𝚜𝚑𝚎 𝚍𝚒𝚍𝚗'𝚝 𝚑𝚊𝚝𝚎 𝚖𝚎.

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P.o.V.: Kerem

Jeder hat mir gesagt ich soll es langsam angehen und obwohl ich es versucht habe, hielt ich mich nicht daran. Was dachte ich mir? Auch wenn ich es nicht so meinte, kam es bestimmt bei ihr so an als hätte ich diese Situation ausgenutzt. Als hätte ich ihre Angst ausgenutzt. Aber ich habe einen Fehler gemacht und nichts der gleichen beabsichtigt. Sie hat mir vertraut und ich habe das getan. Bevor ich ging wollte ich ein letztes Mal versuchen alles mit ihr zu klären. Von hier zu gehen mit dem Gedanken, dass sie mir verzeiht war mein Ziel. Ich klopfte an der Tür aber es kam keine Antwort. »Aleyna?« Vielleicht sollte ich einfach sagen was ich loswerden will. »Ich weiß zwar nicht ob du gerade wach bist und mich hörst, aber es tut mir leid. Wirklich«. Keine Antwort. »Ich bin in vier Tagen wieder in der Stadt. Ich hoffe du willst dich auch nochmal mit mir treffen«. Keine Antwort. »Es kommt auch nie wieder vor. Ich werde so etwas nie wieder ohne deine Erlaubnis machen«. Keine Antwort. »Es tut mir leid«, war das letzte was ich sagte bevor ich ging. Auf dem Tisch habe ich ihr schon ein Frühstück vorbereitet und ich holte einen Zettel raus um ihr eine Nachricht zu hinterlassen.

Das ist dein Frühstück. Der Fahrer kommt um 14:00 Uhr und dein Flugticket habe ich auch hier auf den Tisch gelegt.

Viel Spaß dabei die Stadt zu erkunden!

Und es tut mir leid.


Ich konnte sie nicht mehr erreichen, weil sie mich überall ignoriert hatte. Heute fahre ich aber in die Stadt und als erstes werde ich zu ihr fahren. Aber dadurch, dass ich sie nicht anrufen konnte oder ihr schreiben konnte weiß ich nicht ob sie zuhause ist. Aber das werde ich dann herausfinden. Falls sie mit mir den Kontakt abbrechen will habe ich ihr noch ein paar Sachen mitgebracht. Meiner Meinung nach sollte sie die haben. Die Tür unten war schon offen weshalb ich einfach hoch laufen konnte. Als ich vor der Tür zu ihrer Wohnung stand klingelte ich mehrmals und klopfte auch. Aber es kam keine Antwort. Entweder ist sie nicht Zuhause oder sie ignoriert mich wirklich komplett bis ich weg bin. Bis ich mir aber sicher bin, dass sie immer noch nicht mit mir reden will werde ich hier auf sie warten. Ich lief gerade einen Schritt nach hinten bis ich eine Stimme hinter mir hörte und zusammenschreckte. »Sie will dich nicht mehr sehen«. Es war eine Frau. Hätte sie Zu nicht in ihren Armen getragen dann wäre ich nicht darauf gekommen, dass sie ihre Mutter war. »Wie bitte?«, fragte ich obwohl ich sie deutlich verstanden hatte. »Du solltest gehen«, sagte sie nur in einem ruhigen Ton. Hinter mir hörte ich dann Schritte die, die Treppen hochliefen  und ich hörte dann die Stimme die ich die letzten Tage so vermisste. »Kerem?« Als sie bei der Etage ankam, sah sie dann auch wie Zu's Mutter vor mir stand. »Wir müssen reden«, sagte sie dann zu mir. Ich nickte nur. »Bist du dir sicher?«, fragte dann Zu's Mutter. Wie heißt sie nochmal? »Ja«. »Ok. Ich gehe jetzt einkaufen aber pass auf dich auf. Ruf mich an falls etwas passiert«. »Ja mache ich. Danke. Ach so, Asami?«, rief sie ihr dann noch hinterher. Ahh ja stimmt Asami war ihr Name. »Kannst du mir noch Butter kaufen? Und Chips?« »Ja mache ich«, rief sie zurück. Und schon waren wie alleine. Sie sah mich nervös an. »Komm rein«, sagte sie nach dem sie die Tür öffnete. »Geh ins Wohnzimmer ich komme gleich«. Und ich lief in das Wohnzimmer und saß mich dort hin wo ich immer saß. Nach einer Weile rief sie mir dann zu:»Tut mir leid, ich komme gerade von der Arbeit. Hast du Durst?« »Nein«. 

Endlich lief sie rein und setzte sich gegenüber mich. »Ich wollte mich nochmal dafür entschuldigen was ich in Frankreich getan habe«, fing ich dann an das Thema direkt anzusprechen. »Ich weiß du hasst mich-« »-Ich hasse dich?«, fragte sie als könnte sie es nicht glauben und fing dann an leise und tonlos zu lachen. »Ich hasse dich?«, wiederholte sie wieder in einem bedauernswerten Ton. »Ich. Hasse. Dich?«, flüsterte sie leise. »Ich hasse dich?«, betonte sie dann das ›Hassen‹. »Aleyna...«, versuchte ich sie zu unterbrechen, weil mir das Angst machte. »Ich kann dir ganz sicher sagen, dass ich dich nicht hasse. Immer wenn wir Zeit miteinander verbrachten spürte ich diese Wärme in mir. Es war als wäre eine Leere in mir gefüllt worden. Es war so vertraut mit dir. Es war anders als bei jedem anderen den ich kannte. So viel Stärker. Und glaub mir Kerem wenn ich dir das jetzt sage aber ich hasse dich nicht. Ich liebe dich. Schon seit dem ersten Moment als ich dein Gesicht sah, bei den Merriwether's Zuhause. Ich erinnerte mich zwar nicht an dich, aber mein Herz tat es. Es ist so verdammt verwirrend für jemanden so starke Gefühle zu haben, den man gar nicht kennt. Ich habe dir direkt vertraut, ich wusste ich kann dir vertrauen, weil ein Gefühl mir das sagte. Aber es ist so verwirrend nicht zu wissen weshalb. Denkst du ich würde jede Person einfach in meine Wohnung lassen? Nein, würde ich nicht. Aber bei dir war es so anders...«, sie klang in dem Moment so verzweifelt. »Ich weiß in meinem Kopf, es kann nicht richtig sein dich zu wollen. Es wäre nicht richtig und ich habe so sehr versucht das Richtige zu tun. Jedes Mal wenn ich dich sah, war es so als... alles um mich herum hat sich verändert. Ich habe die Umgebung um mich herum anders wahrgenommen, weil ich mich auf dich konzentrierte und an nichts anderes mehr denken konnte. Es ist als wäre ich krank. Wie kann man für einen Menschen solche Gefühle haben wenn man ihn gar nicht kennt?«, sie sah auf den Boden. »Das ist es ja: Du kennst mich«. 

Ich lief zu ihr herüber und kniete mich vor ihr hin um ihr Gesicht besser zu sehen. »Schau mich an«, bat ich sie. Als sie langsam ihren Blick hob hielt ich ihre Hand. »Es tut mir leid, dass ich es nicht schon früher gemerkt habe. Schon wieder habe ich es nicht gemerkt wie du leidest. Du weißt es nicht mehr aber ich habe diesen Fehler schon ein Mal gemacht und es tut mir leid diesen Fehler wiederholt zu haben. Und du kannst dir sicher sein, dass mit dir alles in Ordnung ist. Dein Kopf hat zwar vergessen was alles geschah aber dein Herz nicht. Du wusstest du konntest mir vertrauen, du wusstest dass irgendjemand in deinem Leben fehlte und du warst mit Ethan auch direkt vertraut. Nur deine Erinnerungen hat dein Kopf vergessen, dein Herz aber nicht die ganzen Gefühle und Emotionen«. »Aber ich will das nicht. Es war alles so gut. Weißt du wie es war als ich dich das erste Mal sah? Ich hätte schwören können ich würde dich kennen aber ich kam nicht darauf und das tat noch mehr weh. Dieses Gefühl hatte ich sonst nie. Ich versuchte mit aller Kraft diese Gefühle zu ignorieren, nicht darauf zu achten aber es ist so als wärst du in meinem Herzen eingemeißelt«. »Gib dich einfach deinen Gefühlen hin. Was hält dich davon ab?« »Ich weiß es nicht. Ich will es einfach nicht. Es ist so, dass ich mit dir befreundet sein will aber etwas in mir will so viel mehr was ich gar nicht verstehe«. »Wenn du willst dann können wir es nochmal versuchen. Du kannst dir deine eigenen Gefühle bilden mit den Erinnerungen die du jetzt neu schaffst. Erinnerungen von uns die wir ab jetzt zusammen schaffen. Es werden dann nur noch Gefühle sein die du verstehst und nachvollziehen kannst. Verstehst du?« Sie blieb still und antwortete nichts darauf. 

Bevor sie weiter sprach vermied sie den Blick zu mir. »Es geht nicht. Ich will das nicht«, sagte sie Kopfschüttelnd. »Es tut mir leid. Aber ich kann das nicht. Ich mochte mein Leben hier teilweise. Bis auf die Tatsache, dass ich nicht wusste wer ich war ging es mir gut. Jetzt weiß ich es und das Leben sollte ab jetzt besser sein. Aber du hast mich in ein Loch gezogen aus Gefühlen die ich nicht verstehe und die ganz durcheinander sind. Es ist schlimmer als davor«. Jedes einzelne Wort das von ihrem Mund kam tat in meinem Herzen weh. Ist das wirklich das was sie denkt? Ist das die Wahrheit? »Ich denke du solltest jetzt gehen«. Wortlos stand ich auf und lief zur Tür. Ich kann das nicht machen. Ich habe versprochen bei ihr zu bleiben. Aber das kann ich nicht gegen ihren Willen.  Sie will mich nicht bei ihr haben. Ich kann sie zu nichts zwingen, dass sie nicht will. Das würde sie nur noch weiter weg von mir ziehen. Bevor ich aber ging übergab ich ihr die Sachen die ich ihr mitbrachte. »Bitte überleg es dir. Du kannst mich jederzeit und immer erreichen. Du weißt ja wie«. Die einzige Antwort die ich darauf bekam war ein:»Tschüss, Kerem« und das Geräusch der Tür als sie die vor mir schloss.

𝚗𝚘𝚝𝚑𝚒𝚗𝚐Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt