𝚑𝚘𝚠 𝚢𝚘𝚞'𝚟𝚎 𝚏𝚒𝚕𝚕𝚎𝚍 𝚝𝚑𝚎 𝚎𝚖𝚙𝚝𝚒𝚗𝚎𝚜𝚜.

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P.o.V.: Kerem

Wir beschlossen uns heute Nachmittag erst zu treffen. Ich konnte es aber kaum abwarten, weshalb ich eine Ausrede brauchte um sie früher zu sehen. Das einzige was mir einfiel war es sie zu fragen ob sie spontan frühstücken gehen will. Also tat ich das auch. Bei der Adresse angekommen, die mir Aleyna gestern gab, drückte ich auf die Klingel mit ihrem neuen Namen. Als ich ihre Stimme durch die Sprechanlage hörte, gefrierte mein Blut. »Hallo?« »Hi. Ich bins Kerem. Ich wollte dich fragen ob du Zeit und Lust hast etwas mit mir zu frühstücken?« »Jetzt?«, ihre Stimme hörte sich überrascht an. »Ja? Störe ich? Vielleicht sollte ich lieber gehen«. »Nein! Du kommst gerade nur ungelegen und überraschend aber das ist kein Problem. Komm hoch!« Und schon hörte ich das Vibrieren und drückte an der Tür. Als ich bei ihrer Etage ankam, sah ich wie sie nur mit ihrem Kopf durch die Tür schaute. Sie trug einen Bademantel, hatte ihre Haare in ein Tuch gewickelt und versuchte vergeblich ihren Körper hinter der Tür zu verstecken. »Ist es in Ordnung für dich wenn du noch hier draußen kurz wartest? Ich muss mir erst Mal etwas anziehen...«, sagte sie dann verlegen. »Ja natürlich!«, und schon ging die Tür zu. Um ehrlich zu sein, hatte ich für einen Moment Angst, dass sie nicht alleine Zuhause war. Ich wusste gar nichts über sie. Die Tür ging dann langsam auf und sie machte mir Platz damit ich rein gehen konnte. 

Sie lief mit mir in das Wohnzimmer. »Ist es in Ordnung wenn wir erst in einer Stunde gehen?« »Ja. Du musst dich ja erstmal richten das ist kein Problem«, versuchte ich sie zu beruhigen. »Nein, nicht deshalb sondern-« Sie wurde durch ein Schreien unterbrochen.Ein Babyschrei. Hier in ihrer Wohnung. Ich spürte wie mein Gesicht erstarrte. »Tut mir leid«, entschuldigte sie sich dann und lief aus dem Wohnzimmer. Auch wenn sie das wahrscheinlich nicht wollte, lief ich ihr hinterher. Ich wusste selber nicht weshalb aber ich musste sehen ob ich mich nicht vielleicht irrte. Mein Körper bewegte sich wie von alleine. Vor der Tür blieb ich dann stehen und sah ihr zu wie sich bückte um das Baby hochzutragen. »Guten Morgen, Zu«, sagte sie dann in einer hohen Stimme um sie zu beruhigen. Als das Baby Aleyna sah hörte es auf zu weinen. Was ist hier los? Was ist in den eineinhalb Jahren passiert? »Ist das dein Kind?«, brachte ich dann nur brüchig heraus. Sie sah mich mit einem Blick an den ich nicht richtig deuten konnte. Verwunderung? Aber dann antwortete sie mir endlich. »Nein das ist das Kind meiner Nachbarin«. Mir fiel ein Stein vom Herzen. Nicht nur ein Stein es war ein ganzer Brocken. »Kerem? Geht es dir gut? Willst du dich hinsetzen?«, fragte sie besorgt. »Nein. Es ist nur- Das war- Oh mein Gott«, mehr brachte ich in diesem Moment nicht raus, weil ich eindeutig noch unter Schock war. »Komm wir gehen wieder zurück ins Wohnzimmer«, sagte sie dann und ich folgte ihr. Als ich mich hinsaß, setzte sie sich gegenüber von mir. Sie griff nach einem Ring der auf dem Tisch lag und zog ihn an. Es war der Ring den ich ihr geschenkt habe. »Kerem? Woher kennst du mich eigentlich?«, fragte sie dann. »Ähm«. Wo soll ich genau anfangen?  Das erste Mal kurz nach ihrer Geburt, woran wir beide uns aber nicht mehr erinnerten? Damals als sie sich einen Stein auf ihren Arm geschlagen hatte? Oder doch das eine Mal als ich in sie verliebt war aber zu schüchtern war um es ihr zu sagen? Oder vielleicht damals als ich sie in dem Park angeschrien habe und sie mich dann zurück? »Du- Also wir- Du hast dich in meiner Firma beworben«, sagte ich dann. »Also warst du mein Chef?«, fragte sie dann und zog ihre Augenbrauen fragend zusammen. »Nein. Also ja aber wir waren verlobt«, erzählte ich dann weil ich nicht wusste was ich sagen sollte. Ihr Blick wurde dann von einem Moment auf dem anderen geschockt. »Wirklich? Kein Wunder dass du dich dann bei dem Kind gerade so erschrocken hast. Es tut mir so leid ich hätte dir vorher bescheid sagen müssen«. »Nein das ist kein Problem. Ich war geschockt aber das ist jetzt vorbei keine Sorge« Das Kind fing an zu quengeln, weshalb Aleyna später mit einem Brei zurück lief und anfing sie zu füttern. »Wie alt ist sie?« »Sie ist schon fast ein Jahr alt. Ihre Mutter wohnt gegenüber. Sie hat es schwer, deshalb helfe ich ihr immer wieder mit dem Baby«, erzählte sie dann. »Wie heißt sie?«, fragte ich dann. »Suzume. Aber wir nennen sie immer Zu. Der Name ist Japanisch und ihre Mutter hatte mir erzählt, dass ›Zu‹ die Abkürzung von dem Namen ist«. »Ich verstehe. Kümmerst du dich oft um sie?« »Ja. Also ihre Mutter ist alleinerziehend aber braucht Geld um den Antrag für die Aufenthaltsgenehmigung ihres Mannes beantragen zu können. Wenn sie die nicht bekommt, geht sie wahrscheinlich nach Japan und bleibt dann dort. Aber jetzt versucht sie erstmal ihren Mann hierher zu bringen, weil sie selbst hier in Deutschland aufgewachsen ist und deshalb auch hier bleiben möchte. Ich weiß ehrlich gesagt auch nicht weshalb, es hört sich vielleicht komisch an aber irgendwie verstehe ich den Stress durch den sie gehen muss. Arbeiten und sich alleine um ein Kind kümmern. Das hört sich auch so schon anstrengend an aber aus irgendeinem Grund fühle ich mit ihr mit. Mich stört es aber nicht wirklich, dass sie Zu immer hier lässt um arbeiten zu gehen, denn Zu füllt eine Leere in meinem Herzen. Ich weiß selber nicht woher diese Leere kommt aber als ich Zeit mit Zu verbrachte wurde diese Leere teilweise gefüllt. Ich dachte zuerst diese Leere kommt davon, weil ich meine Erinnerungen verloren hatte aber es war wohl weil ich vielleicht einsam war...« Oder es war weil sie von Kanurya getrennt war. 

Ich räusperte mich um etwas zu sagen aber sie unterbrach mich dann. »Tut mir leid, ich habe zu viel geredet. Willst du etwas zum trinken? Ich habe komplett vergessen dich zu fragen«. »Nein. Danke«. Sie öffnete ihren Mund, weil sie wohl etwas sagen wollte aber sie bekam eine Nachricht auf ihrem Handy und las sie zuerst durch. »Es tut mir so leid«, entschuldigte sie sich. »Es ist Zu's Mutter. Sie sollte in einer halben Stunde hier sein, aber sie muss doch noch länger auf der Arbeit bleiben«. »Das ist kein Problem. Wir können auch hier reden«. »Bist du dir sicher? Du bist extra hierher gefahren«. »Ja, aber unangekündigt und ich möchte jetzt mit dir reden. Ich war zu ungeduldig und konnte es nicht mehr abwarten mit dir zu reden«, gestand ich. »Kannst du mir mehr erzählen? Also über uns? Wie war ich früher? Wie genau haben wir uns kennengelernt?« »Also so gut wie alles?« »Ja«, antwortete sie verlegen. Natürlich erzählte ich ihr dann alles was mich selbst auch sehr freute. Beim Erzählen ließ ich aber ein paar Sachen aus, weil ich sie nicht direkt mit allem konfrontieren wollte. Ich erzählte darüber, wie wir uns schon mehrmals getroffen haben, von dem Bewerbungsgespräch, ein paar Geschichten wie unser Ausflug als wir an eine Woche nach ihrem Geburtstag weggeflogen sind und natürlich noch von ein paar Sachen über sich selbst. Ihre Vergangenheit, das Treffen mit meiner Familie und wie lange wir uns eigentlich schon kannten. Nach ungefähr zwei Stunden wurden meine Erzählungen von Aleyna's Magen unterbrochen. »Ich denke das ist ein Zeichen dafür, dass wir etwas essen sollten«, sagte ich dann. »Ja. Du musst mittlerweile aber auch Hunger haben. Ich denke Asami, also Zu's Mutter, müsste bald da sein«, sagte sie als sie auf die Uhr sah. Meine Blase meldete sich in diesem Moment, weshalb ich nach der Toilette fragte. 

Als ich im Badezimmer war hörte ich die Klingel und eine Frauenstimme ertönte:»Danke, dass du dieses Mal länger auf sie aufpassen konntest«. »Kein Problem das mache ich gerne«. »Hast du schon etwas gegessen? Ich könnte uns beiden etwas leckeres machen. Ramen? Oder vielleicht Udon?« »Nein schon gut ich hatte noch vor mich mit jemanden zu treffen«. »Ach so. Tut mir leid. Du willst bestimmt nicht schon satt zu einem Essen gehen«. »Also eigentlich-« In dem Moment spülte ich. Jetzt hörte ich sie nur noch flüstern. »Lydia? Hast du Besuch? Oh es tut mir so leid ich werde direkt wieder gehen«. »Nein kein Problem wirklich«. »Ich bin so froh, dass du endlich andere kennenlernst. Du hast ja so gut wie keine Freunde« »Das tat jetzt weh« »Du weißt, ich meine es nicht böse aber man kann nicht sagen, dass du Menschen gegenüber offen bist«. In dem Moment merkte wie etwas in meinem Hals steckte, weshalb ich versuchte es weg zu husten. »Ein Mann?« »Ja aber beruhig dich bitte« »Wie soll ich mich da ruhig verhalten? Bist du dumm?« »Ja, bin ich aber bitte warte ich erkläre dir alles heute Abend. Vertrau mir einfach«. »Ok. Aber pass auf dich auf und wenn etwas ist ruf mich an«. »Mir wird nichts passieren«, und schon hörte ich wie die Tür sich schloss. Als ich raus lief war sie wieder im Wohnzimmer. »Wartest du hier? Ich richte mich kurz und dann können wir los«. Ich nickte kurz, saß wieder auf dem Sofa und schon war sie weg. Etwas, dass ich komplett vergessen habe ihr noch zu erzählen war wie sie wirklich heißt. Das offensichtlichste habe ich vergessen. Ich muss ihr auf jeden Fall noch sagen, dass ›Lydia Lilou‹ nicht ihr echter Name ist. Am besten noch bevor wir losfahren.

𝚗𝚘𝚝𝚑𝚒𝚗𝚐Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt