie Mutter..
Als es mir zu viel wurde, schnappte ich nach Luft und hielt mir den Kopf fest.

Mein Herz zog sich zusammen und der Schmerz dabei war unerträglich. Tränen sammelten sich um mein Augenglid trotz all der Bemühung, den tobenden Sturm in mir zu unterdrücken.
Es war kein Unfall.

„Züleyha noldu ?", fragte Kerem mich besorgt und griff nach meinen Schultern. Ich erwachte aus meiner Starre und konnte nur baff in seine Richtung sehen.
(Was ist passiert ?)

Neben mir hörte ich die Wanduhr ticken, was mir zu verstehen gab, dass die Welt sich weiterdrehte. Aus der Ferne hörte ich Menschen lachen und wie die Feier im vollen Gange war.

Ich fasste mir an den Kopf und versuchte zu verarbeiten, was Yilmaz Karaman mir erzählt hatte. Nach kurzer Zeit verstand ich jedoch, dass ich es nicht konnte. Mein Kopf bebte und ich krallte mich an Kerem, um nicht umzufallen.

„Jetzt sag schon was los ist, verdammt !" , rief er besorgt. Ich öffnete den Mund, um etwas zu sagen, doch es kam nichts. Dass Kerem etwas wusste, bezweifelte ich, was alles nur noch verschlimmerte.

Tränen strömten aus meinen Augen heraus.
Hätte ich gewusst, dass Yilmaz Karaman mir solch ein Schicksalsschlag hinterlassen würde, wäre ich niemals auf die Idee gekommen, etwas wissen zu wollen. Er hatte mich gewarnt und doch bestand ich auf die Wahrheit.

Die Last in meinem Herzen war unerträglich und auch wenn ich sie mit meinem Bruder teilen wollte, brachte ich dies nicht über mich. Ich konnte ihn einfach nicht in die Sache miteinbeziehen.

Kerem wollte erneut anfangen zu reden, doch davor legte ich meine Arme um ihn. Seine Worte blieben im Hals stecken, während ich mich mit tränenüberströmten Gesicht an ihn presste.

„Mir geht es nicht so gut, Kerem." , flüsterte ich brüchig. Wie alamiert erwiderte er meine Umarmung, weshalb ich mich an ihn schmiegte. Auch wenn mein Bruder oftmals der größte Idiot war, war ich froh, ihn zu haben.

„Soll ich Mariam rufen ? Bist du krank ?" , fragte er mich fürsorglich und am liebsten hätte ich ihm gesagt, was eigentlich los war. Stattdessen nickte ich auf seine Fragen hin und log, dass mir den ganzen Tag über bereits der Kopf schmerzte.

„Langsam glaube ich, dass du gegen Menschen allergisch bist. Vielleicht sollten wir wirklich keine Feiern mehr machen." , meinte er belustigt, weshalb ich ihm schmunzelnd gegen den Arm schlug.

So verließen wir Arm an Arm den Flur und dabei dachte ich an Yilmaz Offenbarung nach. War es möglich, dass es vielleicht doch eine Lüge war ? Mariam eilte zu uns hin und Kerem erläuterte für mich, dass ich eine Tablette brauchte.

Ich verlor mich in meinen eigenen Gedanken und fragte mich, wie ein Unfall kein Unfall sein konnte. Hatte ihn jemand etwa geplant ? Mir wurde ein Glas Wasser gereicht, das ich nachdenklich annahm.

Wie ich befürchtet hatte, würde die Wahrheit einiges in meinem Leben verändern. Ich konnte die Zeit nicht zurückdrehen, auch wenn ich es mir so sehr wünschte. Nach dieser Feier war das erste, was ich tun musste..

Feinde liebt man nicht Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt