𝚝𝚑𝚎 𝚋𝚘𝚗𝚍 𝚘𝚏 𝚏𝚛𝚒𝚎𝚗𝚍𝚜𝚑𝚒𝚙.

82 4 0
                                    

P.o.V.: Kerem

Auch wenn wir uns so gut wie jeden Tag getroffen haben, erinnert sie sich leider immer noch an nichts. Ich will sie aber auch nicht drängen, wenn die Erinnerungen kommen dann kommen sie, wenn nicht dann nicht. Das ändert nichts an der Tatsache, dass es immernoch Aleyna ist. Auch ohne Erinnerungen ist sie der Mensch in den ich mich verliebte. Ihre guten Seiten sind nicht mit den Erinnerungen verschwunden. Ein paar Male musste ich wieder zurück in die Firma aber wenn ich wieder in der Stadt war ging ich oft mit Aleyna essen und ich erzählte ihr entweder etwas über sie selbst oder sie erzählte mir etwas über ihr neues Leben. Ethan war froh darüber, dass Aleyna sich mit ihm treffen wollte aber so wie ich ihn kannte wäre er gekommen wenn sie ›Nein‹ gesagt hätte. Kurz bevor ich aber zu Aleyna fuhr um sie abzuholen rief ich aber noch mal Ethan an. »Ich denke wir werden um ungefähr siebzehn Uhr ankommen. Aber zuerst sollten wir glaube ich unsere Sachen in dem Hotel abstellen bevor wir zu dir fahren«. »Wann kommt ihr dann in das Restaurant?« »Ungefähr eine Stunde später«, schätzte ich obwohl ich denke, dass es länger dauern wird. »Ok. Gibt es etwas auffälliges das ihr nicht mehr schmeckt?« »Nein ich glaube sie isst immer noch alles was ihr in die Hände fällt«. »Hahah. Sie ist nicht Kanurya«. Da erinnerte ich mich noch an etwas. »Ich habe ihr immer noch nichts von ihr erzählt«, beichtete ich. »Warum?« »Ich dachte wir fangen langsam an. Also nicht alles auf einmal. Das könnte sie überfordern. Denkst du nicht?« »Da könntest du recht haben«, grübelte er.  »Also ist es richtig, dass ich ihr noch nichts von Kanurya erzählt habe? Sie ist der größte Teil ihres Lebens. Ich dachte sie heben wir uns zum Schluss auf«. »Ich weiß nicht ob es das richtige ist aber es macht Sinn. Wenn wir sie direkt mit allem bombardieren wird es ihr vielleicht zu viel«. »Ja. Und falls du ihr irgendwelche Bilder zeigst oder irgendwelche Geschichten erzählst-« »-dann achte ich darauf sie nicht zu zeigen und sie auch nicht zu erwähnen«. »Genau«. »Erinnert sie sich wirklich an gar nichts mehr?« »Nein. Vielleicht schaffst du ja mehr«. »Wir werden das ja dann sehen«. »Ja, bis dann«. »Bis dann«.


Als ich Aleyna und ich in das Flugzeug einsteigen wollten musste sie ihren Pass zeigen. Sie hatte jetzt schon einen neuen und starrte auch als wir im Flugzeug waren die ganze Zeit darauf. »Gefällt dir dein Bild nicht? Das ist ganz normal auf meinem sehe ich so aus als wäre ich ein Massenmörder«. Sie fing an zu Kichern und sagte dann:»Nein es ist nicht das Bild. Sondern der Name. Ich kann mich noch immer nicht wirklich daran gewöhnen. Und ehrlich gesagt kann ich auch nicht glauben, dass sich Leute um gesorgt haben«. »Was meinst du damit?«, fragte ich verwundert. »Seit fast zwei Jahren bin ich davon ausgegangen, dass ich niemanden habe. Dass ich niemanden kenne und dass keiner sich für mich interessiert«, sie sah mich mit einem traurigen Blick an. »Es tut mir so leid, dass du und Ethan euch solche Sorgen gemacht haben. Die ganze Zeit über«. »Das ist nichts wofür du dich entschuldigen musst. Für dich musste es so viel schlimmer gewesen sein. Niemanden zu kennen, nicht mal sich selbst«. Das hatte sich auf jeden Fall gar nicht an ihr geändert. Sie machte sich immer noch zu viele Gedanken und Schuldgefühle plagten sie immer noch. Sie musste sich immer noch wegen jeder Kleinigkeit entschuldigen. Als das Flugzeug in der Luft war fragte sie mich noch mehr. »Wie ist Ethan so?« »Er ist richtig nett und ein guter Mensch. Wirklich. Du brauchst keine Angst zu haben. Er hat wahrscheinlich mehr Angst als du. Die ganze Zeit dachte er genau so wie ich, dass er dich nie wieder sehen würde«.Sie schien mit dieser Antwort zufrieden zu sein, war aber trotzdem immer noch nervös.

In Frankreich hatte ich für uns eine Suite gebucht. Eigentlich hätte ich gerne etwas größeres gewollt und etwas privateres aber da Aleyna darauf bestand die hälfte der Reisekosten zu übernehmen, wollte ich nichts dass zu teuer war. Nach dem wir unser Gepäck hier gelassen hatten fuhren wir dann zu dem Restaurant. Davor machte Aleyna aber noch Anstalten, da sie nicht glauben konnte, dass ich eine Suite gebucht habe. Genau wie in den alten Zeiten. Als wir dann endlich ankamen stieg sie aus und blieb stehen. »Wow«, staunte sie dann als wir rein liefen. Drinnen wartete Ethan schon ungeduldig auf uns und lief direkt auf uns zu. »Aleyna«, sagte er nur atemlos und zog sie in eine Umarmung. Sie wusste nicht genau wie sie reagieren sollte, dennoch umarmte sie ihn zurück. »Du siehst genau gleich aus und hast dich kein bisschen verändert. Tut mir leid, setzt euch doch ihr seid bestimmt erschöpft«. Wir nahmen Platz und Ethan bombardierte sie mit Fragen. Als ich bemerkte, dass Aleyna etwas überfordert mit dem Moment war unterbrach ich ihn:»Ganz ruhig du hast noch genug Zeit um ihr alle Fragen zu stellen. Sei froh, dass sie deine Umarmung erwidert hat und dir keine Backpfeife gegeben hat«. Ethan und Aleyna fingen an zu lachen und natürlich fragte er nochmal genauer nach was ich meinte. Das war wohl der perfekte Stimmungsauflockerer, denn dann fing Aleyna auch an mit ihm zu reden und ihm Fragen zu stellen. Ethan holte begeistert alte Sachen raus, wie DVD's, CD's, Bilder und viele anderen Sachen die er mit ihr verband und erzählte viele Geschichten über die beiden.  Er macht das auf jeden Fall viel besser als ich. Aleyna hörte ihm auch gespannt zu und man merkte dass sie sich, obwohl sie keine Erinnerung mit Ethan hat, immer noch sehr gut mit ihm verstand. Das Band der Freundschaft, hielt sogar bis jetzt immer noch. Es ist, als wäre sie nie weg gewesen. Warum ist es aber bei ihren Gefühlen für mich nicht genau so gewesen? »Und du hattest deinen gefälschten Ausweis wirklich bei dir gehabt aber nicht deinen echten?« »Ja. Stell dir vor ich dachte wirklich meine Eltern haben mich Lydia Lilou genannt«. »Oh Gott nein. Das muss schlimm gewesen sein«. »Nicht so schlimm wie das Bild auf dem Ausweis. Ich wollte das Bild schon immer ändern lassen aber hatte nie Zeit dafür und auch keine Lust. Wenn ich damit zum Rathaus gegangen wäre...« »...dann hätte es ganz schön Ärger gegeben. Hast du den zufällig dabei?« »Ja, hab ich sogar. Warte«, sie wühlte in ihrer Tasche herum, holte den Ausweis raus und übergab es ihm. »Ich hätte niemals gedacht dieses Teil wieder zu sehen. Und niemals hätte ich gedacht, dass dieser Ausweis solche Probleme verursachen könnte«. Er lehnte sich dann an den Stuhl. Dieses kleine Plastikstück hatte uns Aleyna über eineinhalb Jahre weggenommenZum Glück wurde sie langsam etwas vertrauter mit ihrem alten Leben. Das macht den nächsten Schritt etwas einfacher. 

Nach ein paar Stunden in denen ich nur unnötig neben den beiden saß und ihnen zu sah wie sie sich wieder anfreundeten, sagte Aleyna aber schon sie wäre Müde. »Ihr bleibt wirklich nur für einen Tag?«, fragte Ethan traurig. »Ja, wir müssen beide noch arbeiten. Aber ich wollte dich unbedingt so früh wie möglich kennenlernen«, antwortete sie. »Danke, dass ihr extra hierher gekommen seid«, bedankte sich Ethan bevor wir wieder gingen. »Es war eine gute Idee dich mit Ethan zu treffen«, sagte ich dann im Auto. »Ja war es aber hattest du auch Spaß? Wir haben fast gar nicht mit dir geredet«. »Ich bin sehr zufrieden keine Sorge. Es ist erleichternd, dass ihr euch noch immer so gut versteht wie immer. Auch wenn du nicht so viel über ihn weißt, wie er über dich, bist du in seiner Nähe glücklich«. »Ja, es fiel mir wirklich leicht mich mit Ethan zu verstehen«, antwortete sie dann darauf. Nicht so wie mit mir. Es fühlt sich so an, als wäre ich die einzige Person die Gefühle für den anderen hat. Aber sie braucht nur Zeit... Oder?

𝚗𝚘𝚝𝚑𝚒𝚗𝚐Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt