𝚝𝚑𝚎 𝚟𝚒𝚜𝚒𝚝.

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P.o.V.: Aleyna

Heute ist es Samstag. Die erste Woche in der Firma verlief, bis auf den ersten Tag, eigentlich normal. Weil Ethan Margendarm-Krippe bekam, beschloss er das Restaurant über das Wochende zu schließen, weshalb ich heute doch nicht arbeiten musste. Ich nutzte die Zeit um hier aufzuräumen und sah in der Küche noch meine Backsachen. Verschiedenförmige Backformen, Modellierwerkzeuge, Keksaustecher und vieles mehr lagen durcheinander in der Schublade. Ich liebe es zu backen, doch jetzt habe ich keine Zeit mehr für dafür, weshalb ich beschloss auch diese Sachen zu verkaufen. Bis jetzt habe ich alles verkaufen können, was ich erstaunlich finde, weil es so schnell ging. Jetzt habe ich insgesamt zweitausend Euro. Mit den Backsachen würde ich dann zweitausendvierzig Euro haben. Ich sah mich nach dem ich fertig war, in meiner Wohnung um. Ich habe schon so gut wie alle Möbel bis auf mein Sofa und eine Kommode verkauft. Meine Kleidung bewahrte ich einfach auf dem Boden auf und auch meinen Fernseher habe ich schon verkauft. Ich weiß nur nicht was ich machen soll wenn Kanurya wieder gesund ist und Nachhause kommt. Wie wird sie wohl reagieren wenn sie die Wohnung so leer sieht?  Ihr Zimmer habe ich aber immernoch so gelassen wie es war. Nach dem ich Kanurya im Krankenhaus besuchte beschloss ich schon mal meine Sachen für die Geschäftsreise zu packen. 

Während ich packte hörte ich aber jemanden klingeln. Eigentlich erwarte ich ja niemanden aber vielleicht braucht die Nachbarin ja wieder Salz denn irgendwie hab ich das Gefühl, dass sie nie selber Salz einkauft sondern nur bei anderen Nachbarn danach frägt. Bevor ich zur Tür lief, ging ich schnell in die Küche um ihr die Salzpackung direkt zu geben. Als ich die Tür öffnete stand aber keine Nachbarin vor mir, sondern Kerem. »Woher wissen Sie wo ich wohne?«, sprach ich meine Gedanken direkt laut aus. Von deinen Unterlagen du Idiot. »Tut mir leid. Ic- Guten Abend« brachte ich nur heraus und hoffte, dass er das gerade eben nicht komisch fand. »Guten Abend«, antwortete er gelassen. »Was machen Sie hier?« »Ich wollte noch ein paar Sachen wegen der Geschäftsreise klären. Komme ich ungelegen?« »Nein überhaupt nicht. Ich habe Sie bloß nicht erwartet. Kommen Sie doch herein«. Eigentlich wollte ich ihn nicht reinlassen, weil meine Wohnung nicht wirklich einladend aussieht aber ich kann ihn ja nicht einfach draußen stehen lassen. »Danke. Und Sie dürfen mich auch gerne duzen«, bot er mir an. »Ok, danke. Dann dürfen Sie mich auch duzen«, antwortete ich aus Reflex und merkte dann wie dumm ich bin. Er schmunzelte nur ein wenig, sagte aber nichts dazu. Zusammen liefen wir dann in das Wohnzimmer wo ich zum Glück noch das Sofa und den Couchtisch hatte. Hätte ich die schon verkauft dann müssten wir auf dem Boden sitzen. Ich ließ ihn kurz alleine und lief dann in die Küche um noch etwas zum trinken zu holen, doch ich fragte ihn nicht was er wollte, weil ich sowieso nur Mineralwasser oder Leitungswasser da habe. Ich brachte dann ein Glas Wasser für ihn in das Wohnzimmer, stellte es auf den Tisch und saß mich hin  bis ich dann bemerkte dass ich die Salzpackung immer noch in meiner Hand hielt. Fuck. Ich stand einfach wieder auf und lief in die Küche um die Packung wieder zurück zu stellen. Auf dem Rückweg in das Wohnzimmer brachte ich  noch einpaar Süßigkeiten mit, die ich eigentlich für Kanurya gekauft hatte, damit es nicht so auffällig aussah. »Bedienen Sie sich«, sagte ich ihm und schob die Süßigkeiten in seine Richtung. Mir fiel dann ein, dass er gesagt hatte ich soll in duzen. Wie dumm bin ich, dass ich ihn immer noch sieze? »Danke. Hier wohnst du also?« Weder aus seiner Stimme, noch aus seinem Gesichtsausdruck konnte ich sagen, ob er es positiv oder negativ meinte. »Ja«, antwortete ich ihm. »Und deine Schwester?« »Sie ist noch im Krankenhaus«. Hoffentlich frägt er nicht weiter. Ihn geht es nichts an warum sie noch dort ist. »Wie alt ist sie?« »Sie ist schon drei Jahre alt«, antwortete ich. Irgendwie wurde es dann ruhig keiner sagte etwas. Ich sah ihn an, und bemerkte dann wieder seine Pickmentflecken am Hals. Aber sein Ausschnitt von dem Hemd das er trug war etwas tiefer, weshalb ich bemerkte dass er einen Verband trug. Wahrscheinlich um seinen ganzen Oberkörper. Waren das vielleicht doch keine einfachen Pickmentflecken? »Also, der Grund weshalb ich gekommen bin ist, weil ich mit dir noch über ein paar Sachen über die Geschäftsreise bereden muss«, unterbrach er die Stille obwohl er das schon gesagt hatte. »Natürlich, um was genau geht es?« »Ich wollte mit dir noch über den Ablauf reden. Also am Montag werde ich dich schon um sechs Uhr abholen weil wir schon um neun Uhr fliegen. Der Flug wird circa zehn Stunden dauern weshalb wir erst um dreizehn Uhr dort ankommen werden, was dann achtzehn Uhr der deutschen Zeit entspricht. Wir sind dann wahrscheinlich um zwanzig Uhr im Hotel, wenn wir nicht in einen Stau geraten, wo wir uns dann für den ersten Tag ausruhen«. Das hörte sich eigentlich gut an. Auch wenn ich bisher nur einmal geflogen bin, bin ich mir sicher, dass der Flug an sich anstrengend wird. Er erzählte mir noch, dass wir am Dienstag dann auf die Veranstaltung gehen auf der wir potentielle neue Geschäftspartner kennen lernen werden und wo auch andere wichtige Leute eingeladen wurden. Am Mittwoch gehen wir dann in die Firma die er dort hat um zu prüfen ob dort alles in Ordnung ist. »Was den Donnerstag angeht können wir ja dann noch gucken was wir machen wollen. Wenn sie möchten könnten wir eine Besichtigungstour machen oder so. Das ist voll und ganz Ihnen überlassen. Sie müssen mir dann einfach nur Bescheid geben«. Irgendwie hört sich das ganze mehr an wie Spaß als Arbeit, aber egal wenn das das ist was man halt tut dann mache ich es halt. »Das hört sich gut an. Wann fliegen wir dann am Freitag zurück?« »Genau so früh aber wir werden dann wahrscheinlich um neunzehn Uhr in Deutschland ankommen«.  »Ok«, mehr wusste ich nicht darauf zu antworten. 

»Da gibt es noch etwas das ich mit dir bereden will...«, sagte er dann zum Glück auf einmal, da ich mir keine Gedanken darüber machen muss was ich als nächstes sagen soll. »Es geht darum was über sie recherchiert wurde, denn wie ich ihnen schon erzählt habe, kontrollieren wir alle Mitarbeiter aus unserer Firma und erst recht, meine persönliche Assistentin«. Ich hatte das komplett vergessen. Was soll ich jetzt machen? Weiß er vielleicht schon, dass ich ihn mit der Sache von Kanurya angelogen habe? Er würde mich aber dann doch direkt entlassen und nicht erstmal die Details über die Geschäftsreise besprechen, oder? Vielleicht hat er aber auch zufällig Sachen über meine Eltern gefunden und das was er jetzt zu mir sagen wird, wird mich zwar verletzen oder vielleicht nur überraschen. Ich merkte wie blass ich jetzt geworden war und es fühlte sich nicht nur so an als ob die Gesichtsfarbe von mir gewichen war, sondern auch die Luft die ich zum Atmen brauche. 

𝚗𝚘𝚝𝚑𝚒𝚗𝚐Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt