P.o.V.:Aleyna
Kerems Vater öffnete die Tür und machte uns Platz damit wir rein laufen konnten. Als ich rein lief sah ich ihn dort sitzen. Er war komplett bleich im Gesicht, als hätte er einen Geist gesehen. Ich wusste einfach nicht was ich sagen sollte und mir fiel dann nichts besseres ein als:»Hi«. Nervös sah ich zu Kerem der ernst schaute aber sich auf seine obere Lippe biss um sich das Lachen zu verkneifen. So ein Lappen Nach einer gefühlten Ewigkeit stand er dann auf. Er sieht überhaupt nicht wie ich aus, was ich auch erwartet habe, weil ich ihn schon auf dem einen Bild aus der Truhe gesehen habe. Er lief auf mich zu und ich blieb wie angewurzelt stehen. Er hielt mich an den Schultern fest, wahrscheinlich um zu sehen ob ich echt war oder nicht und auch um mich als stütze zu benutzen, weil er etwas schief stand. »Aleyna...«, sagte er immer noch so als könnte er nicht glauben, dass ich vor ihm stand. Jetzt konnte ich selber nicht anders als zu weinen. Auch wenn ich mir selber nicht sicher war ob er das wollte oder nicht umarmte ich ihn einfach, denn das war alles was ich in diesem Moment wollte. Seit Jahren, wollte ich von meinen Eltern in den Armen genommen werden wenn es mir schlecht geht und das war endlich das erste Mal. »Wie ist das möglich?« Als Antwort zuckte ich mit meinen Schultern. Auf einmal wendete er sich wütend zu Kerems Vater:»Wie kannst du das wissen, mir aber nicht davon erzählen Emirhan? Wie kannst normal mit mir reden wenn du weißt, dass meine Tochter am Leben ist?« »Ich war diejenige die dich nicht sehen wollte«, schützte ich ihn. Mein Vater sah mich verletzt an. »Warum nicht?« »Ich dachte, dass du mich nicht haben wolltest und mich deshalb in das Kinderheim gebracht hast«, das war das erste Mal dass ich es wirklich aussprach. »Ich wollte nach dem ich herausfand, dass du am Leben warst nicht wissen warum ich die ganzen Jahre über in einem Kinderheim aufwuchs und dabei dachte du wärst gestorben«. Ich fing an fürchterlich zu schluchzen und war mir nicht mal sicher ob man mich verstand aber redete dennoch weiter:»Aber ich hab es nicht mehr ausgehalten. Ich wollte dich kennenlernen auch wenn ich die Befürchtung hatte, dass du mir in mein Gesicht sagen würdest, dass du mich nicht haben willst oder dein eigenes Leben leben willst und mich deshalb weggegeben hast als meine Mutter gestorben ist. Aber ich musste mir einfach sicher sein. Also sag mir bitte warum du es getan hast«. »Niemals hätte ich dich freiwillig weggegeben«, er sah mich beleidigt an und ich habe lange nicht mehr so sehr bereut die Wahrheit zu sagen. Also zu viel der Wahrheit. »Tut mir Leid«. »Du siehst genau so aus wie deine Mutter. Hätte Emirhan nicht gesagt meine Tochter würde gleich durch die Tür laufen, dann hätte ich gedacht sie würde vor mir stehen«, staunte er dann genau so wie es Kerems Eltern am Anfang auch taten. Meine Hände hielt er immer noch fest, als er mich genau betrachtete. Sein Blick stoppte als er meinen Ring sah. »Wer?«, fragte er dann und zeigte auf meine Hand. »Kerem«, antwortete ich ihm verlegen. Ich weiß nicht warum aber ich hab nicht daran gedacht ihm das erzählen zu müssen. Er lief auf Kerem zu und umarmte ihn dann:»Ich könnte mir keinen besseren vorstellen«. Kerem wusste nicht genau was er tun sollte, weil das so überraschend kam und das keiner wirklich vorher gesehen hatte.
Ich erinnerte mich daran was ich damals in dem Tagebuch meiner Mutter las. Dadurch dass sein Vater etwas dagegen hatte, dass er mit ihr zusammen kam, hatte ich ein bisschen Angst er würde auch so sein. Was das angeht habe ich irgendwo wahrscheinlich Glück. Mein Vater war nie für mich da, er wusste nicht mal dass es mich gibt. Es fehlte die Verbundenheit die zwischen Vater und Kind sonst herrschen. Er muss mich erst noch kennenlernen. Wahrscheinlich weiß er nicht mal ob er mich mag, dadurch dass er mich nicht mal kennt. Wir sind ja eigentlich schon fast wie Fremde. »Du bist schon so erwachsen«. »Es waren einundzwanzig Jahre...« »Ich habe so viel verpasst«. »Wir hätten uns schon vor zwei Jahren treffen können. Dadurch hast du noch ein Jahr unnötig verloren. Hätte ich gewusst, dass du es auch nicht wusstest dann hätte ich schon früher Melek und Emirhan bescheid gesagt«. Kerems Mutter wollte, dass wir uns alle erstmal hinsaßen bevor wir weiter redeten. Kerem selbst ging kurz weg um uns allen etwas zu trinken zu holen. »Tunay, wie konnte das passieren?«, sprach Kerems Mutter zuerst. »Ich weiß es nicht«. Kerem kam mit dem Trinken zurück und setzte sich dann zu uns. »Das einzige was ich noch von damals weiß war, dass ich arbeiten war. Wie immer. Aber auf der Arbeit bekam ich dann einen Anruf. Ich kam natürlich so schnell wie es ging aber da war das meiste von dem Haus schon niedergebrannt und man sagte mir, dass es keiner herausschaffte. Es tut mir so leid Aleyna«. »Aber wie ist sie alleine aus dem Haus gekommen. Jemand muss sie doch in dem Kinderheim abgegeben haben. Sie war nicht mal ein Jahr alt. Wie kann es sein, dass sie deinen und auch Benjetas Namen kannte und auch ihren eigenen behielt? Wie kann es sein, dass sie einen Teil des Geldes das Benjeta gehörte vererbt bekam?« »Ich weiß es nicht!«, wurde er dann lauter. Kerems Mutter hörte aber da nicht auf:»Ich verstehe sogar weshalb Aleyna dich nicht kontaktieren wollte. Irgendwie deutet alles darauf hin, dass irgendjemand das alles geplant haben musste«. »Willst du mir jetzt die Schuld dafür geben? Für etwas wofür ich nicht ein Mal verantwortlich bin?« »Ich will aber wissen wer das ist. Du hast Aleyna gerade erst kennengelernt aber ich habe sie schon vor über einem Jahr getroffen. Ich habe mir seit Monaten Gedanken gemacht wie das alles passieren konnte, was für Erklärungen es dafür gab und du weißt noch nicht einmal durch was sie gegangen ist...« »Hatte ich bis jetzt Zeit sie richtig kennenzulernen?« »Lass sie ausreden«, mischte sich dann noch Kerems Vater in das Gespräch mit ein. »Ok. Du bist zwar noch nicht dazu gekommen aber ich weiß es schon zu lange. Ich habe mir schon zu lange den Kopf darüber zerbrochen. Zu wissen wie Benjetas Tochter-« »Sie ist auch meine Tochter«, entgegnete er ihr dann was sie aber nicht wirklich zu interessieren schien. »Zu wissen wie Benjetas Tochter aufwuchs obwohl ihr Vater am Leben war, obwohl sie uns hatte die für sie gesorgt hätten. Sie hätte niemals so alleine sein dürfen, weil sie so viele hat die bei ihr gewesen sein müssten. Ich will, dass wir herausfinden wie es dazu gekommen ist. Willst du das nicht auch?«, sagte sie dann in einem provokanten Ton. »Natürlich will ich das! Aber ich will erstmal meine Tochter kennenlernen. Ich möchte alles wissen und sie noch ihrem Opa vorstellen«. Meint er seinen Vater als mein Opa? Ich habe noch jemanden als Familie? »GANZ BESTIMMT NICHT!«, schrie plötzlich Kerems Mutter. Sie war eindeutig wütend. Sie schlug mit ihrer Faust auf den Tisch und auf ihrer Stirn bildete sich eine Ader die auf einmal unübersehbar war. »Was meinst du mit ganz bestimmt nicht?«, fing dann auch er an zurück zuschreien. »Lass sie ausreden!«, schrie dann auch Kerems Vater bevor er sich wieder zurück zog. Warum schreien jetzt alle? »Es tut mir leid Aleyna. Ich weiß du hast jetzt den Drang noch deinen Opa kennenzulernen. Ich weiß, dass sich das für dich einfach unlogisch anhört. Du warst aber früher nicht dabei. Du bist zwar erwachsen genug um das für dich selbst zu entscheiden aber das ist das letzte was ich zulassen werde«. »Misch du dich da nicht ein, wenn es um meine Familie geht!« »Ganz ehrlich, ich muss ganz ehrlich sagen dass ich in diesem Punkt voll und ganz Melek vertraue es sei denn, du kannst mich vom Gegenteil überzeugen«. »Was redest du da?«, sagte er dann eindeutig verletzt. »Meine Mutter hat Melek immer vertraut, deshalb tue ich das auch«, antwortete ich ehrlich. »Dein Vater war der erste der etwas gegen Benjeta hatte und der Hass ging auch nach Aleynas Geburt zu ihr herüber. Es war unübersehbar. Sie wird ganz bestimmt nicht zu dem Mann gehen der ihre Geburt am meisten verabscheute. Nicht mal als Benjeta wieder zuhause war, wollte er Aleyna kennenlernen. Für ihn war sie doch nichts weiter als ein Stück Dreck und bei dieser Sache werde ich sie wie meine Tochter behandeln und nicht zulassen, dass sie sich freut ihren Opa nach einundzwanzig Jahren kennenzulernen obwohl sie nicht Mal wusste, dass sie noch einen hat und dann taucht sie dort auf und wird genau so behandelt wie er Benjeta behandelte«. »Du tust so als wäre er ein Monster. Er ist ihr Opa. Es ist Jahre her«. »Denkst du das ändert irgendwas daran, dass er sie als Schandfleck sah?« »Das glaubst du doch selbst nicht«. Es war eindeutig, dass er noch viel mehr sagen wollte und auch wütend war aber ich konnte nichts tun. Denn er war theoretisch alleine. Kerems Mutter hatte seine Familie die aufpasste, dass er nichts falsches sagte. Damit sein Hass nicht auf Melek blieb fing ich an zu reden. »Wie ist er denn so?«, fragte ich dann. »Du kannst mir glauben als ich ihm von dem Unfall erzählte hatte ich eindeutig gesehen, dass er sogar trauerte. Auch wenn er nicht wirklich begeistert von der Ehe mit deiner Mutter war, das war nicht das was ihm gefiel«.
Auch wenn das nicht wirklich die Antwort war, auf die Frage wie ich sie meinte, nickte ich. Wir unterhielten uns dann noch lange bevor er dann ging. Ich erzählte ihm alles. Von meiner Zeit im Kinderheim, von Ethan, von Kanurya, von der Zeit nach dem Unfall und wie wir für eineinhalb Jahren getrennt waren, davon wie Kerem und ich uns kennengelernt hatten und wie er mich dann seiner Familie vorstellte. Weil es spät wurde, ging er dann aber wir machten aus, dass wir uns am nächsten Tag wieder trafen. Dieses Mal aber alleine.
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𝚗𝚘𝚝𝚑𝚒𝚗𝚐
RomanceNach Jahren in denen sie im Kinderheim lebte, zog Aleyna mit ihrer kleinen Schwester aus. Sie lebte das erste Jahr ein bescheidenes und dennoch akzeptables Leben bis sich der gesundheitliche Zustand ihrer Schwester extrem verschlechtert und sie alle...