• Ein Wort für die Ewigkeit •

65 8 4
                                    

So saß ich also am nächsten Morgen vor dem Schminktisch, um mich für die Hochzeit bereit zu machen. Das Mädchen, welches mir dabei behilflich war, fragte ziemlich verwundert nach dem Anlass meiner Vorbereitungen.

„Ich bin einfach nur glücklich." , meinte ich mit einem breiten Lächeln im Gesicht. Ich würde den Mann heiraten, den ich auch wirklich liebte und seinen Nachnamen tragen. Züleyha Karaman. Mir wurde übel und warm zugleich, als ich daran dachte, dass ich ab heute so heißen würde.

Nachdem ich mir ein schlichtes Make-Up aufgetragen hatte, war es an der Zeit, das Kleid anzuziehen. Ich hatte mich für ein Hellblaues entschieden, das dem Sommer angepasst war. Die Helferin half mir hinein und kommentierte dabei schwärmend: „Sie sehen umwerfend aus ! Nun ich frage mich, ob dieser Anlass nicht gute Laune, sondern eher Liebe ist."

Verlegen lachte ich und strich mir das geföhnte Haar hinter das Ohr. „Wie kommst du denn darauf?"

„Ich bin zwar nur ein unbedeutsames Mädchen, dennoch weiß ich, dass der Blick in Ihren Augen die Liebe zu einem Mann ausstrahlt. Wahrscheinlich habe ich das Lesen von Augen von meiner Mutter geerbt. Lassen Sie mich Ihnen außerdem noch sagen, dass der Besagte sich glücklich schätzen sollte. Denn Ihr Blick sagt mehr als es Worte beschreiben könnten." , sprach sie grinsend auf mich ein.

Ich glühte an und wusste nicht, was ich zu ihren Worten erwidern sollte. Dass meine Gefühle so dermaßen offensichtlich waren, war mir bisher nicht bewusst gewesen. Ob Yilmaz es auch durchschaut hat ?

Verängstigt krallte ich meine Finger ineinander und versuchte, mir selbst einzureden, dass ich mir zu viele Gedanken machte. Ich bezweiflte schließlich, dass er sich mit meinem Verhalten beschäftigen würde, statt seiner Arbeit nachzugehen. Wahrscheinlich war ihm nichtmal ansatzweise bewusst, was er in mir alles auslöste.

Das Klingeln meines Handys verständigte mir, dass Ömer gekommen war, um mich abzuholen. Ich machte mich nervös auf den Weg und versuchte dabei so normal wie möglich auszusehen. Die Köchin Mariam wünschte mir einen schönen Tag, während ich eilig durch den Flur lief.

„Wohin gehst du ?" , hörte ich Hüseyin aus dem Esszimmer fragen. Abrupt blieb ich stehen. Ich hatte erwartet, dass er bereits im Restaurant sein müsste. In langsamen Schritten bewegte ich mich zur Türschwelle, wo er am Tisch sein Frühstück aß.

„Ich treffen mich mit Freunden." , meinte ich gepresst. An meiner Stimme hörte man heraus, wie wenig Empathie ich ihm gegenüber empfand. Höchstwahrscheinlich war Hüseyin ebenfalls aufgefallen, wie sehr sich der Abstand zwischen uns ausgebreitet hatte. Wir waren nur noch zwei fremde Menschen, die im selben Haus lebten.

Hüseyin blätterte seine Zeitung um und schwieg für einen Moment. Dabei strich ich mir ungeduldig über das Kleid und hoffte, so schnell wie möglich verschwinden zu können. Die Zeit mit ihm zusammen fühlte sich unerträglich an. Und wahrscheinlich wusste er dies auch. Von der Vater-Tochter Beziehung aus früheren Zeiten war nichts mehr übrig geblieben.

„Es ist gut, dass du endlich eingesehen hast, dass Tarik's Sohn und du geeignet füreinander sind. Ich hätte mit ehrlich gesagt nicht vorstellen können, dass ein anderer Kandidat auftauchen würde." , meinte Hüseyin kühl. „Wir möchten, dass ihr noch diese Woche heiratet. Ist das in Ordnung für dich ?"

Mariam verharrte in ihrer Bewegung beim Schneiden von Gemüse. „Verzeihen Sie, aber habe ich das richtig verstanden ? Züleyha und Herr Bozkurt..heiraten ?"

Ich spürte, wie mich die Köchin anblickte. In ihrem Blick müsste der Schock und das Entsetzen geschrieben stehen. Denn wir beide waren immer der Meinung gewesen, dass zwischen uns eine rein geschwisterliche Beziehung war.

Feinde liebt man nicht Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt