P.o.V.: Aleyna
Nach einigen Minuten verflog die Anspannung etwas. Wahrscheinlich war es zuerst der Schock, weshalb sie so reagierten. Ich selber habe mich aber nicht getraut noch etwas zu sagen. Kerem war nun auch aus der Schockstarre raus, weshalb er die Stille unterbrach und endlich fragte:» Was ist hier los?« Seine Hand legte er auf meine Schulter ab, was mir in diesem Moment Kraft gab und mich mentalisch stabilisierte. Kanurya, die arme, stand hinter Kerem. Sie schien heute mehr Angst zu haben als damals als sie Elmedina zum ersten Mal traf. »Wer bist du?«, fragte mich seine Mutter dann. Ich war mir nicht sicher was ich in diesem Moment antworten soll, deshalb antwortete ich einfach meinen Namen. »Aleyna Kaya«. »Das kann nicht sein«, flüsterte sie Kerems Vater zu. Der Schock war ihr im Gesicht geschrieben und auch ihre Verwirrung. »Kannten Sie meine Mutter?«, traute ich mich dann endlich zu fragen. »Ja, sehr gut sogar«, antwortete Kerems Vater. »Meine Frau und sie waren seit ihrer Schulzeit befreundet«, erzählte er dann. »Wie kann es sein, dass du lebst?«, fragte die Mutter nach. Wie kann es sein, dass ich lebe? »Ähm- Ich?« Was soll ich darauf antworten? Wie kann es sein, dass ich lebe? Ich sah wieder zu Kanurya. Sie weiß nicht, dass wir eigentlich nicht die gleichen Eltern haben. Ich kann nicht vor ihr über unsere Eltern reden. Sie weiß nichts. Sie weiß noch weniger als ich. Wie kann es sein, dass ich lebe? Diese Frage ging mir nicht mehr aus meinem Kopf. Meinen sie vielleicht, dass sie dachten ich wäre bei dem Brand mit meinen Eltern gestorben? Ich wollte nochmal nachfragen. Aber das ging nicht. Kanurya denkt nicht, dass es ein Feuer war als ich noch ein Baby war. Sie denkt es wäre vor ein paar Jahren passiert. So habe ich es ihr erzählt als sie hinterfragte warum die Eltern ihrer Freunde ihre Freunde abholten aber ihre Schwester immer sie abholte. Ich kann es nicht einfach ändern. Kerem hat wohl meinen Blick bemerkt, denn er fragte Elmedina ob sie nicht kurz rausgehen könnte mir ihr. Kanurya wollte aber nicht mit ihr gehen. Sie hatte Angst und vertraute ihr noch nicht genug. »Kannst du bitte gehen?« Er wusste genau so wie ich dass es keine gute Idee war aber wir wussten auch, dass es nicht anders ging. Ich hörte ihn noch wie er mit Kanurya redete bevor die Tür zu ging. »Komm wir gehen jetzt zu den Pferden«.
Als es wieder Still wurde, stand ich nun mit seinen Eltern und seiner Schwester alleine da. »Vielleicht ist das nur ein Missverständnis. Meine Eltern starben vor Jahren, als ich noch ein Baby war bei einem Brand«, erklärte ich ihnen. »Kennst du die Namen deiner Eltern?« »Ja, Tunay und Benjeta Kaya«. »Das kann kein Zufall sein«, sagte seine Mutter. »Du bist genau so schön wie sie es war. Du siehst genau so wie sie aus«, schwärmte sie. »Ich hätte niemals gedacht, dieses Gesicht wieder zu sehen«. Ich musste in diesem Moment alles verarbeiten, was gerade geschah. Kerems Eltern waren mit meinen Eltern befreundet. Sie wussten nicht, dass ich lebe. Sie dachten wir alle wären gestorben. Und ich sehe aus wie meine Mutter... Das war das was mir die Tränen entlockte. Ich wusste die ganzen Jahre über nicht wie meine Eltern aussahen, nach wem ich kam und von wem ich meine Augen hatte und von wem ich meine Nase hatte. Ich sehe aus wie meine Mutter. Dieser Gedanke machte mich so glücklich. Das endlich zu erfahren. »Es tut mir so leid«, entschuldigte ich mich. »Es gibt nichts wofür du dich entschuldigen musst«, versicherte sie mir. »Wir sollten uns entschuldigen. Ich sollte mich entschuldigen«, betonte sie. »All die Jahre warst du alleine in einem Kinderheim. Ich hätte mich, als beste Freundin deiner Mutter, um dich kümmern müssen nach dem Unfall. Es tut mir so leid«. Als es aber dann klingelte, flüsterte sie mir etwas zu:»Ich muss dir später wenn alle weg sind etwas geben«. Unter den Gästen kamen auch auf einmal Kerem und Kanurya. Er sah mich besorgt an.
Ich trug Kanurya nur hoch und lief wieder zu Kerems Mutter die gerade die beiden Gäste begrüßt hatte. »Rya. Das ist Kerems Mama. Sagst du ihr bitte ›Hallo‹?« Sie begrüßte sie mit einem leisem »Hallo«, da sie immer noch Angst hatte. »Hallo Kanurya, es ist schön dich kennenzulernen. Du bist sogar noch hübscher als Kerem es mir erzählt hatte. Ihr beide dürft mich Melek nennen. Und das da ist mein Mann, also Kerems Papa. Er heißt Emirhan«, stellte sie sich und Kerems Vater direkt vor. Sie sagte zu ihm auch nur »Hallo«. Kanurya ging später mit einem anderen Mädchen in ihrem Alter spielen. Währenddessen, lernte ich die Gäste kennen die gerade gekommen waren. Zuerst erkannte ich ihn gar nicht aber als ich ihn sah und er mich wohl auch in dem Moment erkannte, kam ich in eine Schockstarre. Was ist das für ein Tag? Der Typ der damals wegen dieser Sevgi vor der Tür stand war hier. Das war der Freund der sie damals gesucht hatte. »Enes!«, hörte ich Kerem in diesem Moment rufen. Sie liefen aufeinander zu und gaben sich eine brüderliche Umarmung. »Das ist meine Verlobte, Aleyna«, stellte er mich vor. Enes streckte seine Hand aus um mir die Hand zu schütteln und zitternd gab ich ihm meine. »Kann es sein, dass ich dich kenne?«, fragte er dann. War das sein ernst oder nur Spaß? Ich antwortete ihm ehrlich. »Ja, damals bist du in meine Wohnung gestürmt um meine ganze Wohnung abzusuchen«. »Oh scheiße stimmt«, fluchte er dann. Wir erzählten Kerem alles was damals passierte. Der andere Gast der zu dem Geburtstag kam, war der beste Freund von Enes. Er hieß Sergej. Kerem erzählte mir, dass seine Mutter gerne sagte, dass die beide die Söhne waren die sie niemals hatte. Zu diesem Geburtstag war nur die Familie von Enes eingeladen, weil Kerems Mutter die Feier klein halten wollte. Weil Kerems Tante also Enes Mutter nicht kommen konnte, beschloss er einfach stattdessen Sergej mitzunehmen. Ich find es eigentlich voll süß, dass sich Kerems Mutter mit dem besten Freund seines Cousins versteht. Das Mädchen, dass gerade mit Kanurya spielte war die kleine Schwester von Enes.
Der ganze Abend verlief eigentlich schön. Auch wenn ich noch die Anspannung bemerkte die von Kerem, seinen Eltern und seiner Schwester kam überspielen wir alle das einfach und hielten es uns für später auf. Seine Eltern erzählten mir zusammen mit Enes viele lustigen Geschichten über Kerem, dem das nicht gefiel. Es hatte sogar den Anschein als würde Enes sogar das irgendwie genießen die Chance zu nutzen sich über ihn lustig zu machen. Enes war sogar voll lustig und sympathisch, auch wenn ich das am Anfang garnicht erwartet hätte. Sein Freund Sergej war eigentlich auch so drauf wie er aber etwas zurückhaltender. Als es dann später wurde und wir alle satt waren gingen die beide dann wieder. Jetzt saßen nur noch wir fünf am Tisch während Kanurya die auf dem Sofa saß, irgendwas auf dem Handy anschaute. Die Stille wurde dieses Mal von Kerems Vater unterbrochen, der das Thema direkt ansprach. Aber anstatt, dass er mich etwas fragte oder mir irgendwelche Geschichten über meine Eltern erzählte sagte er einfach in einem ernsten Ton: »Dein Vater wird sich ganz sicher auch freuen dich wiederzusehen«.
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𝚗𝚘𝚝𝚑𝚒𝚗𝚐
Storie d'amoreNach Jahren in denen sie im Kinderheim lebte, zog Aleyna mit ihrer kleinen Schwester aus. Sie lebte das erste Jahr ein bescheidenes und dennoch akzeptables Leben bis sich der gesundheitliche Zustand ihrer Schwester extrem verschlechtert und sie alle...