P.o.V.: Kerem
Aleyna's Zustand hat sich auf jeden Fall gebessert und nach dem sie Ethan traf bemerkte ich wie sie eindeutig gelassener war. Egal was ich mache, ich könnte niemals einen besten Freund ersetzen. Das ist etwas komplett anderes. Aleyna hatte auch ihre Jobs gekündigt und die Wohnung. Ihre Sachen bringen wir aber erst später zurück in das Haus. Wir waren uns aber auf jeden Fall einig Kanurya's Zimmer so zu lassen wie es ist. Ihre Sachen irgendwo auf dem Dachboden zu verstauen oder sogar wegzuschmeißen fühlte sich einfach nicht richtig an. Mit zwei Tassen Kaffe in der Hand lief ich in das Wohnzimmer und sah Aleyna die gerade am Handy war. Manchmal hatte sie ihre fünf Minuten in denen ihre Emotionen wieder hoch kamen aber das war völlig in Ordnung und auch normal. Es braucht Zeit aber komplett verheilen wird es nie. Die Zeit heilt zwar alle Wunden aber es wird eine Narbe bleiben. Aber so war das Leben nunmal.
Eine Tasse gab ich Aleyna die von ihrem Handy auf sah und es zur Seite legte. Zuerst sagten wir nichts bis sie die Stille unterbrach:»Kerem? Ich kann mich immer noch nicht an alles erinnern aber ich habe mich vor kurzem an etwas erinnert. Ich bin mir nur nicht sicher ob es echt ist, weil ich es nie gesehen habe«. »Was genau meinst du?« »Kann es sein, dass du...«, sie zeigte mit ihrer Hand auf ihren Oberkörper und ich bin mir zwar nicht ganz sicher aber ich glaube ich weiß was sie meint. »Meinst du das?«, fragte ich während ich ein paar meiner Knöpfe meines Hemds öffnete damit sie meinen Oberkörper sah. Meine Verbrennungen. »Ja«, sie runzelte ihre Stirn und streckte eine Hand aus. »Darf ich?«, fragte sie dann woraufhin ich nickte. Ihre Finger streiften über die Verbrennungen. Die Berührung war vorsichtig und leicht. Sie war die einzige Person bei der ich das Gefühl hatte mich nicht dafür schämen zu müssen. Bei ihr wusste ich, dass sie mich mit diesem Makel dennoch liebte und dass sie mich niemals wegen dem verlassen würde. »Was ist passiert?« »Ich bin mir nicht sicher ob ich es dir erzählen soll...«, sagte ich woraufhin sie direkt ihre Hand wegzog als hätte sie einen Stromschlag gekriegt. »Tut mir leid. Ich bin nur davon ausgegangen, dass ich es bestimmt schon wusste. Ich wusste nicht, dass es für dich ein Thema ist worüber du mit mir nicht reden kannst«, stotterte sie dann. »Nein, so ist es nicht. Das Problem ist nur es ist keine schöne Geschichte und als ich es dir das erste Mal erzählte, habe ich dich zum weinen gebracht. Ich will nur nicht, dass es nochmal passiert«, versuchte ich es zu erklären. Ich legte meine Hand auf ihre Wange um ihre Aufmerksamkeit zu bekommen. »Ich selber habe mich immer dafür geschämt und du kannst mir glauben wenn ich dir sage, dass es bei dir nicht so war. Bei dir war es so als wärst du die einzige Person bei der ich frei sein konnte, bei der ich nicht darauf achten muss ob etwas verrutsch war. Du warst die einzige Person bei der dieses ekelhafte Gefühl auf meiner Haut verschwand«. »Ich will es wissen«, sagte sie sicher. »Ich will mehr über dich wissen«. Natürlich erzählte ich ihr dann alles. Zuerst dachte ich sie hätte es gut aufgenommen. Zumindest besser als bei dem ersten Mal. Aber nach einer Weile stützte sie ihren Kopf mit ihrem Arm ab und flüsterte:»Stimmt. Du hast es mir ganz sicher schon einmal erzählt. Ich weiß nur nicht mehr wann. Aber das hast du ganz sicher«. In ihrer Stimme hörte ich wie sie versuchte ihre Traurigkeit zu überspielen. »Ja, das habe ich einmal«, bestätigte ich. »Es tut mir so leid aber es geht nicht andersq, schoss sie dann heraus bevor ein paar Tränen ihr Gesicht hinunter liefen. »Es ist ok«. Nach einer Weile fragte ich sie dann das was ich mich schon lange fragte. »Erinnerst du dich eigentlich an den Tag? Also der Tag mit deinem Unfall? Weißt du was damals passierte?« Sie nickte. »Ich bin mir aber nicht sicher«. »Wenn du es mir nicht erzählen willst-« »Doch. Ich wollte es dir schon seit längerem erzählen. Aber ich weiß selber nicht genau an was ich mich erinnere und wie ich es erzählen soll«.
P.o.V.: Aleyna
»Nach einer langen Zugfahrt stieg ich aus und war dabei das Geschäft zu suchen. Es hieß ja es war in der Nähe des Bahnhofs, deshalb lief ich zuerst in die Stadt und wollte als ich dann dort war nach dem Weg fragen, weil ich mir nicht sicher war. Ich fragte einen Mann, ich glaube er war blond und größer als ich. Ich weiß nicht genau wie aber auf einmal war ich nicht mehr in der Stadt. Es war ein anderer Ort an dem keine anderen Menschen waren. Es war dort so dunkel und kalt. Ich habe gezittert und das einzige was ich weiß war wie andere auch dort waren. Ich hatte so Angst. Sie schrien mich an. Sie schrien und ich verstand es nicht. Ich hätte ihr Leben ruiniert, schrien sie. Sie schlugen mich und sagten, dass sie das damals hätten tun sollen. Ich verstehe es nicht. Was habe ich getan? Was habe ich getan, dass ich es nicht mehr wieder gut machen konnte? Ich kann mich nicht daran erinnern das Leben einer Person so zerstört zu haben. Sie hassten mich. Sie waren so voller Hass und Verzweiflung. Damals wusste ich weshalb, denn wenn ich daran zurück denke dann merke ich wie es mir Leid tat. Wirklich. Es fühlte sich so an als würde mein ganzer Oberkörper zusammen gedrückt werden, wenn ich daran denke. Mir tat es Leid was passiert ist! Mir tat es Leid was ich getan habe. Aber was war so schlimm? Wie kann ich dafür büßen wenn ich mich nicht daran erinnere?«, weinte ich mich bei Kerem aus. Ich will es wissen.
Ich will es wirklich wissen aber ich kann mich einfach nicht daran erinnern. Nicht an die Gesichter und auch nicht an sie. Vielleicht erinnere ich mich bald daran aber ich will es jetzt wissen. Ich halte es nicht mehr aus. So nah dran zu sein aber nicht nah genug. »Ich kann mir das auch nicht erklären«, versuchte er mich zu trösten. Er wusste es aber genau so wenig wie ich. Da fiel mir aber noch etwas ein. »Kerem?« Er sah mich fragend an bis ich dann weiter sprach:»Ich habe nachgedacht und zwar, möchte ich meinen Vater kennenlernen«. »Bist du dir sicher?« »Ja. Daran zu denken, dass Kanurya damals dachte ich würde ihn suchen verletzt mich. Es ist so komisch ich weiß nicht was für ein Gefühl das ist. Aber ich habe das Gefühl, dass es erst gehen wird wenn ich ihn wirklich kennenlerne. Es fühlt sich so an als hätte ich sie angelogen. Jetzt kann ich ihr aber niemals die Wahrheit sagen, deshalb will ich ihn wirklich kennenlernen. Es ist als würde ich es ihr irgendwie schulden.«. »Tut mir leid, das wollten wir nicht«. »Nein es ist nicht eure Schuld. Das war ein guter Weg um zu erklären, dass ich lange weg sein werde aber sie selbst hat sich ja gefreut. Es war viel schmerzloser als die Wahrheit. Und ich bin dir so dankbar, dass du dich um sie gekümmert hast. Dir muss es unheimlich schwer gefallen sein, sie immer wieder an zu lügen«. »Es fiel mir wirklich schwer...«, in seinen Augen sah ich seinen Schmerz. Wahrscheinlich dachte er gerade wieder daran zurück wie er ihr immer wieder in ihr Gesicht lügen musste. »Aber ich habe sie wirklich geliebt. Das Letzte was ich in ihren letzten Monaten gewollt hätte, wäre sie deprimiert und traurig zu sehen, weil sie sich auch Sorgen um dich machte. Wie alles jetzt gekommen ist, ist nicht deine Schuld«. Wie konnte er sich da so sicher sein? Er wusste nicht was ich getan habe. Genau so wenig wusste ich es. Wie kann er das so sicher behaupten? Irgendwas falsches habe ich wohl getan, aber was war es?
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𝚗𝚘𝚝𝚑𝚒𝚗𝚐
RomanceNach Jahren in denen sie im Kinderheim lebte, zog Aleyna mit ihrer kleinen Schwester aus. Sie lebte das erste Jahr ein bescheidenes und dennoch akzeptables Leben bis sich der gesundheitliche Zustand ihrer Schwester extrem verschlechtert und sie alle...