P.o.V.: Aleyna
Endlich ist der Tag gekommen an dem ich zum ersten Mal wieder arbeiten gehe. Dieses Mal ist es aber mein erster Arbeitstag in der Firma meines Vaters, weshalb ich etwas unter Druck stehe. Aber das wird schon, ich meine schlimmer als der erste Tag bei Kerem kann es nicht werden. Die Firma ist auf jeden Fall auch ungefähr so groß wie die Firma von Kerem aber ich hoffe wirklich, dass ich mich dieses Mal nicht verlaufe. Als ich rein lief wartete mein Vater schon auf mich und er lief zu mir als er mich sah. »Aleyna!«, rief er und gab mir erstmal eine Umarmung bevor ich dazu kam etwas zu sagen. »Du hättest nicht auf mich warten müssen, ich hätte einfach nachgefragt wo ich hin muss«, sagte ich ihm dann nervös. »Aber heute ist dein erster Arbeitstag und ich bin sogar dabei«. »Bist du bei allen so wenn sie ihren ersten Tag in der Firma haben?« »Woher weißt du das?« Er war noch glücklicher als ich darüber, dass ich hier arbeitete, sodass ich wusste dass er nur Spaß machte. Wir liefen zuerst in sein Büro und auf dem Weg dorthin wurden wir von allen begrüßt. »Was hast du jetzt gemacht?«, fragte ich dann unsicher nach wegen der Sache mit meinem Opa. Ich weiß, dass ich gerade eigentlich auf der Arbeit bin aber ich musste ihn das fragen. »Nicht viel. Ich bin eigentlich deiner Meinung, deshalb versuche ich nur so viel Kontakt zu ihm zu haben wie es sein muss. Komplett den Kontakt abbrechen, konnte ich aber nicht«. Ich nickte darauf, weil ich nicht wusste was ich darauf antworten sollte. Nach dem wir in seinem Büro ankamen, unterschrieb ich ein paar Sachen und wir besprachen noch formelle Sachen. »Also ich rufe jetzt meinen Assistent. Ihr werdet ab jetzt zusammen arbeiten und er wird dir bei allem helfen. Ich denke das meiste über die Firma lernst du am besten wenn du mit ihm zusammen arbeitest, weil er verantwortungsbewusst ist und auch viel über die Firma weiß«. Er drückte dann auf einen Knopf und bat ihn in sein Büro zu kommen.
Kurze Zeit später klopfte es auch schon an der Tür. Ich stand auf um ihn zu begrüßen und um mich vorzustellen aber als ich ihn ansah war das wohl nicht mehr möglich. Er sah mich genau so geschockt an und fragte dann nur:»Du bist seine Tochter mit der ich arbeiten werde?« Ich nickte und antwortete:»Ja, ich habe auch nicht erwartet dich hier zu sehen«. Mein Vater mischte sich aber dann ein:»Ihr kennt euch bereits?« »Ja, wir haben uns das erste Mal an Meleks Geburtstag gesehen«, antwortete er. »Kerems Cousin, Enes hatte ihn mitgenommen«, ergänzte ich. Es war Sergej der zufällig hier arbeitete. Als wir aus dem Raum liefen zeigte mir Sergej erstmal die ganze Firma. »Ich bin echt froh, dass ich mit dir arbeiten werde«, erzählte er mir als wir wieder zurück liefen. Verwundert darüber, was er sagte fragte ich genauer nach:»Warum?« »Ich hatte Angst, dass ich jetzt für immer mit einer eingebildeten arbeiten werde die nichts kann und die Stelle nur bekommen hat, weil die Firma dem Vater gehört. Ich schwöre ich hatte Angst, dass ich mich im Endeffekt um alles kümmern muss und dann noch doppelt so viel arbeiten muss«. »Woher willst du wissen, dass ich nicht faul bin oder richtig schlecht?« »Weil du davor bei Kerem gearbeitet hast. Er hätte dich niemals eingestellt wenn du inkompetent wärst«. »Was ist wenn der Grund weshalb ich nicht mehr bei Kerem arbeite ist, weil ich im Endeffekt doch nicht so gut bin?« Er sah mich nur für einen Moment ausdruckslos an, weil ihm keine Antwort mehr darauf mehr einfiel weshalb er nur:»Ach was!«, antwortete.
