P.o.V.: Kerem
Als sie mir aber jetzt erklärte was los war, erfuhr ich dass es einen Notfall gab weshalb Liam sofort gehen musste. Um was es genau ging sagte sie mir nicht. Sie entschuldigte sich aber dafür, dass ich warten musste aber das war kein Problem für mich. Ich verabschiedete mich gerade von Dahlia als ich auf einmal bemerkte wie die Frau die an mir vorbei lief stolperte. Mein Fuß hatte ich nach vorne geschoben, weil ich nach vorne laufen wollte, dabei hatte ich ihr ausversehen ein Bein gestellt. Meine Arme hielt ich dann um ihren Oberkörper und hielt sie dann fest. »Tut mir leid«, sagte sie dann. Diese engelsgleiche Stimme. Als sie wieder sicher stand und meine Arme sich von ihrem Oberkörper lösten drehte sie sich um und ihren Kopf neigte sie etwas nach hinten um mich besser sehen zu können. Ihre Augen blinzelten mich verwirrt an und sie sah mich mit einer Mischung aus Verwirrung und Freude an. Dieser Anblick koppelte mein Gehirn von dem Rest meines Körpers ab, weshalb ich weder wusste was ich tun noch sagen sollte. Das nächste was ich tat war es sie zu umarmen wie an dem Tag als wir uns das letzte Mal sahen. Dieses Mal wollte ich sie aber nicht wieder loslassen. Nie wieder wollte ich mich von ihr trennen. Auf einmal spürte ich nur noch ihre Hand auf meiner Wange und wie sie mit aller Kraft versuchte sich von mir zu reißen. Es bildeten sich Tränen in ihren Augen und ihr ganzer Körper bebte. Sie hat Angst. Vor mir. Bevor ich etwas sagen konnte, lief sie panisch weg und ließ mich stehen. Alleine. Schon wieder. Eine Hand lag auf meinem Arm und Dahlia sah mich mit einem besorgten Blick an. »Kennen Sie sie?« Ich weiß es nicht. Kannte ich sie? Aleyna hätte niemals so reagiert. Ich habe ihr Angst gemacht. Warum? »Sie sieht-«, ich stoppte um darüber nachzudenken was ich sagen wollte. Sie sieht wie meine Verlobte aus. Nein. Ich Erinnerte mich daran, wie sich meine Arme perfekt um ihren Oberkörper schmiegten. Wie sie ihren Kopf immer nach hinten neigte um mich besser sehen zu können. Das ist sie. Ganz sicher. Ich antwortete ihr dann selbstbewusster aber man hörte immer noch die Verwunderung in meiner Stimme:»Sie ist meine Verlobte«.
Dahlia zeigte auf den Stuhl auf den ich mich hinsaß und sie setzte sich auf den anderen. »Möchten Sie darüber reden?«, fragte sie mich dann. Ob ich darüber reden will? Ja. Aber sie ist die Frau meines Geschäftspartners. Sollte ich mit ihr darüber reden? Aber andererseits, könnte ich den Rat einer älteren Frau gebrauchen. Ich erzählte ihr die kurze Version von dem was damals passierte. Die ganz kurze. »Vor eineinhalb Jahren ist sie gegangen um ein Geschenk zu kaufen. Sie kam aber nicht mehr zurück. Natürlich rief ich damals die Polizei an aber sie konnten sie auch nicht finden«. »Vielleicht kann ich Ihnen helfen. Es sieht so aus als hätten Sie sie vielleicht nur erschrocken«. Nur erschrocken? Sie hatte panische Angst vor mir! »Sie- Es ist damals wohl etwas passiert was der Grund war weshalb sie nicht mehr kam. Als sie damals zu uns kam erzählte sie uns, dass sie in einem Unfall verwickelt war bei dem sie ihr Gedächtnis verlor. Ich denke nicht, dass sie Sie hasst. Sie erinnerte sich bloß nicht mehr an sie«, erzählte sie dann. Ein Unfall? Wie kann das sein? Keiner hatte mich Kontaktiert oder die Polizei hatte das nicht gemerkt? »Geht es ihnen gut?«, fragte sie besorgt. »Ja. Tut mir leid, es ist nur dass ich irgendwann Anfing zu denken, dass sie sich vielleicht vor mir versteckte. Ich konnte mir das ganze nie wirklich erklären«. »Alles wird gut, lassen sie sich selbst und ihr nur etwas mehr Zeit. Ich werde Ihnen die Adresse, der anderen Arbeitsstelle von Lydia geben damit sie wieder Kontakt zu ihr aufnehmen können«, schlug sie vor. Lydia? Diesen Namen kannte ich doch. Aber woher? »Versprechen Sie mir aber, dass sie nichts überstürzen und ihr Zeit lassen. Für sie sind sie nur ein Fremder, der sie ein Mal auf der Arbeit umarmt hatte und zu nah gekommen ist. Das kommt nicht so gut an. Achten Sie einfach darauf, ganz genau zu gucken was sie will. Sie ist vielleicht nicht mehr genau die selbe«, warnte sie mich. Von dem kleinen Tischchen der neben den Stühlen stand nahm sie einen Post-it, schrieb etwas drauf und überreichte ihn mir. Dann bedankte ich mich mehrmals bei ihr bevor ich wieder ging. Im Auto sah ich auf den Zettel und dachte dann wieder an den Namen. Lydia. Endlich wusste ich dann, weshalb mir der Name so bekannt vorkam. Ich machte mir dann eine eigene Vorstellung davon, was wohl damals geschah, bevor ich los fuhr.
Gestern schrieb ich Cora, dass ich noch etwas länger hier bleiben werde. Sie weiß davon bescheid, dass Aleyna damals verschwand weshalb ich ihr auch erzählte dass ich wegen ihr länger hier bleiben werde. Sie schien sich für mich zu freuen und zeigte Verständnis dafür. Falls ich irgendwie bei etwas Hilfe bräuchte, bot sie mir sogar an sie um Hilfe zu bitten wenn sie helfen kann oder wenn ich ihren Rat benötige. Aber sie warnte mich ebenfalls davor das ganze nicht überstürzt anzugehen. Jetzt bin ich bei der Adresse angekommen die mir Dahlia gab. Aleyna arbeitete jetzt in einem Restaurant. Genauer genommen war es nicht nur ›ein Restaurant‹. Es war das Café in dem wir uns damals kennenlernten. Es schien so als hätten sie den Besitzer gewechselt, weshalb dies nun ein Restaurant war und kein Café mehr. Hier wurde es komplett neu umgebaut und ich erkannte gar nichts wieder. Als ich rein lief wurde ich an einen Tisch gebracht. Hinter mir hörte ich dann jemanden rufen:»Kannst du bitte an Tisch zwölf gehen? Ich muss noch die Getränke an Tisch sechs bringen«. Daraufhin kam zwar keine Antwort aber jemand legte vor mir eine Speisekarte hin. »Darf ich Ihnen schonmal etwas zu trinken bringen oder warten Sie noch auf jemanden?«, ertönte dann die Stimme die ich nur zu gut kannte. »Einen großen Kaffe bitte«, bestellte ich dann und schon lief sie wieder weg. Bevor ich hier her kam hatte ich mir noch nicht überlegt was ich sagen sollte. Dazu blieb mir aber auch keine Zeit mehr, da sie wieder mit einer Tasse Kaffe kam. »Es tut mir leid, wegen gestern«, brachte ich nur raus. Ihren Blick hob sie von dem kleinen Block in ihrer Hand bevor sie mich erkannte und dann einen Schritt nach hinten ging. »Ich habe sie gar nicht erkannt«, sagte sie dann geschockt. »Dahlia erzählte mir von dem, was Ihnen passierte. Es tut mir leid aber als ich sie wieder sah, da konnte ich nicht anders. Ich wusste nicht was Ihnen passiert ist, weshalb ich nicht darüber nachgedacht habe. Ich wollte Sie nicht erschrecken«, versuchte ich ihr die Situation zu erklären.
Sie sah mich geschockt an und wusste eindeutig nicht was sie dazu sagen sollte. »Kannten Sie mich schon vorher?«,unterbrach sie dann endlich diese Stille. »Ich meine vor meinem Unfall«, ergänzte sie dazu und sah nervös auf ihren Block in ihrer Hand runter. »Ja«. »Dann tut es mir leid, was ich gestern getan habe«, entschuldigte sie sich plötzlich. »Du brauchst dich nicht für das zu entschuldigen was du gestern getan hattest. Ich habe dir Angst gemacht, was unter diesen Umständen auch völlig normal ist«, versicherte ich ihr. Sogar jetzt nach all dieser Zeit und auch nach dem sie ihr Gedächtnis verlor, entschuldigte sie sich wegen jeder Kleinigkeit bei mir und ich überzeugte sie davon, dass sie keine Schuld trifft. Wie früher. »Können wir uns vielleicht irgendwann treffen? Ich möchte sie gerne noch mehr kennenlernen«, fragte ich sie dann. Sie sah mich direkt an und schenkte mir das schönste Lächeln, dass ich seit langem mal wieder gesehen habe und natürlich antwortete ich dann mit:»Ja«. Wir beschlossen morgen etwas zusammen zu unternehmen, da sie morgen den ganzen Tag frei hatte. Sie hatte wohl genau so viele Fragen wie ich. Ihre Adresse gab sie mir auch, da ich anbot sie abzuholen. Nach dem ich mit dem Essen fertig war räumte sie meinen Teller auf. »Wie heißen Sie eigentlich?«, nutzte sie die Chance um mich zu fragen. »Kerem«. »Kerem?«, wiederholte sie meinen Namen. In diesem Moment bemerkte ich wie sehr ich es vermisst hatte sie meinen Namen sagen zu hören. »Das ist ein schöner Name«.
DU LIEST GERADE
𝚗𝚘𝚝𝚑𝚒𝚗𝚐
RomanceNach Jahren in denen sie im Kinderheim lebte, zog Aleyna mit ihrer kleinen Schwester aus. Sie lebte das erste Jahr ein bescheidenes und dennoch akzeptables Leben bis sich der gesundheitliche Zustand ihrer Schwester extrem verschlechtert und sie alle...