Im Aufzug stieg noch eine andere Person mit dazu, auch wenn ich ihn im ersten Moment nicht erkannte bemerkte ich wie mein ganzer Körper mit Adrenalin durchflutete und ich anfing zu zittern. Gleichzeitig kamen wieder alte Erinnerungen hoch die mein Kopf aus einem bestimmten Grund verdrängte. Er sah mich an und ich spürte wie ich keine Luft mehr bekam. Der Aufzug schien mir in diesem Moment eng und erdrückend und das Gefühlt verschlimmerte sich nur. Es sah so aus als ob er mich nicht wiedererkannt hat. Als der Aufzug stehen blieb lief er ganz normal raus. »Alles in Ordnung?«, hörte ich Sergej fragen. Auch wenn die Antwort nur schwer raus kam nickte ich und versuchte so normal wie möglich zu wirken. »Alles gut«. Das nächste Mal als der Aufzug stehen blieb war als wir bei unserer Etage ankamen. Ich lief raus und fragte Sergej wo die Toilette war. Er zeigte auf eine Tür und schon stürmte ich los. Zum Glück war keiner hier weshalb ich nicht irgendwelche Menschen sehen musste und mich keiner anstarrte. Mein Kopf pochte, wie bei dem ersten Mal als ich mich erinnerte. Dieser Typ im Aufzug war nicht nur einer von denen die mich damals belästigt hatten als ich an meinem ersten Tag bei Kerem etwas zu essen geholt hatte. Er war einer der Typen die für den Unfall verantwortlich waren. Wegen ihnen war ich so lange weg und konnte Kanurya nie wieder sehen. Es ist alles deren Schuld. Sie meinten ich hätte ihr Leben zerstört aber die sind dafür selber Schuld. Meine ganzer Körper zitterte immer noch aber mein Atem wurde immer regelmäßiger als ich alles an was ich mich erinnerte in meinem Kopf sortierte. Ich kann nicht in Ruhe einfach in dieser Firma bleiben wenn ich weiß, dass er hier ist. Nach dem ich mich etwas beruhigt hatte lief ich raus aber da stand mein Vater der mich besorgt ansah. »Fühlst du dich nicht gut? Willst du nach Hause?« Ich schüttelte meinen Kopf. »Ich glaube dieser Job ist nichts für mich«. »Du lügst. Versuch das jemand anderem zu erzählen aber nicht mir. Was ist los?« Er sah mich ernst an, was mich etwas einschüchterte. »Ich dachte wir würden langsam anfangen uns zu vertrauen«, sagte er dann in einem traurigem Ton. Er hat Recht, warum bin ich diejenige die gehen sollte? Er ist das Problem und ich will ihn nicht hier haben. Ich erzählte meinem Vater dann alles und anders als sonst, tat es mir nicht mal leid. Das was danach kam, kann man sich vorstellen. Er wurde wütend, beherrschte sich dann aber und entschloss ihn mit sofortiger Wirkung zu entlassen. Wir hatten ihn auch angezeigt, was ich etwas bereute, da ich deshalb der Polizei erstmal alles erklären musste was passierte und ich kann wirklich sagen, es hat ewig dauert. Sie haben ihn auch direkt mitgenommen und erklärt sie würden mich darüber informieren was das Gericht entschieden hat. Nachdem die Polizei weg war, durfte ich auch schon gehen.
»Soll ich dich irgendwo hinbringen?«, hörte ich Sergej mich fragen. Er trug schon seine Jacke und seine Tasche und wollte gerade gehen. »Nein danke«. »Ok. Dann wünsche ich euch einen schönen Abend«, verabschiedete er sich von meinem Vater und mir und lief dann raus. »Du hast ihm heute echt Angst gemacht«, schmunzelte mein Vater. »Was?« »Er lief in mein Büro und war sehr nervös und wusste nicht was er tun soll. Du hast ihn glaube ich echt überrascht«. »Denkst du echt?« »Ja, Sergej behält bei Problemen immer einen kühlen Kopf, klärt diese auch und findet eine Lösung dafür. Aber wenn es um Menschen geht ist er etwas distanzierter«. »Ach so, ich verstehe was du meinst«. Ich sollte mich irgendwann bei ihm entschuldigen. Ich verabschiedete mich dann auch von ihm und machte mich dann auf dem Weg. Im Auto entschied ich mich dann doch dazu ihn direkt zu schreiben. Aus meiner Tasche holte ich dann seine Visitenkarte heraus, die er mir gab bevor er mich in der Firma herumführte. Auch wenn es sein Diensthandy war, schrieb ich ihm eine einfache SMS.
Danke, dass du heute meinen Vater geholt hast.
-AleynaMich zu bedanken schien mir besser als mich zu entschuldigen. Ich startete mein Auto und gab die Adresse ein bei der ich mich mit Kerem treffen werde. Er wollte dabei sein, wenn wir uns die Wohnung ansehen. Wenn wir mit der Besichtigung fertig sind muss ich ihm auch noch davon erzählen was heute passiert ist. Irgendwie habe ich immer Pech mit meinen ersten Arbeitstagen, viel mir auf.
Als ich bei der Adresse ankam, sah ich Kerem der schon in meine Richtung lief. Zuerst umarmte er mich und gab mir einen flüchtigen Kuss bevor er mich aufgeregt zu dem Haus zog. Jetzt mal ernsthaft, freut er sich wirklich so sehr mich loszuwerden? Nachdem der Wohnungsführer uns die Wohnung zeigte, ließ er uns alleine damit wir uns noch mal alleine umschauen konnten. Diese Wohnung war sehr schön aber auch sehr groß und geräumig. Es gab zwei Etagen, richtig schöne Zimmer, einen richtig großen Balkon, ein großes Badezimmer und eine wunderschöne Küche. »Und? Wie findest du es hier?« »Diese Wohnung ist schön aber viel zu groß für eine Person«. Er sah mich verwirrt an:»Für eine?« »Ja. Ich oder?«, sagte ich unsicher. »Nein, die Wohnung ist für uns«, sagte er dann immer noch verwirrt darüber was ich gesagt hatte. »Aber dann brauchst du doch immer lange um hin und her zu fahren. Ich dachte du bleibst dort«. »Nein? Als ob ich dort bleibe und dich dann nur noch am Wochenende sehe«. »Ja, davon bin ich ausgegangen. Also ist diese Wohnung für uns beide?« »Ja! Gefällt sie dir?«, fragte er ungeduldig. »Sie gefällt mir aber wird es nicht zu anstrengend zwischen den zwei Städten zu pendeln?« »Nein, mir macht es nichts aus. Dachtest du wirklich ich lasse dich hier alleine wohnen?« »Ja«, sagte ich kleinlaut. Er schlang seine Arme um mich und gab mir einen leichten Kuss auf meinen Kopf. »Niemals!« »Aber was ist dann mit dem Haus?«, schrie ich dann auf einmal, weshalb nicht nur Kerem sich erschrack sondern ich auch selbst. »Was soll damit sein?« »Ich weiß nicht, also ich meine ich würde es schade finden wenn wir das Haus verkaufen würden... Weißt du was ich meine?« »Wer hat gesagt, dass wir das Haus verkaufen?« »Ist das nicht zu viel?« »Überhaupt nicht. Ich will das Haus genauso wenig verkaufen wie du. Wir können ja immer wieder mal dorthin fahren«. »Ja, aber-« »Wir haben genug Geld dafür und du willst es doch genau so wenig verkaufen wie ich«,unterbrach er mich dann. Ich war so glücklich darüber, dass Kerem mit mir umzog und dass er das Haus auch nicht verkaufen will, weshalb ich ihn so lange umarmte bis er sich irgendwann räusperte. »Tut mir leid«. Er lachte nur und legte seinen Arm um meine Hüfte. »Also nehmen wir diese Wohnung?« »Wir nehmen sie!«, bestätigte ich.
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𝚗𝚘𝚝𝚑𝚒𝚗𝚐
RomanceNach Jahren in denen sie im Kinderheim lebte, zog Aleyna mit ihrer kleinen Schwester aus. Sie lebte das erste Jahr ein bescheidenes und dennoch akzeptables Leben bis sich der gesundheitliche Zustand ihrer Schwester extrem verschlechtert und sie alle...